Angel Heart |
Land/Jahr: USA / CDN / GB 1987 |
Genre: Thriller |
Regie: Alan Parker |
Darsteller: Mickey Rourke Robert De Niro Charlotte Rampling Lisa Bonet |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 113 Minuten |
Kaufstart: 2. April 2020 |
Label: Studiocanal |
New York im Jahre 1955: Privatdetektiv Harry Angel wird vom mysteriösen Louis Cyphre beauftragt, einen verschwundenen Sänger ausfindig zu machen. Für gewöhnlich erhielt er einmal im Jahr eine Nachricht von ihm, doch dieses Mal blieb diese leider vollkommen aus. Der Weg führt den Detektiv nach New Orleans, wo er schnell einige seiner Freunde und Bekannte ausmachen kann. Doch nicht nur unheimliche Visionen und Albträume plagen den Ermittler, sondern es geschehen auch seltsame Dinge um ihn herum: Jede seiner Kontaktpersonen stirbt unter brutalen Umständen, nachdem sie vom Detektiv befragt wurden. Angel gerät damit kurzerhand unter Mordverdacht und der scheinbare Routinefall entwickelt sich damit immer mehr zu einem wahren Albtraum…
Kritik:
Wenn man Stars wie Mickey Rourke oder Robert de Niro in ihren früheren Filmen aus den 1980er Jahren sieht, fällt es manchmal doch ein bisschen schwer, die Schauspieler tatsächlich wiederzuerkennen. So völlig anders sahen sie damals aus und doch war genau das ihre Glanzzeit, in der sie in Filmen brillieren konnten. „Angel Heart“ mag vielleicht nicht ihr bekanntester Streifen sein – ein Release im 4K Remaster auf UHD BluRay ist er dennoch wert.
Ästhethik der Hässlichkeit
Beim Anblick solcher alten Filmklassiker mag sich so mancher geneigte Cineast doch die Frage stellen, warum es den damaligen Look der Hollywood-Produktionen heute eigentlich so gut wie gar nicht mehr gibt. Auch „Angel Heart“ ist so ein Streifen, der alles andere als auf Hochglanz getrimmt ist. Düstere und dreckige kleine Gassen gehören da ebenso dazu, wie vermüllte Hauptstraßen voller matschiger Schnee, bröckelnden Fassaden und heruntergekommenen Menschen. Es ist dieser Mut zur Dreckigkeit, der den Thrillern, Dramen und Krimis dieser Zeit abseits von perfekt in Szene gesetzten Wolkenkratzern ihren eigentlichen Charme verlieh. Das wird bei „Angel Heart“ schon in der ersten Szene bewusst, wenn wir in einer einsamen Hinterhof-Gasse zwischen Müll und streunenden Katzen die erste Leiche entdecken, während das Licht der angrenzenden Hauptstraße mystisch in den Winkel eindringt, Rauch aus den Gullis emporsteigt und die Kellerventilatoren langsam vor sich hinquietschen.
Das Herz der Finsternis
Damit ist auch gleich klar, welche Atmosphäre „Angel Heart“ über die nächsten fast zwei Stunden entfalten möchte. Er gehört zu jenen Neo-Noir-Klassikern aus den 80iger Jahren, die Mitte der 50iger angesetzt sind, irgendwie mysteriös düster daher kommen, nahezu ausschließlich negative Charaktere zu bieten haben und schlussendlich sogar mit ihren alten massiven amerikanischen Autos nochmal einen zusätzlichen Charme ausstrahlen. „Angel Heart“ aber setzt in puncto Mystery und Düsterheit noch einen oben drauf, sorgt die Voodoo-Thematik bei den Mordfällen für eine noch stärkere unheimliche Atmosphäre. Mit vielen kleinen Details und vor allem reichlich Anspielungen voller okkulter Symbolik führt „Angel Heart“ dabei auch das Publikum in die Irre, während der Film die eigentlichen Hintergründe des Geschehens immer ein bisschen im Dunkeln lässt, aber mehr als einmal entsprechende Andeutungen macht. Aufmerksame Zuschauer werden allerdings erkennen: Insbesondere zu Beginn des Films ist der Streifen ein klein bisschen zu vorhersehbar.
Ein teuflicher Robert de Niro
Dafür sorgt vor allem Robert De Niro in seiner ungewohnt bärtigen Rolle als Louis Cyphres, dessen Zwielspaltigkeit durch ein bisschen Overacting schon in den ersten Szenen allzu deutlich wird. Man muss sicherlich keine Voodoo-Fähigkeiten haben oder Hellseher sein, um angesichts seines übertrieben mysteriösen Erscheinungsbildes erahnen zu können, dass Harry Angels Auftraggeber nicht ganz mit offenen Karten spielt. Mit satanistischer Symbolik und dem Styling eines Anton LaVey springt den Zuschauer die Anspielung an Satan geradezu an. Womit wir auch schon bei der einzigen wirklichen Schwäche des Films sind, denn vor allem Mickey Rourke und die aus der „Bill Cosby Show“ bekannte Lisa Bonet spielen ihre Rollen mit Bravour. So freizügig, ohne jegliche Hemmungen und absolut glaubwürdig ist der enorme Unterschied zu ihrer sonst bekannteren Comedyrolle absolut sehenswert. Und selbst Mickey Rourke, so weit entfernt von seinen heutigen draufgängerischen Actionrollen, legt eine erfrischende Natürlichkeit an den Tag, die sich selbst vor einem früheren Jack Nicholson nicht verstecken muss. Ein grandioser, stilistisch entschleunigender und spannender Thriller.
Fazit:
Die damals noch jungen Stars Mickey Rourke und Robert de Niro liefern mit „Angel Heart“ einen atmosphärisch starken Neo-Noir-Klassiker ab, der vor allem mit seinem dreckigen Charme der 80iger Jahre überzeugt und eine angenehm ruhige Krimigeschichte bietet. Lediglich De Niros optische Darstellung schießt ein wenig über das Ziel hinaus und sorgt leider für etwas zu viel Vorhersehbarkeit.
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