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    Juniper

    Juniper


    Land/Jahr:
    Neuseeland 2021
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Matthew Saville
    Darsteller:
    Charlotte Rampling
    George Ferrier
    Marton Csokas
    Edith Poor
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    95 Minuten
    Kaufstart:
    7. Oktober 2022
    Label:
    Leonine

    Seit dem Tod seiner Mutter leidet der siebzehnjährige Sam, der bei seinem Vater in Neuseeland lebt, unter schweren Depressionen. Dem Leben mit Gleichgültigkeit begegnend, gilt der Jugendliche längst als selbstmordgefährdet. Eines Tages zieht seine alkoholkranke Großmutter Ruth zu ihnen auf die Farm, die mit ihrem Urlaub auf dem Land ihr gebrochenes Bein auskurieren soll. Angewiesen auf einen Rollstuhl stellt sich die pflegebedürftige alte Dame allerdings als keine besonders einfache Weggefährtin heraus: Verbittert und rüpelhaft kommandiert sie ihre Mitmenschen herum, wirft Gläser nach ihnen und zeigt sich von einer besonders undankbaren Seite. Doch mit Problemen, die sich gar nicht so stark voneinander unterscheiden, entwickelt sich schon bald eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen Sam und seiner Großmutter. Denn beide haben auf ihre ganz eigene Weise unterschiedliche Traumata zu bewältigen…

    Kritik:
    Ob eine Freundschaft zwischen Behinderten und Nichtbehinderten, Gesunden und Sterbenskranken oder unterschiedliche Kulturen, die sich normalerweise konträr gegenüber stehen – die Annäherung ziemlich ungleicher Personen, die mit Humor und Drama gleichermaßen einhergeht, liegt bei jüngeren Filmproduktionen offenbar im Trend.

    Zwei typisch ungleiche Freunde
    So soll es dann auch bei „Juniper“ sein, dem ersten Langfilm von Regisseur Matthew Saville, der hier sein Können unter Beweis stellen möchte. Dieses Mal: Eine alte, verbitterte und alkoholkranke Dame, die sich mit ihrem siebzehnjährigen depressiven Enkel auseinandersetzen muss, der schon bald eine außergewöhnliche Freundschaft zu seiner Großmutter aufbauen wird. Eine ziemlich typische Annäherung also, wie man sie etwas abgewandelt sicherlich auch in Filmen wie „Ziemlich beste Freunde“ gesehen hat und die somit zunächst einmal ohne große Überraschungen einhergt. Gar fast schon etwas zu trocken wirkt die depressive Gleichgültigkeit des Hauptdarstellers George Ferrier zu Beginn des Films, als er teilnahmslos und bockig eher wortkarg seinen Alltag verbringt.

    Humor durch Verbitterung
    Diese Trockenheit soll sich dann schlagartig ändern, als die großartige Charlotte Rampling als Großmutter mit ins Spiel kommt. Auf einmal stoßen zwei echte Charakterrollen aufeinander, die einerseits einen hohen Kontrast aufweisen, sich aber andererseits im Kern ihrer Probleme überraschend stark ähneln. Hoch unterhaltsam dann, wie Rampling sich mit ihrer verbitterten und rüpelhaften Art zu einer echten Zicke entwickelt, die ihre Mitmenschen in einen echten Zwiespalt zwischen Unterstützungsbedürfnis und Ablehnung bringt. Es ist an der Stelle schon fast erstaunlich, mit wie wenig Mimik und Körpersprache die inzwischen 76-jährige Darstellerin, die bei ihrer Rolle sogar an einen Rollstuhl gefesselt ist, auskommt und trotzdem ihrer Figur reichlich Ausdruck verleihen kann. Rampling gehört zu jenen Schauspielerinnen, deren Blicke im wahrsten Sinne wohl beinahe töten könnten – und die völlig ausreichen, um Charakterstärke zu beweisen.

    Ein grandioses Generationen-Duo
    Generell macht das Zusammenspiel zwischen Rampling und Ferrier ziemlichen Spaß, auch wenn sich die erfahrene Dame zuweilen vielleicht etwas zu sehr in den Mittelpunkt stellt – was aber schlicht ihrer Erfahrung und damit starken Ausstrahlung verschuldet ist. Da ist Ferrier, dessen Mitgefühl und Freundschaft zum späteren Verlauf des Films immerhin natürlich und authentisch wirkt, einfach der unerfahrenere Schauspieler. Die gegenseitigen Zickereien, die sowohl mit nuanciertem, nie übertriebenem Humor daher kommen und gleichzeitig hohe Emotionalität bieten, gehören immerhin trotzdem zu den wahren Stärken des Films. Im Grunde sind sie es sogar, die „Juniper“ letztendlich völlig tragen müssen: Bei seinem Langfilmdebüt ist Regisseur Saville schließlich ebenfalls noch zu unerfahren, um aus seinem Film ein Storymonster zu machen.

    Weniger ist mehr
    Die guten Ansätze von Saville jedenfalls sind erkennbar: Da geht es an der einen Stelle um Trauerbewältigung und Verlust, um die Lust auf Leben im Angesicht des Todes. Auf der anderen Seite spielen aber auch die Vergangenheitsbewältigung, Religion und Sehnsüchte eine große Rolle. Saville möchte unglaublich viel, schafft es an diesem Punkt aber nicht, einige der Thematiken mehr als nur anzuschneiden. Religion wird zwar irgendwie mal erwähnt, „Juniper“ geht aber nicht auf die Wirkung des Glaubens kurz vor dem Tod ein. Die wenigen Erinnerungsstücke an die Mutter, das Leben als Kriegsfotografin, eine Kindheit im Internat – auch all diese Dinge werden kurz mal erwähnt, dann aber auf halber Strecke nicht weiter ausgeführt. Hier nimmt sich Saville insgesamt zu viel vor, sodass sein Film viele Inhalte eher in den Raum wirft, statt sie auszuarbeiten. Dabei ist und bleibt der Konflikt zwischen Großmutter und Enkel der eigentliche Punkt des Dramas, der hier für den alleinigen Unterhaltungswert sorgt.

    Fazit:
    Bei seinem Langfilmdebüt nimmt sich Regisseur Matthew Saville inhaltlich etwas zu viel vor. Trotzdem wird „Juniper“ von seinen beiden großartigen Hauptdarstellern Charlotte Rampling und George Ferrier so sehr getragen, dass allein die humorvoll-emotionale und zugleich rüpelhafte Auseinandersetzung dieses ungleichen Duos zu einem sehenswerten Filmerlebnis führt.

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