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    So was von da

    So was von da


    Land/Jahr:
    D 2018
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Jakob Lass
    Darsteller:
    Niklas Bruhn
    Martina Schöne-Radunski
    David Schütter
    Bela B.
    Kalle Schwensen
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    91 Minuten
    Kaufstart:
    25. Januar 2019
    Label:
    DCM Film

    Obwohl sich Oskar eigentlich längst seinen Lebenstraum erfüllt hat, in dem er einen Club am Ende der Reeperbahn betreibt, läuft es in letzter Zeit alles andere als gut in seinem Leben: Nicht nur ist seine große Liebe Mathilda längst aus seinem Leben verschwunden, sondern auch der Club steht längst vor dem Aus. Nach der heutigen Silvesterparty soll der Punk-Schuppen dann endgültig schließen und Oskar sich nach einem neuen Lebensinhalt umsehen. Das Problem dabei: Bis dahin schuldet er dem ehemaligen Zuhälter Kiez-Kalle noch ganze 10.000 Euro, denn Oskar hat sich einst selbst Geld von ihm geliehen. Und der geht mit seinen Schlägern alles andere als zimperlich zur Sache…

    Kritik:
    Für die einen das wohl schlimmste Schmuddelviertel Deutschlands, für die anderen der Inbegriff der Freiheit: Die von vielen liebevoll „Kiez“ genannte Reeperbahn, Zentrum der käuflichen Liebe und der linksextremen Szene. Da darf natürlich auch der „Ärzte“-Schlagzeuger Bela B nicht fehlen.

    Das Negativbeispiel
    Worauf ein Film in diesem Umfeld wohl hinaus laufen möchte, ist damit auch ziemlich schnell klar: „So was von da“ ist nicht nur eine Milieustudie über den Kiez, sondern möchte vor allem die Punk-Szene und das damit verbundene Lebensgefühl feiern. Und dabei zwischen den zahlreichen Auftritten diverser Punkbands, die in diesem Film natürlich nicht fehlen dürfen, dem Publikum wohl auch die positiven, freiheitlichen Seiten des „alternativen Wegs“ vermitteln, der abseits des Kapitalismus und der Konsumgesellschaft angeblich die Erfüllung des Lebens sein soll. Dumm nur, dass der Versuch dabei gewaltig nach hinten los geht, denn wenn „So was von da“ vor allem ein abschreckendes Beispiel dafür sein möchte, warum man Hamburg auf gar keinen Fall besuchen sollte, hat der Film wohl so ziemlich sein Ziel erreicht. Denn was bei diesen Bildern vom angeblich positiven Lebensgefühl übrig bleibt, bringt vor allem Corinna Harfouch in der Rolle der Hamburger Innensenatorin, die zum ersten Mal einen Punk-Club betritt, bestens rüber: Vor lauter Ekel möchte wahrscheinlich selbst so mancher Linker nach diesem Film am liebsten auf die konservative Seite wechseln. Oder aber – auch das wäre durchaus eine Interpretationsmöglichkeit – „So was von da“ möchte sich mit den negativen Seiten dieser Szene auseinandersetzen, bringt das aber durch immer wieder eingestreute rechtfertigende Kommentare der Hauptfigur absolut nicht brauchbar rüber.

    So was von (nicht) da
    Das dürfte aber vor allem auch am experimentellen Inszenierungsstil dieses Films liegen, der sich spätestens in der zweiten Hälfte zunehmend in einem Drogentrip aus Stroboskopeffekten und unscharfen Farbspielereien verliert. Nach einer durchaus interessanten Einführungsphase, in der „So was von da“ eine Art Coming-of-Age-Film über die linksalternative Punkszene sein möchte und durchaus spannende (pseudophilosophische, da mit reichlich albernen Klischee-Weisheiten gespickte) Geschichten zu erzählen hat, reiht der Streifen irgendwann vor allem Ekelszenen auf der versifften Toilette, Drogenexzesse und Verherrlichungen linksextremistischer Gewalt aneinander. Aber immerhin muss man den Streifen an der Stelle wohl für eines loben: Seinem Titel, der offenbar eine Anspielung auf den Geisteszustand nach übertriebenem Drogenmissbrauch sein soll, wird er dabei zu jedem Zeitpunkt gerecht. Man weiß am Ende nur nicht, ob man den wohl ironisch gemeinten Titel auch auf die Punkszene oder die im Film dargestellten Linksextremen übertragen darf – und ob solche Assoziationen von den Machern des Films letztendlich überhaupt gewollt sind. Naheliegend wären sie jedenfalls.

