Astronaut |
Land/Jahr: CDN 2019 |
Genre: Drama |
Regie: Shelagh McLeod |
Darsteller: Richard Dreyfuss Krista Bridges Colm Feore Lyriq Bent Richie Lawrence |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 95 Minuten |
Kaufstart: 10. September 2021 |
Label: JETS Filmverleih |
Schon seit seiner Kindheit träumt der Straßenbauingenieur Angus Stewart davon, einmal ins All zu fliegen. Inzwischen schien der Traum jedoch in weite Ferne gerückt: Angus ist heute 75 Jahre alt, leidet an so manchen gesundheitlichen Beschwerden und soll in einem Altenheim untergebracht werden. Für ihn allerdings noch lange kein Hindernis, sich trotzdem für den ersten kommerziellen Passagierflug in den Weltraum zu bewerben. Ein bisschen beim Alter geschummelt und die Krankheiten verschwiegen – schon ist die Teilnahme an einer Lotterie, bei der ein Platz im Raumschiff des Milliardärs Marcus Brown verlost werden soll, rausgeschickt. Niemals hätte er es allerdings für möglich gehalten, tatsächlich den Flug zu gewinnen. Dumm nur, dass Angus plötzlich doch nicht so recht weiß, wie er die Erfüllung seines Traums mit seiner Gesundheit in Einklang bringen soll…
Kritik:
William Shatner macht es vor: Mit seinen 90 Jahren möchte er noch im Oktober 2021 als ältester Mensch in den Weltraum fliegen. Zumindest im Film möchte es Robert Dreyfuss dem legendären Captain Kirk nun auch gleich tun: In „Astronaut“ erzählt er von dem lang ersehnten Kindheitstraum, endlich einmal ins All fliegen zu dürfen – und zeigt damit einen Rentner, der schon 15 Jahre jünger eigentlich zu alt für einen solchen Trip ist.
Der Traum vom Weltraum
Doch wer träumt nicht schon seit vielen Jahren davon, selbst einmal in den Weltraum zu fliegen? Zumindest die Science-Fiction-Fans, die mit „Raumschiff Enterprise“ und anderen Serien aufgewachsen sind, würden wohl kaum die Gelegenheit ausschlagen, selbst einmal die Erde aus dem All sehen zu können. Ganz so viel Science-Fiction gibt es in „Astronaut“ allerdings nicht: Mit seiner eher beschaulichen, ruhigen Story ist der Streifen doch eher ein Drama, als aufregende Raumschiff-Action. Man sollte an diesen Film also definitiv nicht mit der Erwartung heran gehen, hier spektakuläre Szenen mit Raumschiffen, Planeten oder gar Außerirdischen zu sehen. Im Mittelpunkt steht stattdessen die persönliche Geschichte des Angus Stewart, der zwischen Familie und körperlichen Gebrechen um seine Selbstverwirklichung kämpft.
Charakterdarsteller mit Mimik
Einen hohen Unterhaltungswert hat das Drama jedoch trotzdem und das liegt nicht nur daran, dass die meisten wohl den Traum der Hauptfigur bestens nachvollziehen können. Es gelingt nämlich ebenso, Dreyfuss als hervorragenden Charakterdarsteller schnell ins Herz zu schließen. Als etwas eigensinniger, kauziger grauhaariger Rentner erinnert er uns mitunter an die guten alten Komödien mit „Knautschgesicht“ Walter Matthau. Vor allem in der ersten Hälfte des Films, wenn Hauptfigur Angus widerwillig in einem Altenheim untergebracht wird, brilliert Dreyfuss mit einem subtilen, pointierten Humor und einer eindrucksvollen Mimik. Im Zwiespalt zwischen unangenehmen Regeln und dem stetigen Wunsch, die Eigenständigkeit aufrechtzuerhalten reicht schon ein verzogener Mundwinkel, um die Emotionen seiner Figur zu transportieren. Dreyfuss gehört noch zu jenen Darstellern, die in einem ruhigen, langsamen Film mit ihrer Mimik spielen können. Und das ist zweifellos die Stärke von „Astronaut“.
Von der Eigenständigkeit im Alter
Ein bisschen Kitsch darf bei einem solchen Film natürlich nicht fehlen, zumal „Astronaut“ auch immer ein bisschen zwischen Aufbruch und Abschied hin und her schwankt und beide Gefühlswelten gleichermaßen darstellen möchte. Da ist auf der einen Seite die „Endstation“ Altenheim, der Verlust des Eigenheims und der Abschied von der Familie und auf der anderen Seite die Sehnsucht nach aufregenden Erlebnissen, neuen Entdeckungen und dem Wunsch, dass das bisherige Leben doch noch nicht alles gewesen sein kann. „Astronaut“ drückt damit fantastisch die Gefühlslage älterer Menschen aus, die sich vor der Unterbringung in einem Altenheim scheuen, weil der Eindruck entstünde, sein eigenständiges Leben damit vollständig zu begraben. Dabei übertreibt es das Drama vielleicht manchmal auch mit Opa-Enkel-Kitsch und einer euphemistischen Darstellung des Systems Pflege. Vor allem aber ist das etwas unrealistisch anmutende Ziel, mit derartigen körperlichen Gebrechen in den Weltraum zu fliegen, womöglich etwas zu viel des Guten, um vollends glaubwürdig zu sein. Ein richtiges Feel-Good-Movie ist „Astronaut“ aber zu jedem Zeitpunkt.
Fazit:
Weniger Sci-Fi, mehr Drama: Richard Dreyfuss entpuppt sich als alternder Charakterdarsteller in einem Drama um Träume und Selbstverwirklichung. Ein Feel-Good-Movie, das mit pointiertem Humor und großartiger Mimik brilliert – aber hin und wieder etwas im Kitsch ertrinkt.
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