The Crow (1994) |
Land/Jahr: USA 1994 |
Genre: Fantasy |
Regie: Alex Proyas |
Darsteller: Brandon Lee Rochelle Davis Ernie Hudson Michael Wincott Bai Ling Tony Todd |
FSK: ab 18 Jahren |
Dauer: 102 Minuten |
Kaufstart: 23. Mai 2024 |
Label: Paramount Pictures |
Eigentlich wollten der junge Rockmusiker Eric Draven und seine Verlobte an Halloween ihre Hochzeit feiern. Doch dazu sollte es leider nie kommen. In der Nacht vor Halloween werden die beiden von einer Straßengang brutal gequält und anschließend ermordet. Ein Jahr später kehrt Eric mit Hilfe einer mysteriösen Krähe aus dem Reich der Toten zurück. Scheinbar unverwundbar und mit der Möglichkeit ausgestattet, die Ermordung seiner gebliebten Freundin zu rächen, macht er unerbittliche Jagd nach jedem, der an der schrecklichen Tat beteiligt war. Nicht nur ein Mörder nach dem anderen wird von ihm auf bestialische Weise hingerichtet, sondern schlussendlich auch ihr Auftraggeber zur finalen Zielscheibe gemacht. Denn die Seele von Eric Draven wird erst ruhen, wenn die Verantwortlichen nicht mehr unter den Lebenden weilen…
Kritik:
Im Jahre 2024 ist es genau 32 Jahre her, dass das Wave-Gotik-Treffen in Leipzig zum ersten Mal dafür sorgte, dass zahlreiche Gruftis in schwarzen Gewändern zusammenkamen. Zwei Jahre später kam dann auch ein Film in die Kinos, der in dieser Szene bis heute ein gewisse Bedeutung hat: „The Crow“ gilt als jener Streifen, der die Ästhetik des Gothic vielleicht bis heute am besten einfangen kann. Zum 30-jährigen Jubiläum spendiert Paramount Pictures eine 4K-restaurierte Fassung für das Heimkino.
Der einzig wahre Gothic-Film
Eine interessante kulturelle Zeit waren die Anfänge der 90er Jahre also zweifelsohne. Optisch hätte ein Film kaum besser all jene Stilmittel und Symboliken einfangen können, die noch heute, 30 Jahre später, die Gothic-Szene prägen. Der lange schwarze Ledermantel wird da noch genauso getragen, wie das weiß geschminkte Gesicht, mit dem der untote Rächer „The Crow“ in der Nacht sein Unwesen treibt. Eine gewisse Vorliebe für Friedhöfe, die Eric Draven für den „sichersten Schlafplatz der Welt“ hält ist den Goths wohl ebenso gemein, wie Spaß an Rüschenhemden und düsterem Industrial Metal. Dazu noch eine schwarze Krähe, wie sie jüngst sogar das Album der Dark Rock-Band „Mono Inc.“ schmückte. Schaut man „The Crow“ nun dreißig Jahre später, so stellt sich doch mitunter rückblickend die Frage: Was war eigentlich zuerst da? Der Look der Krähe, oder doch dieser Film, dessen Ästhetik so mancher Goth bis heute ein bisschen nachahmt?
Fantasy trifft Film noir
Mit einem besonderen Gespür für Ästhetik und Dunkelromantik gelingt es dem 1994er „The Crow“ auf einzigartige Weise fast schon ein Lebensgefühl einer ganzen Generation von Gruftis einzufangen. Dazu passt auch das grundlegende Setting des Films: Der Fantasy-Thriller über die Rache-Krähe könnte schon fast als Inbegriff des modernen Film noir betrachtet werden. Eine durchgehend düstere, grundsätzlich negative Stimmung durchzieht den Film, wie sie auch in den vergangenen dreißig Jahren in der Musik der schwarzen Szene wiederzufinden war. Dazu noch eine ganz besondere Auffassung von romantischen Lovestories, bei denen Hochzeiten auch mal an Halloween stattfinden dürfen oder das Hausen in tiefschwarzen Dachgeschosswohnungen für traute Zweisamkeit sorgt. Es fehlen fast nur noch der Sarg und so mancher Totenkopf, den sich moderne Gruftis wohl auch heute noch in ihre Wohnung stellen würden. Es wird wohl so schnell keinen Film mehr geben, der den Geschmack eines Goths so trifft, wie es vor 30 Jahren „The Crow“ gelang – was bei ihnen zurecht gewisse Skepsis gegenüber dem nun kommenden Remake weckt.
Simple Rache-Story
Bei all der ästhetischen und dunkel-stimmigen Besonderheit lässt sich sogar ein wenig darüber hinweg sehen, dass die Story von „The Crow“ – objektiv betrachtet – dabei sogar recht dünn ausgefallen ist. Man könnte die Geschichte um den wiederauferstandenen und nun unverwundbaren „Krähenmann“ eigentlich in einem Satz zusammenfassen, so simpel ist die Handlung: Rache an den Mödern seiner Verlobten. Damit ist die Story dann auch schon erzählt. Auch das durchaus harmonische Zusammenspiel der Figuren, etwa zwischen Hauptdarsteller Brandon Lee und der jungen Sarah, hat dabei nicht ganz die Klasse wie etwa ein Jean Reno und Natalie Portman in „Leon – der Profi“. Obwohl das Potential zwischen diesen so ungleich faszinierenden Figuren durchaus vorhanden gewesen wäre. Am Ende lebt „The Crow“ vor allem vo seiner Optik, seinem Setting und dem unvergleichlich treffsicheren Einfangen der Gothic-Ästhetik.
Fazit:
30 Jahre und noch immer der wohl wichtigste Film der Gothic-Szene: Trotz insgesamt dünner Handlung und etwas oberflächlichen Figuren, gelingt es „The Crow“ die dunkelromantische Ästhetik der Grufti-Kultur auf einzigartige Weise einzufangen, wie es seitdem keinem anderen Film mehr gelungen ist. Allein dafür verdient sich der Streifen seine aufwändige Jubiläumsausgabe.
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