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    Stunde der Angst

    Stunde der Angst


    Land/Jahr:
    USA 2019
    Genre:
    Thriller
    Regie:
    Alistair Banks Griffin
    Darsteller:
    Naomi Watts
    Jennifer Ehle
    Emory Cohen
    Brennan Brown
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    98 Minuten
    Kaufstart:
    28. Januar 2021
    Label:
    Koch Films

    Die Schriftstellerin June Leigh hat schon seit einiger Zeit nicht mehr das Haus verlassen. Sie leidet unter einer Angststörung und traut sich einfach nicht, einen Fuß vor ihre Wohnung zu setzen. Selbst die Miete überreicht sie, in dem sie das Geld unter der Wohnungstür hindurchsteckt und auch ihre Schwester kann die Wohnung nur mit viel Mühe betreten. Das schwierige Umfeld im heruntergekommenen Ghetto schafft es außerdem kaum, ihr die Angst zu nehmen: Jeden Tag klingelt es an ihrer Tür, manchmal sogar mehrmals in der Nacht – doch niemand meldet sich, als wollte sie ein Unbekannter tyrannisieren. Doch steigert sich June lediglich zu sehr in ihre Angst hinein oder steckt doch mehr hinter den mysteriösen Belästigungen, vor denen sie sich ebenso stark fürchtet, wie vor den Menschen auf der Straße? June gerät immer stärker in die Spirale des psychischen Abgrunds…

    Kritik:
    Menschen mit ernstzunehmenden Angststörungen und sozialen Phobien haben es oftmals nicht leicht. Von ihrem Umfeld zumeist missverstanden, sind sie in ihrem normalen sozialen Alltag eingeschränkt. Naomi Watts wirft in „Stunde der Angst“ einen Blick in die Psyche einer Frau, die seit Jahren unter einer schweren Angststörung leidet.

    Im Kopf einer psychisch Kranken
    Die Geschichte hinter dem Psychothriller „Stunde der Angst“ beginnt so banal, wie das Umfeld einer psychisch kranken Person oftmals auch in der Realität aussieht. Objektiv scheint es keine echte Bedrohung zu geben, die Angst der betroffenen Person findet ausschließlich im Kopf statt und in dem Kammerspiel, das ausschließlich in der Wohnung der Schriftstellerin June stattfindet, gibt es absolut nichts, wovor die Hauptfigur wirklich Angst haben müsste. Keine verselbstständigenden Gegenstände, kein vermeintlicher Spuk, wie wir das aus einem Horrorfilm kennen. Lediglich die eigene innere irrationale Angst, die das Leben bestimmt und die so auch viele Menschen kennen, die von einer echten Angststörung betroffen sind. „Stunde der Angst“ stellt das Kopfkino eines Angstpatienten an dieser Stelle recht realistisch dar, leidet aber zugleich auch unter diesem Realismus: Das Kopfkino einer Person darzustellen, ohne dass wir wirklich Bedrohungen auf dem Bildschirm zu sehen bekommen, ist ziemlich schwierig. Und so sehen wir kaum etwas, das auch dem Publikum wirklich Angst einjagt.

    Die Angst vor dem Nichtexistenten
    Der Psychothriller versucht das unterdessen damit zu kompensieren, dass er eine zusätzliche diffuse Angst einbaut, die sich auch audiovisuell darstellen lässt. Die ständige Belästigung durch die Klingel, die in einem penetranten durchgehenden Ton selbst den Zuschauer aufschrecken lässt, wenn er mit guten Lautsprechern ausgestattet ist. Die Unwissenheit, wer June wohl Streiche spielt, in dem er sie mitten in der Nacht mit Klingelattacken weckt und dann doch nichts sagt, macht die diffuse, scheinbar irrationale Angst vor etwas, was eigentlich gar nicht da ist, sich nur im Kopf des Angstpatienten abspielt, ein bisschen stärker nachfühlbar. Emotional funktioniert das durchaus, doch auch hier leidet „Stunde der Angst“ unter dem Problem, dass das regelmäßige Klingeln doch einfach etwas zu Banales ist, um das Publikum in die gleiche Angst zu versetzen, wie die Protagonistin. Der Psychothriller lässt uns daher kaum so erschaudern, wie wir das aus manchem Horrorfilm gewohnt sind – und könnte damit sicher auch den ein oder anderen Zuschauer etwas enttäuschen.

    Der Bruch mit der Konsequenz
    Hinzu kommt leider eine gewisse Inkonsequenz, die die „Stunde der Angst“ schon fast eingehen muss, um dem Streifen etwas mehr Dynamik zu verleihen und Naomi Watts hin und wieder mal mit anderen Darstellern in Kontakt kommen zu lassen. Damit sollen Auseinandersetzungen eingebaut werden, die den Spannungsbogen ein wenig steigern und die vermeintliche Bedrohung etwas greifbarer machen. Hier allerdings bricht „Stunde der Angst“ mit seinem Realismus und lässt die Figur gelegentlich etwas unglaubwürdiger erscheinen, als sie es hätte sein können: Ein realer Mensch mit derartig starken Angststörungen würde wohl kaum jemals wirklich einen Fremden in die Wohnung lassen. Weder den Lebensmittellieferanten und erst recht keinen Callboy, der ihr Befriedigung verschafft, ohne dabei das Haus verlassen zu müssen. „Stunde der Angst“ suggeriert, ein Angstpatient könne seine Angst überwinden, wenn der Anreiz dafür auch nur groß genug ist. Dramaturgisch sind die dabei entstehenden Konflikte natürlich interessant, realistisch aber sind sie es kaum. Und damit schafft es der Streifen dann auch nicht, das psychologische Profil der Hauptfigur völlig abzurunden. Naomi Watts aber gelingt es, das mit ihrer grandiosen Darstellung ein wenig unter den Teppich zu kehren.

    Fazit:
    Das Kammerspiel über eine junge Frau mit einer schweren Angststörung ist kein Film für die Masse: „Stunde der Angst“ konzentriert sich auf eine möglichst realistische Darstellung der Psyche und der lediglich subjektiv empfundenen, nicht physisch anwesenden Bedrohung im Kopf der Hauptfigur. Das sorgt für relativ wenig tatsächliche Action und wird auch nicht immer konsequent umgesetzt, ermöglicht aber einen beeindruckenden Einblick in die Lage einer psychisch Kranken.

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