Shape of Water |
Land/Jahr: USA 2017 |
Genre: Fantasy |
Regie: Guillermo del Toro |
Darsteller: Sally Hawkins Michael Shannon Richard Jenkinsb Octavia Spencer Doug Jones |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 123 Minuten |
Kaufstart: 19. Juli 2018 |
Label: 20th Century Fox |
Die stumme Elisa führt während des Kalten Krieges ein eher tristes Dasein als Reinigungskraft in einem Hochsicherheitslabor der amerikanischen Regierung. Zwischen ihrem etwas unzufriedenen Privatleben und der großen Sehnsucht nach etwas mehr körperlicher Nähe, kann auch der Job sie für gewöhnlich eher nicht befriedigen, sorgt das Säubern der Toiletten schließlich nicht gerade für einen abwechslungsreichen Alltag. Das allerdings soll sich schon bald ändern, als eine mysteriöse Wasserkreatur für Experimente in das Labor gefahren wird, durch welches man sich einen Vorteil im Wettlauf um die Raumfahrt erhofft. Doch während die Wissenschaftler in ihm lediglich ein neues Versuchskaninchen sehen, entdeckt Elisa ein empfindungsfähiges, kommunikatives Lebewesen, für das sie schon bald nicht nur Mitleid empfindet, sondern in das sie sich kurzerhand auch noch verliebt. Der Befreiungsversuch lässt also nicht lange auf sich warten – und damit womöglich auch das größte Abenteuer ihres Lebens…
Kritik:
Mit dem Dreh aufwändiger und mitunter auch düsterer Fantasystreifen konnte Guillermo del Toro schon reichlich Erfahrungen sammeln. Immerhin ergatterte er einige Jahre zuvor auch schon für „Pans Labyrinth“ so manche Auszeichnung. Mit „Shape of Water“, der bei der diesjährigen Oscar-Verleihung gar den Oscar für den besten Film kassierte, gelang ihm allerdings vielleicht das wichtigste Werk seiner Karriere.
Detailvolles Fantasy-Kunstwerk
Bei einem Blick auf die drei weiteren Oscars von „Shape of Water“ wird allerdings auch klar, warum der Film beim Publikum eigentlich so gut ankommt und wo die wahren Qualitäten liegen. Immerhin gab es auch eine Auszeichnung für das beste Szenenbild und bereits in den ersten Minuten kann Guillermo del Toros neuestes Werk an dieser Stelle herausragend punkten. Mit einem hübschen Setting innerhalb der 60iger Jahre, einem Spiel mit klassisch braunen Farbtönen und einem punktgenau fokussierten Licht und weichen ausgiebigen Kamerafahrten wird del Toros Liebe zum Film exzellent sichtbar. „Shape of Water“ macht da schnell den Eindruck, als wollte er nicht einfach nur eine spannende Geschichte erzählen – was ihm darüber hinaus ohnehin gelingt –, sondern ein detailliertes Kunstwerk erschaffen, bei dem jeder noch so kleine verbildlichte Hinweis einen tieferen Sinn erhält. Insgesamt dürfte der Fantasytreifen damit womöglich sogar einen recht hohen Wiedersehwert haben, fallen manche Dinge doch erst beim zweiten Hinsehen auf.
Kostüme und Licht, statt Computer
Vor allem aber fällt del Toros erstaunlich konsequente Abwendung von computeranimierten Effekten auf. Hier sticht vor allem Doug Jones als Darsteller hervor, den so mancher Serienfan erst vor kurzem in der Rolle des Saru in „Star Trek: Discovery“ erlebt haben dürfte. Mit seinen Fähigkeiten als ehemaliger Schlangenmensch handelt es sich bei ihm um die Optimalbesetzung, wenn es darum geht, ausgefallene exotische Bewegungen darzustellen, die für ein andersartiges Erscheinungsbild sorgen sollen. Vor allem aber schlüpft er, ähnlich wie einst Ricou Browning in „Der Schrecken vom Amazonas“ tatsächlich selbst in ein Kostüm. Das amphibienartige Creature Design von „Shape of Water“ ist also nicht nur hochprofessionell gelungen, sondern verzichtet komplett auf CGI-Effekte. Mit einem extrem hohen Detailreichtum beim Kostüm und dem perfekten Einsatz des Lichtes durch del Toro ist die Kreatur in diesem Fantasystreifen vielleicht die lebensnaheste und realistischste Figur ihrer Art, die wir je gesehen haben. Dafür gibt es dann allemal zurecht ein paar Oscars.
Die Kraft des Schweigens
Den Rest macht dann Sally Hawkins in der Hauptrolle, in dem sie die stumme Elisa eindrucksvoll darzustellen vermag. Auch hier beweist del Toro eine gewisse Ehrerbietung an die klassische Filmkunst, in dem er offenbar die Qualitäten eines Stummfilms zu schätzen weiß. Ohne Dialoge müssen wir zwar nicht auskommen, aber ausgerechnet die Hauptfigur zu einer stummen Rolle zu machen, die lediglich über Gebärdensprache kommuniziert, macht „Shape of Water“ noch ein bisschen intensiver. Der Fokus auf Mimik und Körpersprache kann schließlich auch ohne Worte manchmal dafür sorgen, dass der emotionale Funke schnell auf den Zuschauer überspringt. Und gerade durch die Perspektive einer naiven und unwissenden Reinigungskraft, kommt der mysteriöse Effekt doppelt zur Geltung, wenn sich selbige nicht zu verständigen weiß. Man merkt: Bei diesem Film hat sich Guillermo del Toro so einiges gedacht und setzt seine geschickten Stilmittel perfekt ein.
Projektion der Figuren
Mit diesem Stilmittel gelingt es del Toro zugleich auch, ein noch intensiveres Bedrohungsszenario aufzubauen, bei dem sein typisch düsterer und etwas gruseliger Stil einerseits nicht zu kurz kommt, andererseits aber auch die ängstlichen Gefühle der Hauptfigur besser zur Geltung kommen, in dem sie sich verbal nicht gegen ihre Widersacher wehren kann. Zugleich aber auch das ein echter Geniestreich, verfügt die Amphibienkreatur mangels Verständigungsmöglichkeiten über identische Voraussetzungen. Del Toro sorgt durch die stumme Hauptfigur also auch für eine Projektion des mysteriösen Wesens und ermöglicht dem Zuschauer, sich mittels der weiblichen Identifikationsfigur umso besser in die sonst so unnahbare Kreatur hineinzuversetzen. Das gibt „Shape of Water“ einen bemerkenswerten emotionalen Sprung, der so seinesgleichen sucht und für den der Fantasy-Hit zurecht als „bester Film“ ausgezeichnet wurde.
Fazit:
Mit seinem neuesten Fantasykracher zeigt Guillermo del Toro, wieso er zu den ganz großen Stars in Hollywood gehört. Das als „bester Film“ bei den Oscars ausgezeichnete Werk überzeugt nämlich nicht nur mit einem detaillierten 60iger Jahre Setting und einem beeindruckenden Creature Design, sondern gehört womöglich zu den durchdachtesten Streifen der Filmgeschichte. Del Toro hat damit nicht nur sein wichtigstes und bestes Werk seiner bisherigen Karriere geschaffen, sondern zelebriert zugleich die klassische handwerkliche Filmkunst.
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