Unhinged – Außer Kontrolle |
Land/Jahr: USA 2020 |
Genre: Thriller |
Regie: Derrick Borte |
Darsteller: Russell Crowe Caren Pistorius Gabriel Bateman |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 90 Minuten |
Kaufstart: 27. November 2020 |
Label: Leonine |
Eigentlich ein ganz normaler Morgen für die junge Mutter Rachel. Nachdem sie ein klein bisschen verschlafen hat, herrscht auf den Straßen das alltägliche Chaos mit dem üblichen Stress. Auf dem Weg zur Schule mit ihrem Sohn Kyle verliert sie zunehmend die Nerven, denn nicht nur Kyle wird zu spät zum Unterricht kommen, sondern auch ihre beste Kundin hat ihr kruzerhand gekündigt. Als sie dann auch noch mit einem Hupkonzert beginnt, weil der vor ihr stehende Pick Up sich bei Grün einfach nicht in Bewegung setzen will, ahnt sie noch nicht, dass sie sich einen Mann zum Feind gemacht hat, der absolut nichts mehr zu verlieren hat: Die geballte Wut des vor ihr stehenden Autofahrers entfacht, entschließt dieser sich, Rachel eine Reihe von Lektionen zu erteilen. Das bedroht nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das, von jedem Mitmenschen, den sie liebt. Eine gnadenlose Amokfahrt beginnt, bei der der Fremde immer wieder zuschlägt…
Kritik:
Der alltägliche Stress, wir alle kennen ihn: Die Straßen sind völlig überfüllt, die Menschen stehen am Rande des Nervenzusammenbruchs. Hinzu kommen politische und gesellschaftliche Probleme, Ungerechtigkeiten und Nöte. Und am Ende könnte jede noch so banale Situation plötzlich eskalieren. Und genau das passiert in dem treibenden Thriller „Unhinged“, in dem Russell Crowe plötzlich Amok läuft…
Geballte Wut
Schon die treibenden Beats des Soundtracks, die uns im Menü des Films ins Ohr bohren, lassen vermuten, dass „Unhinged“ nicht lange fackelt. Das wird dann auch in den ersten Szenen recht klar: Russell Crowe dreht bereits vor der eigentlichen Aktion völlig am Rad, ermordet kaltblütig mehrere Mitglieder eine Familie und schlägt den Hausbewohnern brutal die Köpfe ein. Danach vergehen nur wenige Minute und Caren Pistorius in der Rolle der Rachel sitzt auch schon am Steuer ihres Autos. Genervt, gestresst, in Eile – genauso wie es der Film rüber bringen möchte. Wenn „Unhinged“ in seinen nur 90 Minuten eine Actionszene nach der anderen aneinanderreiht, entwickelt der Streifen ein unglaublich hohes Tempo, das mitreißt und kaum eine Verschnaufpause lässt. Der geballten Wut einfach mal freien Lauf lassen und im Stil von Thrillern wie „Nicht auflegen“ den Druck auf die Figuren auf durchgehend hohem Niveau belassen. Das hat einen äußerst hohen Unterhaltungswert.
Sympathien für einen Mörder
Dabei möchte „Unhinged“ eigentlich sogar in die gesellschaftskritische Richtung gehen. Das Intro des Films verleiht der Gesellschaft, die kurz davor ist, wegen jeder Bagatelle durchzudrehen, ein Motiv. Politische Entscheidungen und soziale Missstände, die zu immer mehr psychischen Erkrankungen und gehäufter Verzweiflung führen, führt uns der Streifen vor Augen und triggert damit beinahe ein bisschen die Wut, die auch unsere Gesellschaft in Zeiten von Corona hat, wenn Politiker wieder unsinnige Entscheidungen treffen. Nach den ersten fünfzehn Minuten des Films flacht die Gesellschaftskritik dann aber ab und weicht einer pausenlosen Action, die durchaus eine gewisse Härte hat. Von eiskalten Ermordungen bis hin zu Verbrennen am lebendigen Leib hat Russell Crowe in seiner Rolle zahlreiche Gräueltaten zu bieten und lässt uns seinen Hass auf überwältigende Weise spüren.
Ein brutaler Kuschelbär
Generell trägt der Hollywood-Star Russell Crowe ohnehin den gesamten Film als Optimalbesetzung, vor allem weil er den optischen Kontrast zu seinen Taten hervorragend hinbekommt. Als bärtiger, übergewichtiger Kerl vom Typ „sanfter Kuschelbär“ möchte er auf den ersten Blick eigentlich sympathisch erscheinen und wirkt wie der harmlose Familienvater von nebenan. Die dazugehörige zunächst angenehm ruhige, rational klingende Stimme sorgt in der deutschen Synchronisation ebenfalls dafür, dass dieser Kontrast hervorragend gelingt. Dass er sich dann als gnadenloser Psychopath entpuppt, wie einst Michael Douglas in „Falling Down“ schlägt beim Zuschauer dann ein, wie eine Wucht. Je sanfter und ruhiger Russell Crowe mit seiner Körpersprache in Erscheinung tritt, desto heftiger wirken dann seine Gewaltexzesse, wenn er wie eine skrupellose tickende Zeitbombe jeden fertig macht, der ihm in den Weg stellt. Mit einer Härte, die auch über Kollateralschäden beim unerbittlichen Erreichen seines Ziels nicht zurückschreckt. Emotional geht „Unhinged“ damit unter die Haut, selbst wenn die Story simpel erscheinen mag.
Fazit:
Eines der wenigen Kino-Highlights aus dem Corona-Jahr entpuppt sich im Heimkino als packender, knallharter Thriller mit hohem Tempo. Vor allem Russell Crowe brilliert als kontrastreicher Bösewicht, der Sanftheit und unerbittliche Härte vereint.
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