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    The Trial of the Chicago 7

    The Trial of the Chicago 7


    Land/Jahr:
    USA 2020
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Aaron Sorkin
    Darsteller:
    Sacha Baron Cohen
    Eddie Redmayne
    Alex Sharp
    Jeremy Strong
    Noah Robbins
    Daniel Flaherty
    Yahya Abdul-Mateen II
    Joseph Gordon-Levitt
    Michael Keaton
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    129 Minuten
    Kaufstart:
    Netflix:
    16. Oktober 2020
    Label:
    Netflix

    Die Demonstranten könnten unterschiedlicher nicht sein und doch vereint sie alle das gleiche Ziel: Im Jahre 1968, zeitgleich zur Nationalversammlung der Demokraten, bei der sie einen neuen Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen bestimmen, kommen tausende Menschen in Chicago zusammen, um gegen den Vietnamkrieg und die Politik von Präsident Lyndon B. Johnson zu demonstrieren. Die zunächst friedliche Versammlung mündet schnell in gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei und führt anschließend fünf Tage lang zu Krawallen in der Innenstadt von Chicago. Monate später werden sieben anführende Teilnehmer vor Gericht gestellt, da ihnen eine Verschwörung vorgeworfen wird, die zur Eskalation der Lage führte. Doch die Männer sind allesamt fest davon überzeugt, dass die Gewalt durch Fehlverhalten der Polizei zustande kam und sie selbst lediglich Teil eines politisch motivierten Schauprozesses sind.

    Kritik:
    Netflix goes Oscars: Kurz vor der Oscar-Verleihung 2021 sind zum ersten Mal einige der nominierten Titel bereits auf der Streaming-Plattform Netflix verfügbar. Das Gerichtsdrama um die Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg in Chicago ist dabei gleich für sechs Kategorien nominiert. Eine davon dürfte den Filmkenner am meisten überraschen: Die Nominierung von Komiker Sacha Baron Cohen als bester Nebendarsteller.

    Borat kann auch Ernst
    Für den als „Borat“, „Ali G“ und „Brüno“ bekannten Komiker ist die Rolle praktisch ein Debüt: Zum ersten Mal erhält er eine die komplette Laufzeit füllende ernsthafte Rolle, in der er keinen einzigen wirklichen Witz präsentiert. In der Rolle des Abbie Hoffman, einem der Anführer der Chicago-Proteste und zugleich Mitglied der Youth International Party, weiß er in „The Trial of the Chicago 7“ sich mit Albernheiten zurückzuhalten. Überraschend gut steht ihm dabei der etwas schräg-theatralische, aber durchaus ernstzunehmende Look als linksextremer „Yippie“, der sich voller Überzeugung und Wortgewandtheit für seine Überzeugungen einsetzt. Und doch soll seine Rolle nicht völlig ohne Humor bleiben, denn als bewusstes Opfer eines politischen Prozesses nutzt seine Figur jede Gelegenheit, das Gericht ins Lächerliche zu ziehen und den Richter zu provozieren. Das geht dabei weitaus niveauvoller vonstatten, als Sacha Baron Cohens übliche Auftritte, lockert die Ernsthaftigkeit des Films aber soweit auf, dass er den anderen Darstellern die Show stiehlt und damit klar beweist, dass er das Zeug zu einem erstklassigen Charakterdarsteller hat.

    Unterhaltung durch Vielfalt
    Regisseur Aaron Sorkin allerdings weiß ohnehin das Maximum aus seinen Darstellern und Figuren herauszuholen. „The Trial of the Chicago 7“ profitiert stark von der Vielfalt seiner Charaktere, die sich gegenseitig intensiv kontrastieren. Sorkin beherrscht es perfekt, die unterschiedlichen politischen Ansichten, verschiedensten Methoden und gänzlich voneinander abweichenden Charaktereigenschaften der verschiedenen angeklagten Fraktionen zu präsentieren. Spielt Sacha Baron Cohen eher den lockeren Yippie, brilliert Eddie Redmayne ebenso in der Rolle des Tom Hayden aus der Democratic Society mit Anstand, Zurückhaltung und gewälter Wortwahl, während Yahya Abdul-Mateen II als fälschlich angeklagter Bobby Seale, der hier zum schwarzen Sündenbock eines Schauprozesses wird, volle Energie in den Widerstand gegen das Gericht investiert. Jeder Wutausbruch und jeder sitzende Konter gegen den Richter geht da schnell unter die Haut und das Publikum kann sich beinahe kaum entscheiden, von welchem der Schauspieler er mehr begeistert sein soll. Die Abwechslung der Figuren und deren Auseinandersetzungen tragen den Unterhaltungswert und die Dramatik des Films.

    Ein Film mit politischer Brisanz
    Das bedeutet an der Stelle natürlich keineswegs, dass die Rahmenhandlung nicht ebenso interessant ist. Sie passt schließlich perfekt in die heutige Zeit, wodurch der Drehzeitpunkt des Films sicherlich nicht zufällig gewählt wurde: Mit Bobby Seale von der Black Panther Party, einem diskriminierten schwarzen Angeklagten, der während des Prozesses immer wieder zahlreicher Ungerechtigkeiten und Unterdrückungen ausgesetzt wird, fügt sich „The Trial of the Chicago 7“ perfekt in die heutige Debatte um „Black Lives Matter“ und die ungerechte Justiz gegenüber schwarzen amerikanischen Bürgern ein. Und das, ohne dass der Film selbst dabei eine linkspolitische Haltung einnimmt oder die historischen Fakten zu verklären: Das Gerichtsdrama schildert die Situation tatsächlich genauso, wie sie im damaligen Gericht wohl stattgefunden hat, als Bobby Seale im Gerichtssaal sogar vor den Augen der Jury gefesselt und geknebelt wurde. „The Trial of the Chicago 7“ ist damit nicht nur ein dramatischer und spannender Film, sondern zugleich auch eine hochaktuelle Story, die spätestens seit dem Tod von George Floyd den Nerv des Publikums treffen dürfte – und zu Debatten über die seitdem bestehende Entwicklung des amerikanischen Rechtsstaats führen könnte.

    Fazit:
    Ein spannendes Gerichtsdrama über den Prozess um die Chicago-Verschwörung: In „The Trial of the Chicago 7“ kann Sacha Baron Cohen endlich beweisen, dass er ernsthafte, charakterstarke Rollen verkörpern kann und begeistert uns mit einer Story von hochaktueller politischer Brisanz. Ein berechtigter Kandidat für die Oscar-Verleihung.

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