Jim Baxford ist Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma und ausgerechnet damit beauftragt, ein großes Börsenunternehmen an der Wall Street zu bewachen. Kaum beachtet von den Chefs und Bankern haben diese nicht gerade ein hohes Ansehen bei ihm und seinen Kollegen, wodurch die Motivation sich oftmals in Grenzen hält. Kurz vor der Finanzkrise kann er dafür jedoch mit ansehen, wie die reichen Bonzen das Geld anderer Leute auf illegale Weise verzocken. Dumm nur, dass er selbst einst auf einen Investmentdeal rein gefallen ist, der ihm seine gesamte Existenz nimmt. Mit finanziellen Problemen, ausgerechnet von jenen Menschen verursacht, die er beschützen muss, sitzt er schon bald auf der Straße, denn eine weitere Beschäftigung ist seinem Arbeitgeber zu riskant. Die kranke Ehefrau, die noch dazu eine teure Behandlung nötig hätte, sieht das als Grund, sich endgültig das Leben zu nehmen. Damit ist der Moment gekommen: Jim Baxford sieht rot, sein Hass auf die Wall Street nimmt Überhand und die nächsten Stunden werden zu einem blutigen Rachefeldzug…
Kritik:
Spätestens seit den Ereignissen der Occupy Wall Street-Bewegung ist der Hass auf große Börsenunternehmen scheinbar ungebrochen. Eine Menge Menschen sehen in ihnen die Schuld für die Finanzkrise und ihre eigenen finanziellen Probleme. Uwe Boll, der leider bei vielen Filmfans als „schlechtester Regisseur der Welt“ gilt, versucht sich hiermit an einem ganz persönlichen Rachefeldzug gegen die Börse. Entstanden ist ein überaus ehrlicher Streifen.
Uwe Boll gegen Wall Street
Hat man Uwe Boll einmal live erlebt, wie im vergangenen Jahr auf dem „Hollywood Event“ in Bottrop, dann weiß man ziemlich genau, was hinter seinem neuesten Film steckt. In persönlichen Gesprächen lässt er seinen eigenen Gedanken und Meinungen nur allzu gerne freien Lauf und hat offensichtlich auch selbst eine große Abneigung gegen die Wall Street und die großen Börsenunternehmen. Damit ist „Assault on Wall Street“ wohl in erster Linie ein sehr ehrlicher Streifen, der den Gefühlen des Regisseurs freien Lauf lässt und einfach einmal das filmisch in die Tat umsetzt, was sich so mancher Occupy-Anhänger wohl wünscht. Kritik dürfte ihm mit diesem kontroversen Thema sicherlich nicht ausbleiben, doch gerade wegen seiner Ehrlichkeit ist ein Streifen entstanden, der sich – entgegen seinen üblichen Qualitäten – durchaus sehen lassen kann. Leider bleibt die Story allerdings zu oberflächlich, denn auf wirtschaftliche Hintergründe geht er ebenso wenig ein, wie sich an große Verschwörungsstories heranzuwagen. Dennoch hat auch das persönliche Schicksal seinen Reiz.
Amoklauf: Börse
Eigentlich muss Uwe Boll schon eine richtig coole Sau sein, wenn er den kräftigen Dominic Purcell ins Rennen schickt, um sich einmal ganz an seinen Feinden auszulassen. Nur wenige Regisseure trauen sich tatsächlich an ein derartiges Thema heran, weshalb man ihm in gewisser Weise schon deshalb danken mag. Obwohl die Hintergründe der finanziellen Not von Jim Baxford teilweise konstruiert wirken, da derartige aufeinanderfolgende Schicksalsschläge schon beinahe unrealistisch erscheinen, hat Purcell doch eine recht glaubwürdige Rolle mit guten Leistungen übernommen. Der Schauspieler passt mit seiner muskulösen und kräftigen Statur, die nicht übertrieben wirkt, gut in die Rolle eines einfachen Angestellten einer Sicherheitsfirma hinein und ist erst einmal ein Charakter, in den wir uns hervorragend hineinversetzen können. Seine Frau ist schließlich sein Leben, sein Job gänzlich auf die Partnerschaft ausgerichtet und der Hass nur allzu nachvollziehbar. Es ist der kleine Mann, der sich gegen die Mächtigen und Reichen wendet, weil er finanziell einfach nicht mehr mit den Füßen auf den Boden kommt. Damit wahrscheinlich eine Figur, die von der armen Bevölkerungsschicht ebenso geliebt wird, wie von der Occupy-Bewegung. Wir hätten uns damit zwar gelegentlich mehr Tiefgang gewünscht, doch erstmals schafft es Uwe Boll tatsächlich, den Zuschauer durchgehend zu unterhalten.
Fazit:
Der „schlechteste Regisseur aller Zeiten“ Uwe Boll hat sich qualitativ deutlich gebessert und liefert einen unterhaltsamen und ehrlichen Wall Street-Thriller ab, bei dem die Hauptfigur jenes in die Tat umsetzt, was sich so mancher Occupy-Anhänger wünschen würde. Definitiv einen Blick wert.