David hat eigentlich alles, was sich ein Mann wünschen kann. Er kommt aus dem guten Hause einer Unternehmerfamilie, kann schon bald in die Fußstapfen seines Vaters treten und findet noch dazu eine wunderhübsche, intelligente Frau, die ihn über alles liebt und demnächst Medizin studieren will. Dumm nur, dass David eigentlich gänzlich andere Pläne hat, denn ausgerechnet den Job seines Vaters will er nun nicht gerade übernehmen. Stattdessen lauern tief in ihm verdränge Ängste und Hassgefühle gegenüber seiner Familie, die bis in seine früheste Kindheit zurückgreifen. Damals musste er auf schreckliche Weise mit ansehen, wie sich seine Mutter qualvoll in den Tod stürzte und kommt erst einmal der Kinderwunsch seiner Frau auf, können die Emotionen schon bald eskalieren…
Kritik:
Psychische Probleme im Erwachsenenalter beruhen meist auf schrecklichen Erfahrungen in der Kindheit. Selbst die meisten Gewaltverbrecher, Vergewaltiger und Mörder berufen sich immer wieder auf ihre schlimmen Erlebnisse und rechtfertigen oft damit ihre heutigen Taten. Dabei ist David eigentlich ein ganz normaler, gutmütiger Mensch – zumindest äußerlich.
Blick in die Vergangenheit
Heute steht David vor Gericht, muss sich gegen die schwerwiegenden Vorwürfe des Mordes wehren. Ihm wird vorgeworfen, möglicherweise mehrere Menschen ermordet und entführt zu haben, zudem soll er Gewaltverbrechen begangen haben. Doch das ist zunächst gar nicht Thema, denn „All beauty must die“ ist kein Gerichtsdrama. Im Gegenteil, hören wir seine Stimme als Angeklagter und die des Klägers lediglich als Erzählstimme aus dem Off, um das aktuellen Geschehen zu kommentieren und eine Erklärung für sein Verhalten in der Vergangenheit zu erhalten. Eigentlich ist der Film nämlich eher ein Blick in die Vergangenheit von David und die Grundlage seines psychologischen Profils. Wir beginnen in einer Zeit, in der er die hübsche Katie kennenlernt, sich gegen die Vorhaben seines Vaters wehrt und sein eigenes Glück in der weiten Ferne sucht.
Schwere Kindheit
Zunächst entwickelt sich „All beauty must die“ zu einem richtigen Liebesfilm voller Romantik und Zärtlichkeit, in der wir eine scheinbar heile Welt zu sehen bekommen. Das auf den ersten Blick perfekte Paar liebt sich über alles und machen nach außen hin den Eindruck, ein Herz und eine Seele zu sein. Er macht alles richtig – und sie liebt all das, was er tut. Doch das soll sich schnell ändern, denn sein Vater hat seit je her andere Dinge für ihn vorgesehen. Als Immobilienmakler soll er bald die Firma seines Vaters weiterführen und dabei sowohl den Geldeintreiber, als auch den Buchhalter mimen – und damit beginnen all seine Probleme. Allein die Anwesenheit seines Vaters erinnert ihn an ein Ereignis, über das er bis heute nicht hinweggekommen ist. Diese Frust, diese Angst und dieser Hass, der sich da in ihm aufstaut, soll er schon bald an seiner Frau auslassen – und damit macht David das psychologische Profil perfekt. Ryan Gosling verkörpert damit einen überaus vielseitigen Charakter, dessen Probleme im Detail und im Innern versteckt sind und nicht bereits offen zur Schau gestellt werden. Seine Probleme fressen sich in ihm hinein – bis sie sich voller Energie und Emotionalität an der eigenen Partnerin entladen. Das reißt uns mit – auch nach der Wende.
Vorher – nachher
Man kann diesen Streifen durchaus in zwei Hälften aufteilen. Die eine, in der die Liebe so enorm groß ist und die Probleme sich erst langsam anbahnen. Hier stehen der persönliche Konflikt mit der Ehefrau und das Bewältigen der eigenen Probleme stets im Vordergrund. Das psychologische Profil wird sehr tiefgründig und wir bekommen höchste Dramatik geboten. Doch etwa in der Mitte des Films geschieht eine Wendung, die wir so vermutlich nie erwartet hätten. Eine Person verschwindet und der Täter bleibt bis zum Ende im Unklaren. Trotz des Untertauchens von David ist nie geklärt, ob er für das Verschwinden dieser Person verantwortlich ist, doch für ihn beginnt erneut das „Leben danach“. So wie einst nach dem Tod seiner Mutter, muss er nun auch mit diesem Schritt fertig werden. Dass wir dabei eine solche Hochspannung und Dramatik erleben, haben wir aber insbesondere Ryan Gosling, seiner hübschen Partnerin Kirsten Dunst und seiner Vaterrolle Frank Langella zu verdanken, die ihre Rollen allesamt sehr glaubwürdig spielen. Zwar fehlt dem Film an der ein oder anderen Stelle noch die erhoffte Intensität, doch bei einer Vorliebe für psychologische Vielfältigkeit liegt man als Zuschauer bei „All beauty must die“ mehr als nur richtig.
Fazit:
Herausragende Charaktere mit vielfältigem psychologischem Profil sorgen in diesem Liebesdrama für die nötige Dramatik und Emotionalität, die „All beauty must die“ zu einem Erlebnis für alle Thriller-Fans machen.