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    Im Westen nichts Neues

    Im Westen nichts Neues


    Land/Jahr:
    D / USA / GB 2022
    Genre:
    Kriegsfilm
    Regie:
    Edward Berger
    Darsteller:
    Felix Kammerer
    Albrecht Schuch
    Aaron Hilmer
    Daniel Brühl
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    148 Minuten
    Kaufstart:
    31. März 2023
    Label:
    Capelight

    Im Jahre 1914 bricht in Deutschland der Erste Weltkrieg aus und trifft auf eine Bevölkerung, die schon seit vielen Jahren keinen Krieg erlebt hat. Naiv und voller Patriotismus melden sich der 17-jährige Paul Bäumer und einige seiner Mitschüler freiwillig für den Kriegsdienst, als handele es sich dabei um einen großen Spaß. Bereits einige Jahre später eingezogen, werden sie an die Westfront geschickt, wo sie in einer erbitterten Schlacht gegen die Franzosen kämpfen dürfen. In der nordfranzösischen Gemeinde La Malmaison verbarrikadieren sie sich in einem Schützengraben und können in einem langen Zeitraum nur wenig in diesem Krieg erreichen. Ihr Patriotismus wird gewaltig auf die Probe gestellt, als sie zahlreichen Kameraden beim Sterben zusehen müssen und die Franzosen plötzlich mit Panzern und Flammenwerfern vor ihrem Graben stehen. Plötzlich wird Paul Bäumer mit den wahren Schrecken des Krieges konfrontiert…

    Kritik:
    Es ist schon eine Besonderheit, wenn ein deutscher Film gleich in mehreren Kategorien für den Oscar nominiert ist und dabei nicht nur ernstzunehmende Chancen auf den „besten fremdsprachigen Film“ hat. Der ursprünglich beim Streamingdienst Netflix gestartete Kriegsfilm sorgt damit für Aufsehen vor allem im Ausland.

    Die knallharte Front
    Noch ungewöhnlicher ist es, wenn ausgerechnet ein Remake dermaßen gut bei Kritikern und Publikum ankommt, dass es mit Auszeichnungen nur so überschüttet wird. Doch schon der Perspektivwechsel scheint für deutsche Produktionen durchaus ungewohnt zu sein: „Im Westen nichts Neues“ widmet sich dem ersten Weltkrieg, statt – wie sonst zumeist gewohnt – dem zweiten. Keine Nazis, kein Rechtsextremismus und auch keine Belehrungen für den Zuschauer. Stattdessen die pure Naivität des Krieges, als Patriotismus und Nationalstolz im noch so unbefleckten Deutschland einst möglich war. Der Kriegsfilm, der gar nicht lange zögert, seine Figuren direkt an die Front zu versetzen, beschäftigt sich mit einem Deutschland, das Schuld und Erinnerungskultur bis dato noch nicht kannte und auch nicht kennen musste. Schon das allein macht eine deutsche Produktion außergewöhnlich.

    Der Soldat: Eine Nummer
    Letztendlich aber ist der Film von Regisseur Edward Berger natürlich ein Anti-Kriegsfilm, der die Sinnlosigkeit des Krieges und die Machtlosigkeit der Soldaten in den Fokus rücken möchte. Hauptdarsteller Felix Kammerer überzeugt schon zu Beginn des Films, als er dem Kriegsdienst mit einer geradezu überschwänglichen Freude begegnet, als handele es sich um einen riesigen Spaß, einen harmlosen Witz. Die Vorgeschichte fällt allerdings knapp aus, fast schon ein wenig zu knapp: Familie, Umfeld, das private Leben – das spielt schon vor dem Einzug in den Krieg eine so geringe Rolle, wie die einzelnen Leben auf dem Schlachtfeld, wenn diese als Kanonenfutter zum Opfer fallen. Man könnte „Im Westen nichts Neues“ dabei eine gewisse Oberflächlichkeit und Farblosigkeit unterstellen. Die Anonymität der Soldaten, die am Ende aber nur noch eine Nummer zu sein scheinen, möchte der Streifen aber wohl ganz bewusst ausdrücken.

    Rau, hart, erbarmungslos
    Und so dauert es dann auch nicht lange, bis der mit 148 Minuten schon ordentlich umfangreiche Film seine Figuren in die Schlacht schickt. Gut achtzig Prozent des Filmes spielen im Krieg, direkt an der Front. Bewusst mit wenig Abwechslung bei den Kulissen, kamen die Soldaten im echten Ersten Weltkrieg schließlich nur wenig voran, während zehntausende Soldaten an Ort und Stelle ums Leben kamen und dabei Leichenberge im Schützengraben hinterlassen. Man ist das tatsächlich gar nicht mehr gewohnt, einen so rauen, harten und unerbittlichen Film aus einer deutschen Produktion zu sehen. Hier ist nichts „pädagogisch wertvoll“ oder seicht erzieherisch, in diesem Film herrscht einfach Krieg und das möglichst lang und intensiv vorne dabei. Wenig verwunderlich, dass das auf internationalen Anklang trifft.

    Das Leid im Fokus
    Dabei gelingt es dem Kriegsfilm im Laufe der Zeit, die Intensität der Bilder noch zu verschärfen. Grandios sind dabei Szenen, in denen der Tod eines Feindes plötzlich doch etwas länger dauert und quälender wird – so lange, dass dem einzelnen Soldaten plötzlich die Auswirkungen seines Handelns bewusst werden. Die Momente, in denen Kriegstraumata entstehen, macht „Im Westen nichts Neues“ greifbar. Stark auch jene Szenen, in denen die Franzosen mit Panzern und Flammenwerfern an der Westfront auftauchen und gnadenlos jeden bei lebendigem Leibe abfackeln, der sich ihnen in den Weg stellt. An solche Szenen wird sich der Zuschauer auch nach Monaten noch erinnern und solche Szenen sind es auch, die „Im Westen nichts Neues“ zu den Oscar-Nominierungen verhalfen. Wenn daneben dann auch noch die feinen Politiker im Luxuszug anreisen und mit der Zigarette im Mund das Schlachtfeld aus der Ferne bewundern, hat auch das eine wahnsinnig große Wirkung. „Im Westen nichts Neues“ ist der beste Kriegsfilm seit „1917“ – und hat damit gute Chancen, den ein oder anderen Oscar auch zu gewinnen.

    Fazit:
    Stets extrem nah an der Front schildert das Remake von „Im Westen nichts Neues“ die Naivität und die Schrecken im Ersten Weltkrieg. Manche Szenen dabei dermaßen intensiv, dass der Zuschauer sie lange nicht vergessen wird. Da ist selbst die graue Eintönigkeit der Front schnell vergessen.

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