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    Der Junge muss an die frische Luft

    Der Junge muss an die frische Luft


    Land/Jahr:
    D 2018
    Genre:
    Tragikomödie
    Regie:
    Caroline Link
    Darsteller:
    Julius Weckauf
    Sönke Möhring
    Luise Heyer
    Hedi Kriegeskotte
    Ursula Werner
    Joachim Kröl
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Dauer:
    100 Minuten
    Kaufstart:
    Netflix:
    26. Dezember 2020
    Label:
    Warner Bros.

    Ruhrpott im Jahre 1972: Der junge Hans-Peter wächst wohlbehütet mit seiner zumeist fröhlichen und feierwütigen Familie in Recklinghausen auf. Sein großes Talent, die Mitmenschen zum Lachen zu bringen, entdeckt er dabei schon recht früh: Immer wieder trainiert er seine Künste als Komiker im kleinen Tante Emma-Laden seiner „Omma“ Änne und auch zuhause bringt er liebendgern seine Mutter zum Lachen. Doch die freudige heile Welt wird schnell getrübt, dunkle Schatten legen sich auf den Alltag von Hans-Peter: Bereits kurz nach dem Tod seiner Oma, leidet auch Mutter Margret nach ihrer Operation plötzlich an dauerhaften Krankheitssymptomen. Die Lebensrealität des jungen Hans-Peter wird dabei immer bedrückender und zu einem zusätzlichen Ansporn, die komödiantische Begabung noch weiter zu perfektionieren…

    Kritik:
    Mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, gehört der legendäre Hape Kerkeling zu den wohl bekanntesten Komikern der jüngeren deutschen Geschichte. Nachdem er selbst seine Vergangenheit in einer Biografie an die Nachwelt weitergegeben hat, kam sie nur einige Jahre später bereits auf die große Leinwand.

    Hape Kerkeling als Kind
    Für die Macher war das einst eine große Herausforderung: Diesen einen Jungen zu finden, der dem bekannten Hape Kerkeling wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sieht und dabei auch den Humor bestens beherrscht. Mit dem jungen Julius Weckauf ist Regisseurin Caroline Link dabei allerdings die perfekte Besetzung gelungen, die neben dem echten Hape Kerkeling tatsächlich aussieht, wie ein Vater-Sohn-Gespann. Mit seinem süßen und perfekt gekonnten Ruhrpott-Dialekt gelingt Weckauf jener Humor, mit dem Kerkeling in seiner Kindheit vermutlich sein komödiantisches Talent entdeckt hat. Schon der Versuch, seine Mitmenschen nachzuahmen und zu imitieren, sorgt für viel Gelächter und eine große Lockerheit bei „Der Junge muss an die frische Luft“. Selbst in der vermeintlich ersten Darstellung von Hape als Horst Schlemmer dürfen wir Weckauf brillierend bewundern.

    Humor und Trauer liegen nah beieinander
    Doch der Titel des Films wäre wohl nicht so ausgefallen, hätte es in der Vergangenheit des echten Hape Kerkelings nicht auch einige Rückschläge gegeben. Schwere Jahre voller Trauer sorgen beim jungen Julius Weckauf in der Rolle des Hape dafür, dass er tatsächlich das ein oder andere Mal den titelgebenden Gang „an die frische Luft“ bitter nötig hat. „Der Junge muss an die frische Luft“ ist also keine reine Comedy, sondern viel mehr eine tiefgehende Tragikomödie. Mit humorvollen Witzen und Sketchen auf der einen Seite, aber auch dramatischen, zu Tränen rührenden Momenten auf der anderen. Auch das gelingt dem jungen Julius Weckauf mit Brauvor: Die schweren, traurigen Momente etwa, wenn Hape als Kind um seine junge Mutter weinen musste. Die Tatsache, dass wir die reale Person, auf welcher diese Biografie basiert, wirklich kennen, lässt „Der Junge muss an die frische Luft“ noch ein bisschen mehr unter die Haut gehen. Auch dann, wenn wir verwundert feststellen, dass dem jungen Hape die Vorliebe seiner Verwandtschaft für altbackene Schlagermusik keinesfalls so tierisch auf den Wecker ging, wie uns bei der Sichtung des Films.

    Liebeserklärung an den Ruhrpott
    Aber so war das eben, damals in den 1970er Jahren mitten im Ruhrpott. Entweder bist du unfreiwillig komisch, oder du weißt deine Misere zu nutzen, um damit andere Menschen zum Lachen zu bringen – so die Philosophie des Hape Kerkeling schon in jungen Jahren. Ein bisschen ist das selbstironische Loblieb auf die damaligen Familienumstände natürlich auch eine Liebeserklärung an die Heimat, den Ruhrpott. In all dem tristen Grau mit manchmal etwas ruppigen Umgangstönen das wohlige Gefühl des „Zuhause sein“ zu empfinden, kann man vermutlich nur, wenn man selbst im Ruhrgebiet aufgewachsen ist – und vor allem dem Publikum, das ebenfalls aus dieser Gegend stammt, dürfte das Augenzwinkern wohl nicht entgehen. Da fühlt sich selbst die fünfzehnminütige Fahrt von Recklinghausen nach Bocholt schon an, wie ein spektakulärerer Urlaub auf dem Land, immerhin gibt es zwei Felder zwischen der Industrie. Die Kinder des Ruhrpotts werden solche dezent-humorvollen Winks zu schätzen wissen und werden an Julius Weckauf wohl ähnlich viel Freude haben, wie der reale Hape Kerkeling, der doch immer wieder von seiner Darstellung als Kind schwärmt.

    Fazit:
    Die Vergangenheit eines Comedy-Stars: In der Hauptrolle als junger Hape Kerkeling spielt Julius Weckauf die Kindheitstage des bekannten Komikers mit Bravour und glänzt mit einer Darstellung, die dem Original wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelt. Vor allem aber ist „Der Junge muss an die frische Luft“ auch eine selbstironische Liebeserklärung an den Ruhrpott, dessen Heimatgefühl vermutlich nur Einheimische nachvollziehen können.

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