Outrage Coda |
Land/Jahr: J 2017 |
Genre: Thriller |
Regie: Takeshi Kitano |
Darsteller: Takeshi Kitano Toshiyuki Nishida Nao Ōmori Pierre Taki |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 104 Minuten |
Kaufstart: 14. September 2018 |
Label: Capelight |
Fünf Jahre nach dem Krieg zwischen dem Sanno-kai-Syndikat und dem Hanabishi-kai-Clan, konnte der ehemalige Yakuza-Boss Otomo bei Mr. Chang, einem der einflussreichsten Gangsterbosse im Rotlichtmilieu unterkommen. Seither übernimmt er den Job des Handlangers und kümmert sich um Probleme mit den gegnerischen Clans und passt mitunter auch mal auf Changs Mädchen auf. Nachdem allerdings einer seiner Mitarbeiter ermordet wird, weil ein Freier aus dem Hanabishi-Clan seine Schulden nicht begleichen möchte, beginnt die Situation zu eskalieren. Mr. Chang schwört Rache und beginnt kurzerhand einen Krieg zwischen den Syndikaten. Dumm nur, dass einige Mitglieder des gegnerischen Klans dabei versuchen, die Situation für sich auszunutzen und das Machtgefüge in den eigenen Reihen auf den Kopf zu stellen…
Kritik:
Wer Takeshi Kitano noch aus seiner damaligen Trash-TV-Sendung „Takeshi’s Castle“ kennt, wird vermutlich kaum glauben können, welche Filme der Mann seither gedreht hat. Tatsächlich aber ist Kitano mittlerweile einer der wichtigsten und bekanntesten japanischen Regisseure – und vor allem bekannt für seine Yakuza-Filme mit einem durchaus nicht zu verachtenden Brutalitätsgrad. Gleichzeitig haben seine Filme allerdings auch einen ganz eigenen Stil.
Ein überladener Story-Brocken
Kitano hat nämlich auch die Angewohnheit, seine Filme so komplex und kompliziert zu gestalten, wie irgendwie möglich. Das trifft schließlich auch auf die „Outrage“-Trilogie zu, die mit „Coda“ inzwischen in die dritte Runde geht: Auch dieser Film ist letztendlich ein richtiger Story-Brocken, der sich keineswegs dafür eignet, ihn einfach mal nebenbei anzusehen. Bereits durch die hohe Anzahl an wichtigen Charakteren fordert dieser Yakuza-Thriller die volle Aufmerksamkeit von seinem Publikum – andernfalls wird der Durchblick früher oder später zu einem echten Problem. Sehr dialoglastig wechselt man schließlich zwischen den beiden Clans hin und her und bietet dem Zuschauer dabei mehr als zehn Charaktere auf jeder Seite. Das wirkt einerseits überladen, entpuppt sich zum Ende hin aber als genial: Tatsächlich spielt jeder Charakter in diesem Film nämlich eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Machtspiele innerhalb der eigenen Reihen inhaltlich auszubauen.
Kitano kann auch sanft
Das führt mitunter aber zu dem Problem, dass die Filme von Kitano manchmal ein wenig zäh erscheinen. Wenn sich ein Großteil der Story innerhalb von Büros und Besprechungsräumen der Clans abspielt, kommt die Handlung oftmals nur ziemlich langsam voran und fordert die Geduld des Zuschauers. Aber auch das hat bei Kitano immer einen ganz bestimmten, berechnenden Grund: Eigentlich ist der Regisseur nämlich bekannt für seine Gewaltspitzen, die völlig unvorhergesehen kommen und die Unberechenbarkeit der Yakuza-Syndikate erst verdeutlichen sollen. Wie aus dem nichts sind seine Figuren auch einmal zu brutalen Gräueltaten in der Lage und schockieren damit den ahnungslosen Zuschauer. Auch in „Outrage Coda“ soll es die ein oder andere, manchmal etwas unerwartete Gewaltszene geben. Im Vergleich zu den beiden Vorgängerfilmen entpuppt sich „Coda“ allerdings als überraschend weich und zurückhaltend in dieser Hinsicht. Immerhin möchte sich Kitano zum Abschluss nochmal etwas mehr auf die Story konzentrieren.
Detailverliebtheit in Perfektion
Ohnehin scheint Kitano aber einmal mehr sehr viel Wert darauf zu legen, dass in seinem Film einfach jeder Handgriff sitzt. Ganz typisch für ihn ist nämlich, absolut nichts in seinen „Outrage“-Filmen dem Zufall zu überlassen. Der Anzug muss sitzen, die Körpersprache und Mimik bis ins Detail perfekt zu einem Yakuza passen und jeder einzelne Dialog muss genaustens überlegt sein. Kein Wunder, dass Kitano vor allem bei den Kennern ziemlich viele Fans hat und seine Yakuza-Filme zu den glaubwürdigsten Streifen seiner Art gehören. Das geht dann sogar bis hin zum überaus zurückhaltenden, aber dann gekonnt sarkastisch und fast etwas demütigend rüberkommenden Humor, der ähnlich wie die Gewaltszenen perfekt sitzt und wirkt. Allerdings: Auf diesen extrem berechnenden Stil muss man sich einlassen können. Kann man das, wird man Kitano einmal mehr lieben.
Fazit:
Kitano kann auch sanft: Im dritten Teil seiner grandiosen „Outrage“-Trilogie fährt er seine Gewaltdarstellung deutlich zurück und konzentriert sich noch stärker auf die Story des Films. Die wirkt zwar manchmal etwas überladen, punktet aber mit einer Komplexität, die die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers bedarf und zum Ende hin ihre Genialität entfalten kann. Doch eines steht fest: Ein Kitano-Film ist eben kein Film, den man nebenbei laufen lassen kann.
Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt..