Lisbeth Salander hat definitiv kein leichtes Leben: Nach ihrer schweren Kindheit, in der sie mit ansehen musste, wie ihre Mutter mehrfach sexuell misshandelt wurde und sie ihren Vater eiskalt dafür in Brand setzt, hat man sie prompt für unmündig erklärt und ihr einen Vormund verpasst. Dumm nur, dass auch der schon bald schwer erkrankt und sie sich von nun an mit einem Vormund herumschlagen muss, der sie mit sexuellen Diensten erpresst, um sie nicht wieder zurück in die Psychiatrie zu bringen, in der sie viele Jahre ihrer Jugend qualvoll ertragen musste. Als aufgeweckte junge Erwachsene kann sie dies natürlich nicht einfach auf sich sitzen lassen und beschließt fortan, gemeinsam mit „Millennium“-Redakteur Mikael Blomkvist gegen all die Menschen vorzugehen, die Frauen grauenvolles Leid zufügen. Doch dabei entsteht für beide ein gnadenloser Kampf, bei denen sie nicht nur einmal ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen und außerdem in eine Falle von zahlreichen Intrigen geraten…
Kritik:
Man braucht sicher nicht mehr darüber diskutieren, ob die erfolgreiche Millennium-Trilogie von Steig Larsson nun als Meisterwerk der Filmgeschichte angesehen werden kann. Dies ist nämlich definitiv der Fall, denn Daniel Alfredson schaffte es auf herausragende Weise die Bestseller-Romane von Larsson zu verfilmen. Nun jedoch, nachdem bereits alle drei Teile der Trilogie veröffentlicht wurden, hat man sich entschlossen, die gesamte Trilogie-Box auch noch mal als stark verlängerte Director’s Cut Edition zu veröffentlichen, sodass wir weit über eine Stunde mehr Filmmaterial zu sehen bekommen.
Krimi-Highlight des Jahrzehnts
Jenen Filmfans, die noch keinen der drei Filme ihr eigen nennen, sei somit also definitiv ans Herz gelegt, sich die Box zuzulegen. Das mag bekanntlich vor allem an der herausragenden Story liegen, die uns die Millennium-Trilogie präsentiert. Mit beeindruckenden und überhaupt nicht stereotypischen Charakterzeichnungen zeigt sie uns nämlich die Geschichte einer jungen Erwachsenen, der so viel Unheil widerfahren ist, dass sie längst zu einer eiskalten Rächerin geworden ist. Ihren Vormund wird sie mit einem Dildo vergewaltigen, nachdem dieser ihr Ähnliches angetan hat, ihren Vater hat sie längst in Brand gesteckt und es werden noch viele andere folgen, die durch sie Leid erfahren sollen, wie sie es erfahren musste. Überzeugend und nie langweilig ist die Trilogie deshalb geworden, weil die Story stets mit vielen Intrigen aufbereitet ist, die ständig Wendungen mit sich liefert und eine zusammenhängende Story in über acht Stunden verfilmt hat. Eine komplexere und aufwändigere Lebensgeschichte eines Mädchens hätten wir wohl kaum zu sehen bekommen können. Damit die Trilogie aber nicht nur bei der Story punkten kann, hat man die Hauptrolle auch noch perfekt besetzt. Mit Noomi Rapace bekommen wir somit nämlich eine einzigartige Darstellerin geboten, die ihre Rolle kaum besser hätte spielen können. Ihre Gefühlslage stellt sie stets sehr gut nachvollziehbar dar und selbst ihr „böser“ und heruntergekommener Piercing-Look verdeutlicht die Radikalität mit der die Protagonistin gegen ihre Peiniger vorgeht. Rapace ist also definitiv eine Darstellerin, die uns nicht mehr so schnell aus dem Kopf gehen wird und auch international in Zukunft sicher Fuß fassen wird. Wer also sehen will, wie Filmgeschichte geschrieben wurde, für den ist die „Millennium“-Trilogie auf jeden Fall ein Muss.
Director’s Cut mit Längen
Fraglich mag es unterdessen allerdings sein, ob der Director’s Cut der Trilogie auch für diejenigen einen Mehrwert bietet, die bereits die normalen Fassungen besitzen, oder zumindest gesehen haben. Zugegeben, es wurden viele Szenen hinzugefügt, sodass der zweite Teil „Verdammnis“ mal eben um fünfzig Minuten verlängert wurde und trotzdem stets spannend und actionreich wird. In diesem Fall könnte sich der Director’s Cut jedenfalls lohnen. Anders mag dies wiederum bei „Verblendung“ aussehen, der gerade einmal um etwa zwanzig Minuten verlängert wurde und schon unter diesen zusätzlichen Szenen deutlich zu leiden hat. Nicht nur, dass eine zweite Sichtung des ersten Teils der Trilogie ohnehin schon wegen der vielen Dialoge vergleichsweise langweilig erscheint, die hinzugefügten Szenen sorgen hier sogar eher dafür, dass sich der Film ein wenig in die Länge zieht. In einem Film, der sowieso schon fast ausschließlich aus storyrelevanten Dialogen besteht, sind zusätzliche Dialoge sicherlich nicht immer vorteilhaft, auch wenn die Story natürlich ansonsten äußerst gut gelungen ist. Hinzu kommt außerdem das Problem, dass jeder Film der Trilogie durch die Verlängerungen in einen Zweiteiler aufgeteilt wurde und daher mitten im Film – wohlgemerkt in recht ungünstigen Momenten – unterbrochen wird. Hier hätte man einiges besser machen und optimieren können. Kenner der Trilogie sollten sich also überlegen, ob die Director’s Cut-Box tatsächlich einen Mehrwert bietet. Alle anderen: Unbedingt zugreifen.
Fazit:
Die „Millennium“-Trilogie behält natürlich auch im Director’s Cut ihre gewohnt Qualität und wurde sogar um eine hohe Spieldauer verlängert. Leider hat man aber stellenweise auch Längen hinzugefügt und die Filme an ungünstiger Stelle getrennt, während die Verlängerung bei „Verdammnis“ aber einen großen Mehrwert darstellt. „Millennium“-Neulinge sollten also unbedingt zugreifen.