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    Hinterland

    Hinterland


    Land/Jahr:
    A / L 2021
    Genre:
    Thriller
    Regie:
    Stefan Ruzowitzky
    Darsteller:
    Murathan Muslu
    Liv Lisa Fries
    Max von der Groeben
    Marc Limpach
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    99 Minuten
    Kaufstart:
    18. Februar 2022
    Label:
    SquareOne Entertainment

    Ganze zwei Jahre verbrachte Peter Perg als Kriegsgefangener in einem russischen Gefangenenlager. Nun kehrt der ehemalige Kriminalinspektor im Jahre 1920 in seine Heimat Wien zurück. Doch alles hat sich inzwischen verändert: Das Land ist längst eine Republik, die Frau hat bereits die Stadt verlassen und schreckliche Albträume über die grauenhaften Erinnerungen im Krieg plagen ihn Nacht für Nacht. Und als wäre das nicht bereits schlimm genug, treibt auch noch ein Serienmörder sein Unwesen in den Straßen von Wien, der es offenbar auf Kriegsheimkehrer abgesehen hat. Perg wird damit kurzerhand zum Hauptverdächtigen, doch der junge Kommissar Paul Severin und die Gerichtsmedizinerin Theresa Körner wollen nicht so recht an seine Schuld glauben. Gemeinsam setzen sie alles daran, die Bestie von Wien zu schnappen…

    Ein visuelles Kunstwerk
    Ein Schiff schippert im düster-mystischen Nebel auf einem Fluss entlang. Die Maschinen klappern, während einer der Kameraden seinem Tode nahe ist. Im Hintergrund: Die zerstörte österreichische Hauptstadt Wien, in der nichts so wirklich aussieht, wie es einmal war. Damit sind wir auch schon beim interessantesten Aspekt von „Hinterland“: Dem einzigartigen visuellen Kunstwerk, das der Film seinem Publikum bieten möchte. In diesem Thriller sieht einfach nichts so aus, wie es eigentlich sollte. Die Häuser sind krumm und schief, die Perspektiven seltsam verschoben und die Straßen wirken wie ein abstraktes Gemälde. Schon mit seiner Optik kann uns der österreichische Film schnell faszinieren, denn so außergewöhnlich er auch aussieht, zeigt er obendrein eine unheimliche Dunkelheit. Inmitten der schiefen Straßen von Wien geht schließlich ein Mörder in den dunklen Gassen umher. Die Kulisse geradezu ein Sinnbild für den Gemütszustand der Hauptfigur Peter Perg, der sich nach dem Krieg erst einmal wieder orientieren muss und vielleicht sogar einen kleinen „Dachschaden“ davon getragen hat.

    Schönheit des Todes
    Die Szenen am Tatort, in denen wir die Leichen aus der Nähe begutachten können, bieten da fast schon einen harten Kontrast zu dem ansonsten so abstrakten Gesamterscheinungsbild. Stilvoll angerichtet wie eine symmetrische Präsentation und doch geprägt von einer ausgesprochen blutigen Darstellung, wie man sie sonst eher aus Horrorfilmen kennt, hinterlässt diese Ästhetik des Todes einen durchaus bleibenden Eindruck. Und doch bleibt der fade Beigeschmack, dass uns die Geschehnisse emotional überraschend kalt lassen: Der kunstvolle visuelle Stil lenkt oftmals so sehr von der eigentlichen Handlung ab, dass uns „Hinterland“ über weite Strecken nicht so sehr packt, wie zunächst erhofft. Die Krimigeschichte rund um den Serienmörder von Wien gerät so beinahe zur Nebensache. Und die Bedrohung der Hauptfigur, sowie sein damit einhergehender Versuch, den eigenen Namen wieder reinzuwaschen, bleibt ohnehin viel zu vorhersehbar. „Hinterland“ gelingt es mit seiner für heutige Sehgewohnheiten recht langsamen und gemächlichen Inszenierung kaum, den Helden des Films in die Enge zu treiben. Das nimmt dem Streifen doch ein gewaltiges Stück seiner Spannung.

    Stille Wasser sind tief – und wütend
    Murathan Muslu kann das in der Hauptrolle als Peter Perg immerhin durchaus wieder wett machen. Schon in seiner Mimik und Körpersprache zeigt er einen gebrochenen Mann mit unglaublicher psychologischer Tiefe. Das wird auch deutlich, wenn er mit emotionalen (Wut)Ausbrüchen begeistert. Die Aggression, die ihm etwa ins Gesicht geschrieben steht, nachdem er die sexuellen Abenteuer seines Freundes mit seiner Frau erfährt, entfaltet eine Wucht, mit der man so erst einmal nicht rechnet. Muslu präsentiert seinen Peter Perg als psychisch labile tickende Zeitbombe, die durchaus in der Lage gewesen wäre, selbst in die Rolle des Serienmörders zu schlüpfen. Ein bisschen schade gerade deshalb, dass „Hinterland“ aus diesem Mysterium zu wenig macht und seine Hauptfigur zu keinem Zeitpunkt in eine undurchsichtige Rolle versetzt, dessen mögliche Tat unklar bliebe. Und da wird dann einmal mehr klar, dass die Handlung zugunsten einer faszinierend einzigartigen Optik desöfteren vernachlässigt wird.

    Fazit:
    Der visuelle Stil von „Hinterland“ ist so faszinierend experimentell, dass er wie ein bewegtes expressionistisches Kunstwerk erscheint. Dabei entfaltet er zwischen all den krummen und schiefen Häusern und Straßen eine mystisch-atmosphärische Stimmung, die sich hervorragend in die Story des Serienmörder-Thrillers einfügt. Schade nur, dass die Handlung und Spannung zugunsten der ausgefallenen Optik immer wieder vernachlässigt wird.

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