• Startseite|
  • News|
  • Games|
  • Kino|
  • Bücher|
  • Verlosung|
  • Partner|
  • Impressum
  • Review

    Napola – Elite für den Führer

    Napola – Elite für den Führer


    Land/Jahr:
    D 2004
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Dennis Gansel
    Darsteller:
    Max Riemelt
    Tom Schilling
    Michael Schenk
    Justus von Dohnanyi
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    110 Minuten
    Kaufstart:
    3. September 2021
    Label:
    Justbridge Entertainment

    Der 17-jährige Friedrich Weimer ist ein begabter Boxer, der gerade erst seinen Schulabschluss hinter sich gebracht hat. Sein Talent scheint ihm jegliche Türen zu öffnen: Eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt, die NAPOLA Allenstein wird schließlich auf den jungen Sportler aufmerksam und bietet ihm einen Platz an ihrer Schule an. Die Einrichtung gilt als Eliteschule, auf der ausschließlich die besten Schüler des Landes ausgebildet werden, denen anschließend eine großartige Karriere im großdeutschen Reich offen steht. Friedrich sieht die Chance gekommen, sich aus der Armut seiner Familie zu befreien und meldet sich gegen den Willen seiner Eltern an. Doch die Ausbildung besteht aus hartem militärischem Drill, nationalsozialistischer Zucht und Ordnung, sowie einem harten Konkurrenzkampf zwischen den Schülern. Bis ein brutaler Einsatz gegen entflohene Kriegsgefangene zu einem Umdenken führt und womöglich auch seine eigene Jugend gefährdet…

    Kritik:
    Das deutsche Kino hat für gewöhnlich den Ruf, nur noch Dramen und Filme über Nazis hervorzubringen. Zu einem gewissen Teil mag das sicherlich auch stimmen. Manche davon widmen sich aber nicht Hitler und der Judenverfolgung, sondern interessanten Nebenschauplätzen des Nationalsozialismus. So auch „Napola“, der uns einen Einblick in die pädagogische Ideologie der Nazis bietet.

    Die Abgründe einer Ideologie
    Das deutsche Drama aus dem Jahre 2004, das nun erstmals in einem schicken schmalen Mediabook erschienen ist, präsentiert uns nämlich einen solchen Schauplatz, der im Schulunterricht oftmals etwas zu kurz kommt und in der Bevölkerung für gewöhnlich keine allzu große Beachtung neben der Judenverfolgung findet: Die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten und Adolf-Hitler-Schulen, in denen junge Menschen zur Elite ausgebildet wurden und schlussendlich als „nachwachsende“ Ressource für die Ostfront herhalten mussten, an der sie als Kanonenfutter geopftert wurden. „Napola“ gibt dabei intensive Einblicke in eine menschenverachtende pädagogische Ideologie, bei der neben „Rassenreinheit“ auch körperliche Idealbilder eine wichtige Rolle spielten. Statt einer erfüllenden Jugend zu bieten, haben die Napolas die Jugend ihrer Schüler zerstört, in dem sie zu grausamen und skrupellosen Ideologen heranerzogen werden sollten. „Napola“ zeigt genau diese Ideologie so schonungslos, dass der Film sowohl schnell zur Sache kommt, als auch unter die Haut geht.

    Indoktrination der Skrupellosigkeit
    Nah an der Hauptfigur Friedrich Weimer, gespielt von Max Riemelt, bietet uns „Napola“ eine insgesamt recht intensive Erfahrung. Der Schüler und aufsteigende Boxer wird dabei immer wieder mit dem eigenen Gewissen konfrontiert, das er letztendlich abtrainiert bekommen soll. Im Boxkampf trotz des bereits am Boden liegenden Gegners noch einmal heftig zuzuschlagen, um die Skrupel loszuwerden und den Feind mit voller Härte niederzustrecken – das gehört noch zu den harmloseren Szenen des Films. Ein Highlight etwa, wenn Friedrich und seine Kameraden auf jugendliche Soldaten des Feindes schießen sollen und dabei jegliche Moral, jegliches Gefühl für richtig oder falsch, verdrängen müssen, um ohne zu hinterfragen schlicht Befehle auszuführen. Vielleicht mag es „Napola“ hier und da bei der Darstellung des militärischen Drills auch übertreiben, aber spätestens wenn die Schüler bzw. Kameraden vor ihrem Sportlehrer stehen, der sich als Drill Instructor aufspielt, erhält „Napola“ eine erstaunliche Intensität.

    Konfrontation durch Empathie
    Emotional funktioniert der Streifen vor allem deshalb, weil die Gefühlslage der Hauptfigur ebenso stark dargestellt wird, wie die Freundschaft und Kameradschaft zu seinen Mitschülern. Wenn Friedrich trotz der Strenge und Grausamkeit seiner Ausbildung, Stolz wegen seiner Leistungen in den Spiegel blickt, gehört das zu den schauspielerisch richtig starken Momenten von Max Riemelt, der hier eine Glanzleistung abliefert. Für Kontrast sorgt unterdessen der körperlich unterlegene, etwas zierliche Tom Schilling in der Rolle des „Nerds“ Albrecht Stein. Mit dem militärischen Drill tendenziell überfordert, liegt sein Talent im Schreiben und seiner Einfühlsamkeit – die der Hauptfigur letztendlich einen Spiegel vorhält und damit maßgeblich zur Dramaturgie des Films beiträgt. Regisseur Dennis Gansel hat die Konstellation der Figuren jedenfalls bestens durchdacht. Und damit vielleicht eines der besten Dramen über den Nationalsozialismus gedreht, die wir in den vergangenen zwanzig Jahren gesehen haben.

    Fazit:
    Mit einer unglaublichen Intensität von Max Riemelt gespielt, liefert uns „Napola“ einen eindrucksvollen Einblick in die nationalsozialistische Pädagogik der 1940er Jahre und bietet zugleich einen spannenden Nebenschauplatz abseits von Hitler und der Judenverfolgung. Beeindruckend und lehrreich zugleich.

    Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt..