Rot |
Land/Jahr: USA 2022 |
Genre: Animation |
Regie: Domee Shi |
Darsteller: - |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 100 Minuten |
Kaufstart: Disney+: 11. März 2022 |
Label: Walt Disney Studios Home Entertainment |
Die junge 13-jährige Mei Lee hat es in der aktuellen Phase ihres Lebens ganz und gar nicht leicht. Mitten in der Pubertät verändert sich ihr Körper und sie interessiert sich plötzlich für Jungs, Partys und Konzerte. Nur ihre überaus strenge Helikoptermutter macht ihr dabei echt zu schaffen: Schon das bloße Zeichnen eines Bildes von einem Jungen sorgt bereits für extreme Überreaktionen und veranlasst ihre Mutter dazu, die eigene Tochter vor den Jungs bloßzustellen. Und dann hat Mei Lee sogleich noch ein viel schlimmeres Problem: Statt zum ersten Mal ihre Periode zu bekommen, verwandelt sie sich bei emotionaler Aufregung kurzerhand in einen großen roten Panda. Wie soll sie es so nur schaffen, das langersehnte Konzert einer Boyband zu besuchen, die schon bald in ihre Stadt kommt?
Kritik:
Das Animationsstudio Pixar war eigentlich mal das große Aushängeschild von Disney. Neuerdings aber erhalten die Produktionen nicht einmal mehr einen Kinostart. Das neueste Werk „Rot“ landet deshalb direkt auf dem Streamingdienst Disney+. Doch sagt das überhaupt irgendetwas über die Qualität des Films aus?
Coming-of-Age-Story für Kids
Süß jedenfalls ist „Rot“ mit seinem flauschigen roten Panda ja schon – das wird bereits auf den Vorschaubildern des Films mehr als deutlich. Pixars neuestes Werk ist mal wieder einer dieser tierischen Filme, bei denen man die Protagonisten am liebsten knuddeln möchte. Und dabei eigentlich gar nicht kindisch, sondern tatsächlich mit einer richtigen Aussage. Genau genommen bekommen wir hier nämlich eine waschechte Coming-of-Age-Geschichte eines jungen Mädchens mitten in der Pubertät geboten. Der rote Panda, so süß er auch erscheinen mag, ist dabei vor allem eine Metapher auf so ziemlich alles, was Jugend, Sexualität und Spaß ausmacht. Mal steht der rote Panda für die Menstruation, wegen der sich die junge Mei Lee wie ein „stinkendes, abstoßendes Monster“ fühlt. Ein anderes Mal für das freie Ausleben der Sexualität, die von der Helikoptermutter um jeden Preis unterdrückt werden soll.
Metapher für die sexuelle Unterdrückung
Der Panda ist stets eine Metapher für eine „innere Bestie“, die es zu bändigen gilt. Ein tiefgründiger Film also über sexuelle und kulturelle Unterdrückung, die mit kleinen negativen Anspielungen auf Religion und ausländische Kulturen auch den Mut hat, sich an kleine Tabubrüche heran zu wagen. Immerhin wächst Mei Lee in einer chinesischen Migrantenfamilie auf, die in Toronto ein neues Zuhause gefunden hat. Tyrannisiert von der Erwartungshaltung und dem Leistungsdruck ihrer Familie, unterdrückt in ihrer freien Entfaltung und der Entdeckung ihrer eigenen Identität. Was Spaß macht, das ist negativ und muss „im Zaum gehalten werden“. Letztendlich mündend in einem großen religiösen Ritual, das die Jugend vertreiben und Mei Lee zu einer „echten“ – also verbitterten und spaßbefreiten – Frau machen soll. „Rot“ ist damit eine tiefgründige Coming-of-Age-Geschichte mit Generationenkonflikt. Und auch ein versöhnlicher Film mit starker Message, die Kindern vermitteln soll, sich selbst und ihren Körper zu akzeptieren, ihre eigene Sexualität nicht als etwas negatives zu empfinden. Mutig – erst recht für einen Animationsfilm, der sich an Kinder ab 6 Jahren richtet.
Zeitgemäß, aber kein knallbuntes Spektakel
Dass es „Rot“ dennoch nicht ins Kino geschafft hat, mag vielleicht daran liegen, dass der Animationsfilm trotz seiner starken Geschichte optisch ein wenig „unaufwändig“ daher kommt – zumindest für Pixar-Verhältnisse. So süß, flauschig und knuddelig der rote Panda auch sein mag, so weit ist „Rot“ aber auch davon entfernt, ein knallbuntes Spektakel zu sein, wie zuletzt „Encanto“, der sogar für den Oscar nominiert ist. Die Ausgestaltung der Filmwelt orientiert sich mehr an der Realität, statt ein kunterbuntes Fantasieuniversum zu bieten und auch im Detailgrad scheint sich Pixar seit einigen Jahren doch nicht mehr so recht weiterzuentwickeln. Das sieht nach wie vor hübsch und auch zeitgemäß aus, entspricht aber vielleicht längst nicht mehr dem, was technisch maximal möglich wäre. Die kleinen Zuschauer werden darüber problemlos hinweg sehen können und am durchaus großen Spaßfaktor des Streifens ändert das natürlich auch rein gar nichts.
Fazit:
Flauschig-süße Coming-of-Age-Geschichte über Selbstfindung und sexuelle Unterdrückung. Nicht knallbunt, aber dafür mit überaus tiefgründiger Story.
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