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    Hanau

    Hanau


    Land/Jahr:
    D 2021
    Genre:
    Thriller
    Regie:
    Uwe Boll
    Darsteller:
    Steffen Mennekes
    Annika Strauss
    Daniel Faust
    Imad Mardnli
    Radost Bokel
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    75 Minuten
    Kaufstart:
    4. März 2022
    Label:
    Tiberius Film

    Der arbeitslose 43-jährige Tobias R. hat ein ernsthaftes Problem: Seit Jahren glaubt er an einen mysteriösen Geheimdienst, der ihn seit seiner Geburt strengstens überwacht. Er ist überzeugt davon, die Reinheit der deutschen Rasse wiederherstellen zu müssen und von einem eingebildeten Agent Schmidt den Befehl zu erhalten, in der Gesellschaft endlich aufräumen zu müssen. Nach etwas Übung am Schießstand und extrem vertieft in absurdeste Verschwörungstheorien begibt er sich in die Innenstadt von Hanau, um eine schreckliche Tat zu planen: Noch an diesem Abend wird er mit einer Schusswaffe zunächst in eine Shisha Bar und anschließend in eine Bar und ein Kiosk gehen, um zahlreiche Menschen hinzurichten. Das Attentat soll am 19. Februar 2020 als „Anschlag in Hanau“ in die Geschichte eingehen und als erster Amoklauf eines Qanon-Verschwörungstheoretikers gelten.

    Kritik:
    Darf er das? Als Uwe Boll nach dem Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 ankündigte, die Tat verfilmen zu wollen, gab es reichlich Protest. Sowohl Einwohner der Stadt Hanau, als auch Angehörige der Opfer waren von dem Vorhaben alles andere als begeistert. Uwe Boll, der gemeinhin den Ruf als „schlechtester Regisseur aller Zeiten“ hat, wäre aber kaum er selbst, würde er sein Projekt nicht auch gegen den Strom zu Ende bringen. Der Veröffentlichungstermin unmittelbar kurz nach dem zweiten Jahrestag des Anschlags ist dabei nicht weniger provokativ.

    Die Kaltblütigkeit eines Attentats
    So richtig verwunderlich ist es daher natürlich nicht, dass „Hanau“ bereits als Skandalfilm gilt, noch bevor er von der breiten Masse überhaupt gesichtet werden konnte. Schon allein die Verfilmung einer solchen Tat erst so kurz nach dem Geschehen, löst erwartungsgemäß Empörung aus. Bei Verfilmungen eines realen Attentats war es in der Vergangenheit stets üblich, deutlich mehr Zeit seit den Ereignissen verstreichen zu lassen. „Hanau“ nun bereits zu veröffentlichen, wenn die Erinnerungen an die Tat bei vielen noch sehr frisch sind, ist mindestens äußerst provokativ. Und zugleich erzählt der Thriller von Uwe Boll dann auch nicht wirklich etwas Neues: Schon fast pseudo-dokumentarisch spielt sein Film den chronologischen Ablauf der Tat durch. Die Aufnahme eines audiovisuellen „Manifestes“, die Fahrt in die Innenstadt, das Umsehen am Tatort: Die Trockenheit, mit der Boll den Tatablauf schildert, ohne jegliche Emotionalität einzubauen, hat durchaus etwas Unheimliches.

    50 Minuten Geschwurbel
    Größte Mühe gibt sich Uwe Boll dabei, einen Einblick in die Psyche und die wirren Verschwörungstheorien des Täters zu geben. Oder anders gesagt: Der Täter Tobias R. und sein fragwürdiges rechtsextremes Gedankengut erhält in „Hanau“ dermaßen viel Raum, dass beinahe der Eindruck entstünde, der Thriller wolle Verständnis für den Täter aufbringen, der ja schließlich Opfer seiner eigenen psychischen Probleme sei. Konkret jedenfalls bedeutet dies, dass wir in diesem Film rund 50 Minuten Geschwurbel zu hören bekommen. Ein Großteil des Films handelt davon, wie der Täter in einem Monolog seine Verschwörungstheorien und rechtsextremen Gedanken preisgibt. Und obwohl das psychologischen Tiefgang suggerieren soll, ist das zugleich von Steffen Mennekes unglaublich schlecht gespielt: Statt emotionale Glaubwürdigkeit und Wahnsinn zu inszenieren, wirken seine verschwörungstheoretischen Monologe viel mehr wie von einem Zettel abgelesen. Dass er einen solchen dann auch mal in der Hand hält, spricht offensichtlich Bände.

    Opfer ohne Namen
    Ohnehin ist Uwe Bolls „Hanau“ auch handwerklich recht schlecht inszeniert. Was eigentlich eine realistische Betrachtung des Täters sein soll, entpuppt sich nämlich schnell als schnöde Einseitigkeit: Der Thriller nämlich besteht praktisch nur aus drei nennenswerten Szenen. In der einen dreht der Täter Tobias R. gerade sein „Manifest“ und liest Geschwurbel von einem Blatt ab, in der anderen sitzt Tobias R. auf einem Sessel und erzählt gar noch mehr Unsinn und in der nächsten können wir trocken und emotionslos dem Ablauf der eigentlichen Tat folgen. Zwischen diesen drei Szenen wechselt „Hanau“ dann regelmäßig hin und her, wobei nur eine davon einigermaßen interessant scheint. Die Gegenseite hingegen spielt überhaupt keine Rolle: Die Opfer des Anschlags bleiben farb- und größtenteils auch namenslos, ja geradezu erschreckend austauschbar. Auf deren Gefühlslage oder ihre Wahrnehmung des Erlebnisses wird in keinster Weise eingegangen – was durchaus dazu führt, dass „Hanau“ als Verhöhnung der Opfer kritisiert wird. So weit sollte man an dieser Stelle vielleicht nicht gehen, besonders tiefgehend und vielseitig ist die Inszenierung des Attentats aber eben auch nicht.

    Fazit:
    Uwe Bolls „Skandalverfilmung“ des Anschlags von Hanau entpuppt sich als ausschweifender Schwurbel-Monolog mit anschließender Schießerei. Ein nicht nur erschreckend emotionsloser, sondern letztendlich auch überflüssiger Film.

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