Ghostland |
Land/Jahr: USA 2018 |
Genre: Horror |
Regie: Pascal Laugier |
Darsteller: Crystal Reed Mylene Farmer Anastasia Phillips Rob Archer |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 91 Minuten |
Kaufstart: 10. August 2018 |
Label: Capelight |
Nach dem Tod ihrer Großtante beziehen die Schwestern Beth und Vera gemeinsam mit ihrer Mutter das Haus der Verstorbenen. Schon im ersten Moment empfinden sie das neue Eigenheim als eher gruselig, ist es schließlich voll gestellt mit hunderten Puppen und zahlreichen anderen Kuriositäten. Die eigentliche traumatische Erfahrung geschieht allerdings noch am selben Abend aus einem völlig anderen Grund: Kaum eingezogen, werden sie brutal von zwei Einbrechern überfallen, die mit äußerster Skrupellosigkeit vorgehen. Das Trauma sitzt seither tief und während sich Vera, immer noch in dem Haus wohnend, mit Wahnvorstellungen quält, hat Beth längst einen Ausweg im Schreiben von Horrorromanen gefunden. Nach mittlerweile sechzehn Jahren überwindet sie endlich ihre Angst und kehrt in das Haus zurück – doch das soll sich als großer Fehler herausstellen…
Kritik:
Ein traumatisches Erlebnis, ein gruseliges abgelegenes Haus im Wald und ein paar dreckig wirkende Hinterwäldler – die perfekte Mischung für einen Horrorfilm, der gleich mehrere Horrorgenres miteinander kombinieren möchte. Und genau das macht „Ghostland“ auf recht geschickte Weise.
Angst vor dem Riesenbaby
Dieser Horrorfilm möchte sich nämlich für keine Richtung so wirklich entscheiden. „Ghostland“ ist viel mehr eine richtige Mischung aus klassischem Haunted House-Horror, brutalem Splatterfilm mit unheimlichen Hinterwäldlern und gruseligem Psychohorror, der Traum und Wirklichkeit immer mehr verschwimmen lässt. Und tatsächlich gelingt es dem Streifen sogar in den kurzen 90 Minuten gleich alle drei Genres geschickt miteinander zu kombinieren und dabei über lange Zeit offen zu lassen, wohin sich „Ghostland“ eigentlich entwickeln möchte. Insgesamt erschafft man damit zwar kein Meisterwerk, sorgt aber mit einigen unverbrauchten Elementen für unvorhersehbaren Horrorspaß – zumal der Streifen das Publikum hin und wieder ein wenig an der Nase herum führt, in dem er es glauben lässt, das Ende bereits vorhersehen zu können, obwohl der Zuschauer doch nur in die Irre geführt wird.
Puppen sind gruselig
Atmosphärisch funktioniert „Ghostland“ dann vor allem deshalb, weil der Streifen beim Setting so einiges richtig macht. Schon optisch wirken die detaillierten Kulissen innerhalb des Hauses ziemlich düster und gruselig, was durch zahlreiche unheimliche dekorative Gegenstände zusätzlich verstärkt wird. Bei dieser Liebe zum Detail kann man kaum alles erfassen, was im nächsten Moment auf den Zuschauer losspringen oder sich verselbstständigen könnte. Kein Wunder also, dass es „Ghostland“ mit diversen Jump Scares und Schockmomenten tatsächlich gelingt, dem Publikum eine kleine Gänstehaut zu verpassen. Das sehr gezielt eingesetzte Licht, das manches gerne im Schatten lässt, tut dann sein übriges, um die Atmosphäre vollends abzurunden. Eines steht fest: Hinsichtlich Kameraarbeit und der perfekten optischen Inszenierung verstehen die Macher definitiv ihren Job.
Der überladene Horrorfilm
Schade ist dann allerdings, dass die drei eingebauten Horrorgenres insgesamt nicht ihre volle Intensität ausgestalten können. Gerade die vermeintlichen Splatterszenen mit den beiden Hinterwäldlern dürften eingefleischte Horrorfans letztendlich wohl enttäuschen. Gemäß seiner relativ niedrigen Altersfreigabe hält sich „Ghostland“ mit Gewaltszenen zurück und wirkt daher nicht so brutal, wie andere Filme des Genres und schon beinahe wie ein Kinderfilm im Vergleich zu Regisseur Pascal Laugiers früheres Werk “Martyrs”. Der Härtegrad hält sich also insgesamt in Grenzen. Ähnliches gilt dann für den psychologischen Part, dem eben nur etwa ein Drittel der Laufzeit zu Teil wird und daher hinsichtlich seiner Story nicht ausreichend in die Tiefe gehen kann. „Ghostland“ kann dabei zwar noch für Überraschungen sorgen, sorgt aber zugleich nicht für den faszinierenden Knoten im Kopf, den man sich beim Eintauchen in ein Traum eigentlich wünschen würde. Und der Haunted House-Charakter des Films schafft es nicht, etwa an Klassiker wie „Poltergeist“ heran zu kommen, weil den Machern schlicht die notwendige Zeit fehlt, diesen Part ausreichend auszubauen.
Ein Koloss hinterlässt Eindruck
Unter dem Strich ist der Genremix also zwar erfrischend anders, sorgt aber zugleich dafür, dass „Ghostland“ von manchem Zuschauer vermutlich als „nichts Halbes und nichts Ganzes“ empfunden wird. Da freut man sich dann im Endeffekt umso mehr darüber, dass immerhin die Darsteller einen soliden Job abliefern. Denn neben Crystal Reed in der Rolle der zierlichen Beth, hat ein Koloss wie Rob Archer auf jeden Fall eine ordentliche Wirkung. In der Rolle des geistig zurückgebliebenen „Riesenbabys“ kann er – vermutlich auch dank komplett fehlender Dialoge für seine Figur – so richtig aufgehen. Denn in „Ghostland“ muss er vor allem eines: Dem Zuschauer und den Protagonisten Angst einjagen. Und das gelingt ihm vorzüglich. Eines steht alledings auch hier fest: Eine Meisterleistung in Sachen Charakterdarstellung ist auch das nicht, zumal die Rolle nicht einmal im Ansatz etwas dergleichen fordern würde. Denn an dieser Stelle wächst “Ghostland” eben doch nicht über die Qualitäten eines typischen Horrorfilms hinaus.
Fazit:
Durch seinen Mix aus Haunted House, Splatter und Psychohorror wirkt „Ghostland“ zwar insgesamt unverbraucht und unvorhersehbar, schafft es aber zugleich nicht, die jeweiligen Genreelemente in ausreichendem Umfang auszubauen. Insgesamt bekommen wir hier aber dennoch einen soliden Genrefilm geboten, der die Erwartungen an seinen Härte- und Brutalitätsgrad aber kaum erfüllen kann.
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