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    Anatomie eines Falls

    Anatomie eines Falls


    Land/Jahr:
    F 2023
    Genre:
    Krimi
    Regie:
    Justine Triet
    Darsteller:
    Sandra Hüller
    Swann Arlaud
    Milo M. Graner
    Antoine Reinartz
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    151 Minuten
    Kaufstart:
    29. Februar 2024
    Label:
    Plaion Pictures

    Gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihrem sehbehinderten Sohn lebt die Romanautorin Sandra recht abgelegen in einer schneebedeckten Berghütte. Gerade erst hat sie einer jungen Journalistin ein Interview gegeben und freute sich darüber, endlich mal wieder einem neuen Gesicht zu begegnen. Die örtliche Ruhe wird aber prompt gestört, als kurz danach ihr Ehemann vor dem Haus tot aufgefunden wird. Es scheint zunächst, als wäre er aus dem Fenster des oberen Stockwerks gefallen und dabei tödlich verletzt worden. Doch die Indizien sind unklar und vieles deutet daraufhin, dass Sandra ihren eigenen Ehemann umgebracht haben muss – vor allem, weil keinerlei andere Personen zum Tatzeitpunkt anwesend waren. Es folgt ein langwieriger Gerichtsprozess, bei dem die Beziehung des Ehepaares genauestens seziert wird und der nicht nur für Sandra, sondern auch für ihren Sohn eine emotionale Achterbahnfahrt bedeutet.

    Kritik:
    Der Januar eines jeden Jahres ist genau der Monat, in dem die Oscar-Nominierungen für die Verleihung in diesem Jahr bekannt gegeben werden. Dieses Mal steht auch eine deutsche Schauspielerin auf der Liste: Hauptdarstellerin Sandra Hüller wurde für den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert, „Anatomie eines Falls“ ebenfalls für den besten Film. Doch kann der außergewöhnliche französische Krimi halten, was er verspricht?

    Vom Krimi zum Gerichtsdrama
    Obwohl „Anatomie eines Falls“ eigentlich in Frankreich gedreht wurde, beginnt er ungefähr so, wie man das häufig aus skandinavischen Krimis kennt. Bildhübsche Schneelandschaften dekorieren die Kulisse des Films, die Ereignisse spielen recht abgelegen in einer Berghütte ohne direkten Kontakt zur Zivilisation. Irgendwie sogar eine geeignete Umgebung für einen Horrorfilm. Und allzu lange lässt sich der Streifen von Regisseurin Justine Triet auch nicht Zeit, um zur Sache zu kommen: Der sehbehinderte Junge entdeckt seinen am Kopf blutenden Vater im Schnee, der Krimi um einen vermeintlichen Mord beginnt. Was hier aber zunächst wie ein typischer Krimi beginnt, bei dem wir anfänglich die Arbeit der Polizei und Ermittler beobachten, schwenkt dann aber schnell in eine andere Richtung um. Aus Krimi wird ein waschechter Gerichtsfilm, bei dem wir einem etwa zweistündigen Prozess beiwohnen dürfen.

    Unrealistischer Prozessablauf
    An der Stelle beginnen dann leider auch schon die ersten Schwächen des Films. „Anatomie eines Falls“ macht nämlich genau das, was leider in den meisten Gerichtsfilmen üblich ist. Er inszeniert einen völlig abwegigen Prozess aus Suggestionen, imaginären Konstrukten und fraglichen Verhörmethoden. Das soll dramaturgisch wertvoll sein und die Spannung des Films steigern. Problematisch dabei: Diese Art der Inszenierung ist auch sehr weit von der realen Praxis entfernt. Ob Unschuldsvermutung, das Recht seine Aussage zu verweigern, oder die pädagogische Begleitung bei Zeugenbefragungen von Minderjährigen – all das scheint in der Filmwelt von „Anatomie eines Falls“ nicht zu existieren. Der Gerichtsfilm konstruiert stattdessen ein Bild aus Mutmaßungen, das in Form von Dialogen die Geschichte des Films und den Tathergang abbilden soll. Das ist zwar durchaus interessant und spannend, aber letztendlich leider kaum ernst zu nehmen, wenn man mal einen Gerichtssaal von innen gesehen hat.

    Konstruierte Realitäten
    Die Idee dahinter bleibt trotzdem interessant und dürfte auch ausschlaggebend für die Oscar-Nominierung als „bester Film“ gewesen sein: Der Film beschäftigt sich unter seiner Fassade nämlich weniger mit dem Krimi ansich, als mit der Frage, wie viel Realität eigentlich einem fiktiven Gedankenkonstrukt entspricht. An dieser Stelle wird die Gegenüberstellung von Mutter Sandra und Sohn Daniel nämlich interessant: Beide nehmen die Realität auf unterschiedliche Weise wahr, da sie nur Teile der Ereignisse in ihrem Haushalt selbst erlebt haben. Und für beide ergibt sich dabei ein völlig eigenes, individuelles Konstrukt der Wahrheit. Bis am Ende jeder Zuschauer die konstruierten Bilder, ähnlich wie ein Richter, selbst zu interpretieren hat. Ein faszinierendes Konzept, bei dem Sandra Hüller als facettenreiche Hauptdarstellerin tatsächlich brilliert, weil es ihr grandios gelingt, eine Frau voller Widersprüche gekonnt zu inszenieren.

    Fazit:
    Nominiert für drei Oscars ist „Anatomie eines Falls“ ein außergewöhnlicher Film, der oftmals etwas trocken daher kommt und unter der Glaubwürdigkeit seiner Gerichtsverhandlung etwas schwächelt. Das Konzept, subjektive konstruierte Realitäten gegenüberzustellen, entpuppt sich jedoch wiederum als genial und auch Hauptdarstellerin Sandra Hüller kann in dieser Rolle brillieren.

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