Knives Out |
Land/Jahr: USA 2019 |
Genre: Krimi |
Regie: Rian Johnson |
Darsteller: Daniel Craig Ana De Armas Chris Evans Jamie Lee Curtis Christopher Plummer Michael Shannon Don Johnson Toni Collette Lakeith Stanfield Katherine Langford Jaeden Martell |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 131 Minuten |
Kaufstart: 8. Mai 2020 |
Label: Leonine |
Harlan Thrombey ist tot! Mit einer aufgeschlitzten Kehle wird er eines Morgens plötzlich tot in seinem Zimmer aufgefunden. Der Krimiautor und zugleich das Oberhaupt einer wohlhabenden Familie wurde nach der Feier zu seinem 85. Geburtstag offenbar umgebracht. Doch natürlich will niemand etwas gesehen haben: Weder die komplette versammelte Verwandtschaft, noch das langjährige Hauspersonal, das sich täglich um den alten Mann gekümmert hat. Das bringt zugleich den Privatdetektiv Benoit Blanc auf den Plan, der von einem Unbekannten angeheuert, nun die örtlichen Ermittler unterstützt. Und der muss sich prompt durch ein komplexes Netz aus Lügen, falschen Fährten und Ablenkungsmanövern durchkämmen. Denn die Wahrheit über Thrombeys angeblichen Selbstmord liegt tief in den Geheimnissen der Familie vergraben…
Kritik:
So manche berühmte Agatha Christie-Verfilmung liegt nun schon einige Jahrzehnte zurück. Das dazugehörige Krimigenre allerdings ist bis heute zeitlos und erfreut sich sogar immer wieder einigen Remakes. Perfekt also für „Knives Out“, der ohne entsprechende Vorlage von Christie auskommt und gerade deshalb mit eigenen Ideen das Genre perfektioniert. Staraufgebot natürlich inklusive.
Ein moderner Klassiker
Die Parallelen allerdings sind nicht zu verkennen. Im Kern der Handlung geht es immerhin auch in „Knives Out“ um einen mysteriösen Mordfall, der von einem hochintelligenten Privatdetektiv – hier Benoit Blanc, gespielt von Daniel Craig, anstelle von Poirot – durch komplexe Überlegungen und detaillierte Ermittlungen aufgedeckt werden muss. Die Vorgehensweise könnte dabei klassischer kaum sein und erinnert mit ihrem klassischen „Whodunit“-Stil an damalige Streifen wie „Mord im Orient Express“ oder „Tod auf dem Nil“. Ungewohnt bleibt dabei allerdings, dass „Knives Out“ die Geschichte vermeintlich von hinten aufrollt: Die angebliche Auflösung kommt recht schnell. Spannung erzeugt der Streifen dann plötzlich damit, die Wahrheit doch irgendwie vertuschen zu müssen. So es sich denn letztendlich wirklich um die Wahrheit handelt, denn auch das lässt der durchaus komplexe Film lange im Dunkeln.
Skurrile Täuschungen
Da kommt dann auch schon der eigentliche Spaß auf, denn „Knives Out“ hat so manchen skurrilen Charakter zu bieten. Während sich die wohlhabende Großfamilie gegenseitig um das Erbe streitet und dabei regelrecht zerfleischt, ist der heimliche Star des Films schließlich die angebliche Möderin, die uns der Krimi zu Beginn fast schon zu einfach auf dem Silbertablett serviert. Ana de Armas grandios gespielte Haushälterin nämlich kann einfach nicht lügen. Immer dann, wenn sie den Privatdetektiv belügt, muss sie sich unmittelbar danach übergeben. Das ist nicht nur herrlich schräg, sondern sorgt über die gesamte Laufzeit für eine fantastische, erfrischende Situationskomik. Nun liegt es an ihr, die Wahrheit so zurecht zu biegen, dass sie dabei möglichst nicht lügt und ihre vermeintlichen Taten auf keinen Fall ans Licht kommen können. Und damit bringt sie nicht nur unglaublich viel schwarzen Humor in den Film, sondern liefert zweifellos eine Paraderolle ab.
Ein Poirot der Kontraste
Daniel Craig fügt sich da als moderner Sherlock- oder Poirot-Verschnitt, der sich charakterlich stark von den Vorlagen unterscheidet, erstaunlich gut ein. Der ist nämlich zwar kein hochfunktionaler Soziopath, wie Benedict Cumberbatch in der britischen Serie „Sherlock“, zeigt sich jedoch überaus redegewandt und sorgt mit seinen intelligent durchdachten Dialogen für einen ausgesprochen hohen Unterhaltungswert. Als vermeintlich passiver Beobachter, der sich meist damit begnügt, die Familienmitglieder zu befragen und die albernen Streitereien um die Erbschaften amüsiert zu beobachten, bietet er dem Publikum den roten Faden und brilliert als durchweg tragende Hauptfigur. In „Knives Out“ beweist er damit, dass er nicht nur Bond-Action bestens beherrscht, sondern auch ein tiefgründiger Charakterdarsteller sein kann, der sich bewusst angenehm zurückhält und dabei doch Präsenz zeigt.
Vielfalt im Detail
Generell zeichnet sich „Knives Out“ aber ohnehin durch die vielen kleinen Details aus, die sowohl in der Story, als auch in der Optik versteckt sind. Das fällt schon in den ersten Minuten anhand des opulenten Settings auf, das aus einem Kammerspiel in einer einzigen Villa eine beeindruckend abwechslungsreiche Kulisse macht. Mit seinem rustikalen Design voller liebevoller Kleinigkeiten gleicht tatsächlich keine Ecke der Räume einer anderen, was eine beim Kammerspiel oftmals üblichen Eintönigkeit stark entgegen wirkt. Auch das fügt sich gut in den Kontext des Films ein, dem es grandios gelingt, den klassischen Krimi mit einem Hauch Selbstparodie und einer schwarzen Komödie zu vermischen und „Knives Out“ damit überaus vielfältig erscheinen zu lassen. Dazu kommen verspielt komplexe Figuren, die ebenfalls den Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Humor bestens beherrschen und allesamt eine gleichermaßen ausgeglichene Screentime erhalten. Damit wird „Knives Out“ zu einem in Gänze abgerundeten Genrefilm.
Fazit:
Das Krimi-Meisterwerk „Knives Out“ wirkt schnell wie ein Klassiker von Agathe Christie in formvollendeter Perfektion. Hier läuft einfach alles rund: Von der komplexen Story, über das detaillierte Setting, bis zu den durchdachten Figuren, die einen angenehmen Mix aus Krimi und Komödie hervorragend vereinen. Damit übertrifft „Knives Out“ selbst manchen Klassiker wie „Mord im Orient Express“.
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