The Wave |
Land/Jahr: USA 2019 |
Genre: Drama |
Regie: Gille Klabin |
Darsteller: Justin Long Donald Faison Tommy Flanagan |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 88 Minuten |
Kaufstart: 27. August 2020 |
Label: OFDb Filmworks |
Frank ist ein erfolgreicher junger Anwalt bei einer Versicherungsgesellschaft, der sich im Privatleben allerdings gewaltig langweilt. Das gemeinsame Haus mit Hund ist schlicht und gewöhnlich, seine Frau ödet ihn zunehmend an und er kann eigentlich kaum abwarten, sich auf das nächste große Abenteuer einzulassen. Als er ein Schlupfloch entdeckt, das seinem Arbeitgeber die Auszahlung einer großen Versicherungssumme erspart, scheint die Gelegenheit perfekt: Kollege Jeff hält dieses Ereignis für einen perfekten Anlass zum Feiern. Das geht allerdings gewaltig schief: Auf einer nächtlichen ausgelassenen Party lässt sich Frank auf unbekannte experimentelle Drogen ein, deren Trip ungeahnte Folgen hat. Mitten im Chaos aufgewacht, kann er Realität und Halluzinationen nicht mehr voneinander unterscheiden, sogar das Raum- und Zeit-Gefüge scheint auseinanderzufallen…
Kritik:
Jeder hat es schon einmal erlebt: Einen Traum, der so real ist, dass sich der Betroffene nach dem Aufwachen nicht ganz sicher ist, ob der Traum wirklich bereits zu Ende ist. Justin Long passiert in „The Wave“ nun genau das: Allerdings auf künstlichem Wege verursacht, in dem er eine experimentelle Droge zu sich nimmt.
Sci-Fi trifft Drogentrip
Eines Morgens kann er nach einer Party nämlich seinen Augen nicht mehr trauen: Er hat nicht einfach nur einen Kater, sondern das Leben um ihn herum hat sich auf mysteriöse Weise verändert. „The Wave“ vermischt an dieser Stelle das übliche Drogendrama mit einem Science-Fiction-Film: Hier bekommen wir nämlich die erste Droge zu sehen, die nicht einfach Halluzinationen auslöst, sondern das Raum-Zeit-Gefüge gewaltig auf den Kopf stellt. Wenn Frank durch eine Tür geht oder mit der Hand gegen das Armaturenbrett schlägt, kann es durchaus passieren, dass er sich in einem anderem Raum oder gar einer anderen Zeit wiederfindet. Das ist tatsächlich der interessante Aspekt an „The Wave“: Wir bekommen hier ein fragmentiertes Drama zu sehen, dessen Storyhäppchen in unterschiedlichen Zeiten spielen und die sich deshalb erst nach und nach zusammensetzen. Faszinierend.
Charakterdarstellung in Metaphern
Und wenn Realität und Halluzination dabei immer mehr vermischen, wird „The Wave“ zunehmend zu einer bebilderten Metapher. So faszinierend all die verrückten Abenteuer und Missgeschicke auch sind, die dem jungen Frank widerfahren, sind sie alle so weit durchdacht, dass sie die Charaktereigenschaften der Hauptfigur stets widerspiegeln, statt sie auf üblichem linearen Wege darzustellen. Die Angst vor der eigenen Frau und ihrer verkorksten Beziehung, der stetige Drang nach neuen Erlebnissen und sogar bisher ungeahnte Selbstmordgedanken kommen dabei zum Vorschein. Wenn Hauptfigur Frank in einem Komplex voller Halluzinationen seinen eigenen Augen nicht trauen kann, offenbart „The Wave“ in einem Strudel psychedelischer Bilder das Innere seiner Psyche. Eine recht kreative Form der Charakterdarstellung also, die die Figuren des Films tiefgehender macht, als sie auf den ersten Blick scheinen.
Simpel an der Oberfläche
Oberflächlich betrachtet bleibt „The Wave“ nämlich ein eher simpel gestrickter Film. Denn eigentlich ließe sich die Story um Frank und seine jüngsten Erlebnisse in nur wenigen Sätzen zusammenfassen: Ein verheirateter Mann, der sich nach neuen Abenteuern sehnt und sich deshalb auf einer Party auf den wildesten Drogentrip einlässt, ist schließlich zunächst keine allzu innovative Story. Würde man es dabei belassen und „The Wave“ die Richtung des üblichen Kifferfilms voller Humor antreten, hätten wir es hier vermutlich mit dem gewöhnlichsten und einfallslosesten Streifen der letzten Jahre zu tun. Die einfache, jedoch geniale Grundidee, Science-Fiction mit dieser Thematik zu vermischen, hält jedoch den Zuschauer über lange Strecken am Ball – fasziniert davon, was wohl tatsächlich hinter den Wahrnehmungsstörungen des jungen Frank stecken mag. Damit mausert sich „The Wave“ überraschenderweise zu einem kleinen Geheimtipp.
Fazit:
Der außergewöhnliche Streifen um einen jungen Anwalt entpuppt sich als durchdachter Mix aus Drogendrama und Science-Fiction und lässt die Grenzen von Raum und Zeit auf faszinierende Weise verschwimmen. Mit einer Charakterdarstellung voller Metaphern liegt im Kern von „The Wave“ weit mehr Tiefgang verborgen, als der vermeintlich simpel gestrickte Film an der Oberfläche vermuten lässt.
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