    Erschreckend glaubwürdig
    Dabei gelingt es dem Streifen immerhin, die linksalternative Szene zwischen Popkultur-Punks, Kiffern und Öko-Hipstern unverfälscht und glaubwürdig darzustellen. Verweigert man den Kontakt zu dieser Szene nicht gänzlich und hat zumindest den ein oder anderen Club dieser Art schon aufgesucht, wird man immerhin feststellen: Die hier dargestellten Figuren entsprechen erschreckenderweise irgendwie der Realität – was die oben beschriebene abschreckende Wirkung vielleicht sogar noch untermauert, wenn man bedenkt, dass es sich beim Dreh um echte Partygäste gehandelt haben soll. Allerdings spricht es auch für die Leistungen der Darsteller, dass wir ihnen ihre jeweilige linksalternative Rolle tatsächlich zu jedem Zeitpunkt abkaufen und sie auf uns wirken, wie die Linken von nebenan. Ob das allerdings dem Mainstream gefällt, der sonst wenig mit der linken Szene zu tun hat, mag doch bezweifelt werden. Und das (vermutlich) eigentlich bezweckte Loblied auf eben jene Lebensart mag dabei zwischen der Darstellung zahlreicher Negativargumente leider ziemlich untergehen. Vielleicht hätten dem Film also nachvollziehbare Identifikationsfiguren, die einen Draht zum „Normalpublikum“ aufbauen, besser getan, als all die visuellen Experimente, in denen sich „So was von da“ früher oder später verliert.

    Misslungener Fan-Service
    Und dann wären da natürlich auch noch so manch viel zu klischeehafte Figuren, die neben der Natürlichkeit der dargestellten Linken geradezu affig in Erscheinung treten mögen. Das ändert sich auch nicht dadurch, dass Kalle Schwensen tatsächlich eine Person aus dem Rotlichtmilieu der Reeperbahn ist und dabei eigentlich nur sich selbst spielt. Eines kann er nämlich vor allem überhaupt nicht und das ist schauspielern. Gleiches gilt dann leider auch für weitere Personen, die selbst eine Nähe zur linken Punkszene haben, aber genauso wenig mit schauspielerischen Leistungen überzeugen: „Die Ärzte“-Musiker Bela B etwa scheint beinahe eine obligatorische Standardbesetzung zu sein, wenn man einen Streifen über Punks dreht, ist aber seit je her eine Schlaftablette auf dem Bildschirm. Wenn ausgerechnet seine Szenen sich darauf beschränken, mit dem Kopf zu schlechter Punkmusik zu nicken, mag sich der Sinn seiner Besetzung nämlich überhaupt nicht so recht erschließen. Was bleibt ist dann immerhin noch ein netter Auftritt von Grossstadtgeflüster, die sich wohl als einzige Berühmtheit gelungen in den Film einfügen. Man sollte einen Streifen allerdings auch nicht um solche Auftritte drumherum erzählen.

    Fazit:
    Wie man ein Loblied auf die linksalternative Punkszene nicht drehen sollte: „So was von da“ ist mit seinen übertriebenen Kiez-Klischees und der Verherrlichung von Drogenexzessen ein dermaßen abschreckendes Beispiel, dass selbst so mancher Punk sich von seiner eigenen Szene abwenden könnte. Aber eines muss man dem Film lassen: Eine erschreckende Authentizität findet sich in seinem experimentell anmutenden Inszenierungsstil dennoch. Wer allerdings schon vorher Vorbehalte gegen die Punkszene hatte, wird danach höchstwahrscheinlich umso mehr davon haben.

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