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    Being Charlie

    Being Charlie


    Land/Jahr:
    USA 2015
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Rob Reiner
    Darsteller:
    Nick Robinson
    Cary Elwes
    Devon Bostick
    Morgan Saylor
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    98 Minuten
    Kaufstart:
    24. November 2016
    Label:
    Concorde

    Der junge Charlie feiert heute seinen achtzehnten Geburtstag. Einen wirklichen Grund zum Feiern hat er allerdings eigentlich nicht. Denn Charlie befindet sich seit einiger Zeit in der Entzugsklinik für Drogenabhängige. Und bisher hat er auch gar nicht vor, den normalerweise schönsten Tag in seinem Leben tatsächlich dort zu verbringen. Doch diverse Dummheiten sorgen leider dafür, dass er im Falle eines Abbruchs mit einer Klage vor Gericht zu kämpfen hat. Immerhin die hübsche Eva gibt ihm die nötige Motivation, seine Therapie endgültig durchzuziehen. Denn wochenlang auf engstem Raum mit jenem Mädchen zusammen zu leben, kann schnell dazu führen, dass die Hormone etwas verrückt spielen. Dumm nur, dass eine Liebesbeziehung im Drogenentzug keineswegs ein einfacher Umstand ist, denn eigentlich sind Beziehungen innerhalb der Gruppe untersagt. Und noch weiß Charlie auch gar nicht, ob er womöglich nur eine vorübergehende Ersatzdroge für Eva darstellt, bis sie irgendwann wieder an den harten Stoff kommt…

    Kritik:
    Dass es sich um nicht ganz so einfachen Stoff handeln mag, wenn eine Coming-of-Age-Story eines jungen Erwachsenen ausgerechnet mit dem Drogenentzug und einer „verbotenen“ Liebe kombiniert wird, sollte klar sein. Besonders außergewöhnlich wird das allerdings, wenn das Publikum den Eindruck erhält, die Macher hätten tatsächlich persönliche Erfahrungen in diesem Umfeld. Genau das macht „Being Charlie“ nämlich so besonders.

    Junkie und trotzdem hübsch
    Das Drama kommt nämlich größtenteils ohne echte Klischees aus. Man möchte gar nicht möglichst extrem schockieren und die heruntergekommensten Szenen zeigen. Stattdessen ist „Being Charlie“ eher wie ein Film aus dem echten Leben. Ein junger Erwachsener aus einem wirklich wohlhabenden Haus – sein Vater kandidiert zum Gouverneur – gerät durch Freunde und schwierige Lebensphasen auf die schiefe Bahn und lernt im geschlossenen Entzug zahlreiche Gleichgesinnte kennen. Die einen tatsächlich so von den Drogen gezeichnet, dass einige Zähne bereits ausgefallen sind. Andere wiederum allerdings hinterlassen den optischen Eindruck eines gesunden Menschen von nebenan. Hübsch und gepflegt – aber dennoch auf harten Drogen. Eben genauso wie im echten Leben. Das macht „Being Charlie“ so authentisch. Allerdings: Der Streifen könnte bei Betroffenen gerade deswegen womöglich auch zu einem unerwarteten Trigger werden.

