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    Sobibor

    Sobibor


    Land/Jahr:
    RUS 2018
    Genre:
    Kriegsfilm
    Regie:
    Konstantin Khabensky
    Darsteller:
    Christopher Lambert
    Konstantin Khabensky
    Mariya Kozhevnikova
    Michalina Olszanska
    Philippe Reinhardt
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    117 Minuten
    Kaufstart:
    25. April 2019
    Label:
    KSM Film

    1943: Als die jüdischen Gefangenen im Vernichtungslager Sobibor mit Musik und neuen Jobangeboten empfangen wurden, ahnten sie noch nicht, was schon bald auf sie zukommen würde. Naiv und voller Zuversicht rechneten sie damit, hier vollständig versorgt zu werden und ein einigermaßen angenehmes Leben führen zu können. Kurz nach ihrer Ankunft allerdings, als sich die „Duschen“ für viele Frauen als Vergasungskammern herausstellten und schreckliche Gräueltaten zum Alltag werden, wird den Juden erst klar, in welch lebensgefährliche Situation sie hier geraten sind. Unterdrückt und voller Angst, bei Fehlverhalten willkürlich erschossen zu werden, ist ihnen der Mut zum Widerstand längst abhanden gekommen. Bis auf wenige Ausnahmen: Unter den Gefangenen befanden sich auch jüdische sowjetische Soldaten rund um Alexander Petschjorsky, die ihre militärischen Fähigkeiten nutzen wollen, um einen Ausbruchsversuch zu wagen. Doch dafür müssen sie ähnlich skrupellos vorgehen, wie ihre Peiniger…

    Kritik:
    Wenn in Deutschland der Zweite Weltkrieg beleuchtet wird, gehört die Judenverfolgung wohl zu den wichtigsten Themen. Die größten Vernichtungslager in Ausschwitz oder Dachau dürften dabei so ziemlich jedem bekannt sein, der im Geschichtsunterricht einigermaßen aufgepasst hat. Weniger bekannt sind da die etwas abgelegeneren Lager und Ereignisse, zu denen auch das Vernichtungslager in Sobibor gehört. Und wenn auch ein wenig russische Heldenverehrung mit dabei sein dürfte, kann die russische Perspektive auf die damaligen Ereignisse durchaus den Horizont erweitern.

    Ausbruch aus dem KZ
    Der russische Kriegsfilm „Sobibor“ macht nämlich genau das: Ähnlich wie sich etwa die Kriegsfilmreihe von Pandastorm mit eher unbekannten ausländischen Ereignissen während des Zweiten Weltkriegs befasst, möchte sich auch KSM Film mit „Sobibor“ einem Thema widmen, das in deutschen Schulen eine eher untergeordnete Rolle spielt: Ein Vernichtungslager, in dem es den Häftlingen einst erfolgreich gelungen ist, einen Aufstand durchzuführen und in Teilen aus dem Lager zu entkommen und zu überleben. Damit das emotional funktioniert, widmet sich „Sobibor“ bevorzugt der Sichtweise der gefangenen Juden. Der Zuschauer soll schließlich eine Beziehung zu den Figuren und ihre Lebensweise im KZ aufbauen können. Die zwischenmenschliche Situation steht dabei sehr im Fokus, wenn es im späteren Verlauf ganz konkret um die Pläne und Durchführung des Ausbruchs geht. „Sobibor“ fesselt dabei schnell, wenn wir die Protagonisten dabei beobachten, wie sie heimlich Informationen austauschen, ihre Pläne geheim halten und die Soldaten in einen Hinterhalt locken.

    Gasification and Revenge
    Man könnte fast meinen, dass „Sobibor“ beinahe ein neues Genre des WW2-Films erfindet. Ähnlich wie in den typischen „Rape & Revenge“-Horrorfilmen überträgt der Kriegsfilm eine ähnliche Vorgehensweise auf die Judenverfolgung: Zu jedem Zeitpunkt können wir emotional mitfühlen, welch Hass und Wut in den Gefangenen stecken muss, wenn sie sich nicht nur wehren, sondern die Nationalsozialisten mit eigenen Händen ermorden. Das klappt aber vor allem auch deshalb, weil sich die gezeigten Bilder bei „Sobibor“ etwa zur Hälfte der Laufzeit zuspitzen. Fast im Minutentakt werden menschenverachtende Gräueltaten aneinenadergereiht und der Streifen entwickelt geradezu eine Orgie der Gewalt. Verstörende Szenen, in denen Menschen vor einem Wagen als Pferde missbraucht werden, betrunkene Nazis ihre Gefangenen bei lebendigem Leibe in Brand stecken und wahllos in die Menge schießen, während sie jeden der knienden Gefangenen demütigen. Man mag an dieser Stelle kaum glauben, dass es sich nicht um die Neuerfindung eines „Gasification and Revenge“-Genres handelt, wenn der Film mit seinen gezeigen Szenen darauf hindeutet, sondern derartige Szenen nachgewiesenermaßen tatsächlich stattgefunden haben. Das muss man im Anschluss dann erst einmal verdauen.

    Gewaltorgie mit Christopher Lambert
    Verdauen auch deshalb, weil Christopher Lambert in der grandiosen Rolle des Lager-Kommandanten Karl Frenzel ziemlich unter die Haut geht. Psychisch angeschlagen, nachdem er seine eigene jüdische Frau verlor, weil sie vor dem eigenen Mann ins Ausland weglief, zu den brutalsten und menschenverachtendsten Taten bereit. Eine tickende Zeitbombe, dessen extreme Unberechenbarkeit und Skrupellosigkeit Christopher Lambert perfekt einfangen kann. Auch mit seiner Mimik und seiner Körpersprache, bei der man beinahe selbst als Zuschauer Angst vor dieser Figur bekommen könnte. Vor allem dann, wenn er seine jüdischen Gefangenen tyrannisiert. Wenn er Häftlinge eigenhändig mit seinem Gürtel auspeitscht, während sie die Schläge mitzählen müssen und er immer wieder von vorne anfängt, weil er ihnen Zählfehler unterstellt. Vielleicht mag „Sobibor“ an der Stelle sogar ein wenig mit der Gewalt übertreiben – doch gerade so entfaltet der Streifen letztendlich überhaupt seine Wirkung. Da kann man der Maske vielleicht sogar ein wenig nachsehen, dass es mit der optischen Ähnlichkeit von Lambert und Frenzel noch nicht so ganz hinhauen mag. Aber das ist wohl nebensächlich, wenn uns „Sobibor“ mit seiner Gräueltatenorgie emotional längst erdrückt hat.

    Fazit:
    Während sich deutsche Kriegsfilme überwiegend auf die aus dem Unterricht bekannten Schauplätze konzentriert, wirft „Sobibor“ einen interessanten Blick auf den weniger bekannten Aufstand im gleichnamigen polnischen Vernichtungslager. Durch seine schonungslose Gewaltorgie aus Gräueltaten und Tyrannei ist dieser an die realen Zustände im KZ angelehnte Streifen allerdings nichts für zarte Gemüter.

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