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    Mandabi

    Mandabi


    Land/Jahr:
    Senegal 1968
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Ousmane Sembène
    Darsteller:
    Makhourédia Guèye
    Ynousse N‘Diaye
    Isseu Niang
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    92 Minuten
    Kaufstart:
    24. Juni 2021
    Label:
    Studiocanal

    Familienvater Ibrahima Dieng lebt mit seinen beiden Frauen in bitterster Armut. Seit vier Jahren arbeitslos gelingt es ihm nur mit größter Mühe, seine Familie überhaupt zu ernähren und selbst Lebensmittel muss er inzwischen auf Kredit kaufen. Als er eines Tages eine Überweisung über 25.000 Franc von seinem Neffen erhält, lockt das zahlreiche Neider an. Die gesamte Nachbarschaft möchte plötzlich mit Ibrahima befreundet sein und versucht den ungebildeten, aber herzensguten Vater auszunutzen. Dumm nur, dass er selbst das Geld gar nicht so leicht abheben kann: Um an das Geld zu gelangen, benötigt Ibrahima einen Ausweis, für den er wiederum eine Geburtsurkunde benötigt. Doch zwischen all dem Behördenwahnsinn weiß der Senegalese, der nicht einmal lesen kann, auch sein eigenes Geburtsdatum nicht…

    Kritik:
    Black Stories liegen im Trend: Bereits seit einigen Jahren wünscht sich die Filmbranche, die Geschichten farbiger Schauspieler stärker in den Fokus zu rücken. Selbst die Streamingdienste haben inzwischen fast alle eine eigene Kategorie für „Black Stories“ – Filme von und mit Schwarzen. Doch bereits im Jahre 1968 spielte afrikanisches Kino durchaus eine Rolle auf dem internationalen Markt: Mit „Mandabi“ erschien einer der ersten und wichtigsten Dramen aus Senegal.

    Passierschein A38
    Dabei erinnert uns die Geschichte schnell an so manchen bekannten Kultstreifen, der womöglich von „Mandabi“ ein kleines Stück weit inspiriert sein könnte. Mit dem Behördenwahnsinn rund um die Beschaffung eines Ausweises und einer Geburtsurkunde ähnelt die Story dieses senegalesischen Streifens vor allem „Banana Joe“ und „Asterix erobert Rom“ – allerdings größtenteils ohne den humoristischen Anteil. Denn während Asterix sich über den Bürokratiewahn der Römer mit ihrem Passierschein A38 lustig machte und Bud Spencer als einfacher Bananenhändler plötzlich von den Behörden bei seiner Arbeit behindert wurde, ist der bereits im Jahre 1968 viel früher erschienene „Mandabi“ keine Komödie über die moderne Bürokratie, sondern viel mehr ein ziemlich ernster, dramatischer Film. Schonungslos führt uns Regisseur Sembène nämlich in die schwierigen Lebensumstände der damaligen senegalesischen Bevölkerung ein.

    Bildungsarmut trifft Naivität
    Im Kern ist „Mandabi“ schließlich eine Milieustudie über die Armut in westafrikanischen Ländern. Hauptfigur Ibrahima Dieng ist daher eine ziemlich ungewöhnliche, aber interessante Figur, weil er auf den ersten Blick eigentlich gar kein Held ist. Ein herzensguter, aber auch erschreckend ungebildeter Familienvater, der nicht einmal lesen kann und sich daher voller Naivität von seinem Umfeld regelmäßig ausnutzen lässt. Seine Geschichte zieht sich wie eine Aneinanderreihung des Elends durch den kompletten Film: Im Minutentakt wird er von vermeintlichen „Freunden“ belästigt, die einen Teil seines Geldes abbekommen wollen und unerfahren im Umgang mit seinen Mitmenschen fällt er am laufenden Band auf Lug und Betrug herein. „Mandabi“ (zu deutsch: „Überweisung“) lebt davon, dass wir uns in den vermeintlich liebenswerten, aber naiven Mann hineinversetzen können, der zunehmend unser Mitleid weckt. Und das, obwohl er als Frauen unterdrückender Muslim in einer Mehrehe aus heutiger Sicht keineswegs nur positive Seiten verkörpert – eine einseitig positive Figur ist Ibrahima also keineswegs.

    Authentisches afrikanisches Kino
    Genau diese Darstellung macht „Mandabi“ aber zu echtem, authentischem afrikanischen Kino. Er zeigt schließlich ein Leben, so wie es im Jahre 1968 in Senegal wahrscheinlich alltäglich gewesen ist – durchzogen von Armut, Gier, Korruption und mangelnder Bildung. Gerade deshalb war das Drama von Sembène sicherlich auch ein Meilenstein des „Black Cinemas“: „Mandabi“ war immerhin der erste Film, der jemals vollständig in einer afrikanischen Sprache gedreht wurde. Und da bis heute nicht alle Szenen des Films vollständig synchronisiert wurden, macht es durchaus Sinn, den Streifen vollständig in Wolof, der Sprache der senegalesischen Einheimischen und deutschen Untertiteln anzusehen. Gefühlt springt die deutsche Fassung von „Mandabi“ ohnehin bei jeder zweiten Szene zwischen deutscher Synchronisation und dem senegalesischen Original hin und her – und da stellen sich die Originalstimmen schnell als überragend heraus, da die afrikanischen Stimmen zu den senegalesischen Darstellern auch deutlich besser passen. Wer ein paar Untertitel nicht scheut, bekommt hier jedoch einen echten Einblick in die afrikanische Filmgeschichte.

    Fazit:
    Senegalesisches Drama über den modernen Behördenwahnsinn westafrikanischer Länder, dessen Story stark an „Banana Joe“ oder „Asterix erobert Rom“ erinnert, dabei statt Humor jedoch eine authentische afrikanische Milieustudie über Armut, Gier und Korruption zu bieten hat. Das ist echtes „Black Cinema“.

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