Chris und Gitti sind ein ganz normales Paar im Urlaub. Doch statt Abenteuerurlaub und viel Kontakt zu anderen Menschen, wollen sie dort einfach ihre Zweisamkeit ausleben. So verbringen sie jede Minute miteinander, immer allein und erzählen sich dabei all ihre Gedanken und gemeinsamen Träume. Es läuft eben alles so ab, wie es nun einmal abläuft, wenn man ständig allein ist. Dumm nur, dass sie sich dabei nach der Zeit auch ein wenig zu viel auf die Pelle rücken und die idyllische Zweisamkeit schon bald zur Gleichgültigkeit wird, als ein weiteres Paar auftaucht…
Kritik:
„Alle anderen“ klingt belanglos und ist es auf den ersten Blick auch. Denn Maren Ade präsentiert uns hiermit ein ruhiges Drama, das ein wenig an „Zusammen ist man weniger allein“ und ähnliche Produktionen erinnert. Nur ist die Story scheinbar zunächst nicht so interessant. Hier geht es schließlich um ein Liebesdrama, bei dem wir zwei Menschen bei dem beobachten können, was vermutlich alle Liebenden am liebsten tun würden: Irgendwohin, ganz weit weg fahren und dort fast ohne Kontakt zur Außenwelt die reine Zweisamkeit erleben. Selten ist jemand anders da und es scheint so, als würde die Zeit unendlich sein. Da kommt natürlich Langeweile auf, zumindest für die Protagonisten. Denn was soll man schließlich tun, wenn man immer nur allein ist? Daraus entstehen letztendlich immer wieder Gespräche über Belanglosigkeiten, über Gedanken und Träume und allerlei mehr oder weniger sinnlose gemeinsame Beschäftigungen. Bis ein weiteres Paar auftaucht, das eigentlich überhaupt nicht zu den beiden passt und ihr Liebesleben auf die Probe stellt. Obwohl Chris eigentlich sogar selbst für die Probleme sorgt, scheint ihre Zweisamkeit doch bald langweilig zu werden und endet in Gleichgültigkeit. Im Grunde ist „Alle anderen“ also eine interessante Beziehungsstudie, die sich mit einem ungewöhnlichen Thema befasst. Leider wird das aber bestenfalls Filmkunstfans vom Hocker reißen, denn bei der Masse kommt dieser langweilig-ruhige und langsame Stil wohl kaum sonderlich gut an. Viel zu oft verschwendet der Film eben Zeit mit belanglosen Gesprächen, ohne eine wirklich spannende Handlung zu haben. Lediglich das andere Paar hält das Interesse aufrecht, kann aber auch nicht gerade mitreißen, mangels richtigem Spannungshoch. Von Dramaturgie braucht man im Übrigen eigentlich auch gar nicht erst sprechen, denn dafür wirkt die Handlung zu inhaltslos. Interessant ist das dann eher für diejenigen, die sich für Beziehungen interessieren – aber ohne richtige Lovestory, ohne Dramaturgie werden auch die nicht viel dafür übrig haben. Punkten kann „Alle anderen“ allerdings durch die Charaktere, die eine hohe Authenzität aufweisen können und quasi die Natürlichkeit in Person darstellen. Nie würde man auf die Idee kommen, die tatsächlichen Umstände irgendwie in Frage zu stellen und man kann sich so gut in die Personen hineinzuversetzen. Eine gute Kameraführung mit vielen Momentaufnahmen und langsamen Szenewechseln, lässt den Situationen dann eine gute Möglichkeit, ihre Wirkung voll zu entfalten. Inszenatorisch gesehen fällt das wohl klar unter die Kategorie „Filmkunst“. Hinzu kommt außerdem eine außergewöhnliche Konsequenz, was die Darstellung der Figuren angeht. „Alle anderen“ hat nie eine vorgegebene Rolle, oder gar eine Aussage, welche der Film unbedingt erfüllen soll. Stattdessen entwickeln sich die Szenen aus der Situation heraus, sodass die Charaktere mit viel Natürlichkeit fast schon spontan reagieren. So schafft „Alle anderen“ eine interessante Harmonie, zwischen Idylle und Gleichgültigkeit. Zwischen Vertrauen und Abneigung. Wenn das Paar im einen Moment noch den Eindruck macht, sie könnten ohne einander nicht mehr leben und im anderen dann schon deutlich wird, welche Probleme ihre Beziehung doch eigentlich hat, schafft das doch noch eine erstaunliche Sogwirkung, trotz der Langsamkeit, bis hin zur Langeweile. Leider würde das eher als Stilmitteldemonstration durchgehen, als Unterhaltung zu bieten.
Fazit:
„Alle anderen“ zeigt sich zwar mit stilistischer Konsequenz und viel Natürlichkeit, kann aber mangels wirklich interessanter Handlung und brauchbarem Tempo so wenig mitreißen, dass es beinahe langweilig wird.
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