Mirai: Das Mädchen aus der Zukunft |
Land/Jahr: J 2018 |
Genre: Anime |
Regie: Mamoro Hosoda |
Darsteller: - |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 98 Minuten |
Kaufstart: 4. Oktober 2019 |
Label: Kazé |
Eigentlich hat der vierjährige Kun eine richtig schöne Kindheit in einem wohlbehüteten Elternhaus. Das ändert sich zumindest seiner Ansicht nach allerdings, als seine kleine Schwester Mirai auf die Welt kommt. Auf einmal haben seine Eltern nur noch Aufmerksamkeit für den Säugling und scheinen den Jungen völlig zu vernachlässigen. Aus Trotz und Eifersucht beginnt er fortan, seine gesamte Familie zu tyrannisieren. Doch jedes Mal, wenn er besonders wütend wird, geschehen im Garten mysteriöse Dinge: Dort verwandelt sich die Welt in eine magische Fantasieumgebung, in der Kun dem Hund in menschlicher Gestalt begegnet, seine neugeborene Schwester im Teenageralter für spannende Abenteuer zu haben ist und sein verstorbener Urgroßvater ihm mit Rat und Tat zur Seite steht. Und schon bald lernt Kun nicht nur vieles über sich selbst, sondern vielleicht auch, dass seine kleine Schwester womöglich doch gar nicht so schlimm ist, wie er angenommen hatte…
Kritik:
Die vergangenen Jahre waren für Animefans schon ziemlich hart, seitdem das berühmte Studio Ghibli mit neuen Produktionen aufgehört hatte. Freude kommt jedoch auf, wenn wir erkennen, dass auch andere japanische Studios durchaus zu vergleichbaren Qualitäten in der Lage sind: Studio Chizu versucht sich nämlich an ähnlich hochwertigen Animeproduktionen und kommt dieses Mal mit einer außergewöhnlichen Kindheitsgeschichte daher.
Moderne Zeichentrickreferenz
Zumindest bei der optischen Qualität bestehen jedenfalls keine Zweifel, dass es Chizu tatsächlich mit Ghibli aufnehmen kann. Mit einer Kombination aus herausragend gezeichneter klassischer Zeichentrick und aufwändiger, dazu passender 3D-Animation könnte „Mirai“ schließlich einer der Referenzfilme des Genres sein. So sieht der Streifen schließlich aus, wie ein ganz normaler japanischer Anime, wird jedoch aufgehübscht durch plastischer erscheinende Gebäude, die hübsche Darstellung von Nebel und Feuchtigkeit und beeindruckende Effekte im riesigen Bahnhof von Tokyo. Da ist natürlich sofort klar: Hier steckt richtig viel Liebe zum Detail im Film. Und das macht sich auch bei den süßen Figuren bemerkbar, die ihre Emotionen durch Gesichtsausdrücke perfekt zum Ausdruck bringen können. Wenn der junge Kun sich dann zwischendurch auch den Schwanz und die Ohren eines Hundes ansteckt, um seiner Fantasie freien Lauf zu lassen, ist das fürs Publikum ziemlich zum Dahinschmelzen.
Niedlicher Nervfaktor
Wie süß der vierjährige Kun allerdings tatsächlich ist, darüber könnten sich zumindest die Geister scheiden, denn wie ein echtes Kind in diesem Alter steht sein niedliches Aussehen schließlich im starken Kontrast zu seinem Verhalten. Eine gewisse Resistenz gegenüber penetrantem Kindergeschrei, Geheule und Gebrüll sollte das Publikum schon mitbringen – auch wenn so manche Szenen seines Trotzverhaltens sicherlich auch humorvolle Momente zu bieten haben. Bei höherer Lautstärke könnten sich die Nachbarn allerdings mitunter fragen, wo denn das am Spieß schreiende Kind plötzlich herkomme. Gleichzeitig verpasst dies „Mirai“ aber auch eine hohe Glaubwürdigkeit, mit der wir uns selbst leicht in die eigene Kindheit hineinversetzen können. Immerhin handelt es sich auch um eine sehr einfühlsame Geschichte, die wohl jeder nachvollziehen kann, der sich selbst die Aufmerksamkeit seiner Eltern in jungen Jahren erkämpfen musste. Bei so viel Niedlichkeit und so großen Möglichkeiten, sich selbst in der Figur wiederzuentdecken, ist der kleine Nervfaktor auch ganz schnell vergessen.
Kinderfilm mit Tiefgang und Werten
Spätestens, wenn dann die spannenden Abenteuer im magischen Garten hinzukommen, entpuppt sich „Mirai“ unterdessen als kreativer Fantasyfilm, der uns in seinen Bann zieht und dazu einlädt, neue unbekannte Gestalten zu entdecken. Dabei hat der Anime aber auch einen ausgesprochen großen Tiefgang, der viele pädagogische Werte an das jüngere Publikum vermittelt. Im Kern der Handlung geht es dabei um familiären Zusammenhalt, die Entdeckung der eigenen Persönlichkeit und Selbstreflexion des eigenen kindlichen Verhaltens. Die Mischung aus pädagogischem Wert und extrem hochwertiger süßer Optik macht „Mirai“ dabei zum perfekten Kinderfilm, der zugleich auch das erwachsene Publikum nicht langweilt und ist praktisch ein Muss für Familien, die den heutigen 3D-Animationen vieler Kinderserien nur wenig abgewinnen können.
Fazit:
Ein großartiger Kinderfilm für die ganze Familie, der neben einer spannenden Story und gelungener pädagogischer Wertevermittlung vor allem auch einen extremen Niedlichkeitsfaktor zu bieten hat. Ein Film mit Potential zum Zeichentrick-Klassiker.