    Beziehung in schwierigem Umfeld
    Auch die fast schon obligatorische Lovestory ist keine, wie man sie aus den klassischen Geschichten gewohnt ist. Man verzichtet nämlich auf allzu viel Kitsch und zeigt eine „verbotene“ Liebe, wie sie auch in der Realität so meist nicht stattfinden darf. Die Beziehung innerhalb einer Gruppe von Drogenentzugspatienten ist nämlich eigentlich nicht erlaubt, weil sie den Entzug gefährden könnte und die Patienten, die einst gezwungenerweise getrennte Wege gehen, sich sonst zu sehr aneinander gewöhnen. Das ist auch in der Realität in manchen Einrichtungen durchaus üblich. Es macht „Being Charlie“ aber auch an dieser Stelle so glaubwürdig, weil ein Happy End stets ungewiss ist. Und ob es eines geben wird, möchten wir an dieser Stelle lieber nicht verraten. Nur so viel: Das Drama arbeitet dabei gerne auch mal mit Metaphern. So passt die Bildkomposition doch immer gut zur gerade aktuellen Handlung und seien es Banalitäten wie das Zerbrechen einer Glasflasche, die die Scherben seines Lebens verdeutlichen sollen. Sie verzichtet dabei auf allzu konstruierte Handlungsstränge und verlässt dabei auch gern die Route des klassischen Entertainment. Das Publikum soll schließlich immer das Gefühl haben, dass es sich um eine Entwicklung handelt, wie sie eben auch im echten Leben vorkommt. Auch wenn das bedeutet, dass das Ende vielleicht nicht dem Erhofften entspricht.

    Borderline auf Drogen
    Mit Nick Robinson und Morgan Saylor hat man derweil übrigens zwei echte Glückstreffer gelandet, hätte man die beiden Hauptrollen vermutlich kaum besser besetzen können. Als unschuldig schauender Jungspund mit seinem ganz eigenen Kopf, passt Robinson schließlich perfekt in die Rolle des rebellischen Drogenabhängigen, der seinen Geburtstag einfach gern woanders verbringen würde, als in der Klapsmühle. Und mit Saylor, die in bester Borderline-Manier zwischen sehnsüchtiger Notgeilheit und ängstlich-flüchtender Distanz geradezu förmlich spürbar macht, dass die Droge – ob Heroin oder Sex – schnell austauschbar scheint, wenn Patienten auf einem Entzug sind, hat man den perfekten Gegenpol geschaffen. Für die gerade einmal 22-jährige Darstellerin sind das echte Meisterleistungen. Man könnte sagen, „Being Charlie“ ist die wohl beste Rolle ihrer bisherigen Karriere. Und die hat es in sich. Lediglich Cary Elwes erfüllt mit seinem waschechten Politiker-Look als zukünftiger Gouverneur vielleicht ein wenig zu sehr das übliche Klischee.

    Tiefgang durch Nebenhandlung
    Und trotzdem hat die Anwesenheit von Elwes auch seinen ganz eigenen Nutzen, sorgen nämlich die vielen Nebengeschichten im Leben von Charlie für den nötigen Tiefgang. Mit gestressten Eltern mitten im Wahlkampf, die ihren Sohn vielleicht einfach nur in einer Einrichtung loswerden wollen, damit er die Wahl nicht behindern kann, bleibt doch lange Zeit offen, ob der junge Charlie wirklich nur allein für seinen Drogenmissbrauch verantwortlich ist, oder ob nicht gar seine Verwandtschaft ihn dazu getrieben hat. Aber auch hier gilt: Mit der darauf folgenden Antwort macht es sich „Being Charlie“ bis zum Schluss nicht gerade leicht. Es gelingt sogar, bis zur letzten Minute jegliche Vorhersehbarkeit größtenteils zu vermeiden, sodass die Auflösung vielleicht doch nicht ganz so ausfällt, wie man es angesichts der beinahe irreführenden Bilder zum Schluss doch erwarten würde. Denn wenn es um Beziehungshintergründe geht, führt uns „Being Charlie“ gerne mal eine Weile an der Nase herum. Mit solch einer genialen Inszenierung braucht es aber gar keine Schockbilder, um den Zuschauer zu fesseln. Und da liegt die wahre Kunst dieses Dramas.

    Fazit:
    Ein ungewöhnliches Coming-of-Age-Drama samt Lovestory, das einen Großteil seiner Handlung ins Innere einer Drogenentzugsklinik verlagert und dabei anstelle von konstruiert schockierenden Bildern auf überraschend hohe Authentizität setzt. Damit entwickelt „Being Charlie“ eine enorme Glaubwürdigkeit mit starken emotionalen Momenten, die ohne Übertreibungen auskommen.

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