Red Sparrow |
Land/Jahr: USA 2018 |
Genre: Agententhriller |
Regie: Francis Lawrence |
Darsteller: Jennifer Lawrence Joel Edgerton Matthias Schoenaerts Jeremy Irons Charlotte Rampling |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 134 Minuten |
Kaufstart: 19. Juli 2018 |
Label: 20th Century Fox |
Seit eines schweren Unfalls während eines Auftritts ist die Karriere der Primaballerina Dominika Egorova endgültig am Ende. Das allerdings bedeutet möglicherweise auch ein Leben in Armut, muss sie sich schließlich auch um ihre chronisch kranke Mutter kümmern. Wie praktisch, dass ausgerechnet ihr Onkel für den russischen Geheimdienst arbeitet und ihr da womöglich mit einem Job unter die Arme greifen kann. So soll sie den jungen amerikanischen CIA-Agenten Nathaniel Nash beschatten, sein Vertrauen gewinnen und den Namen eines Maulwurfs herausfinden. Dumm nur, dass bereits die Ausbildung aus puren Demütigungen besteht und Dominika lernen muss, ihren Körper dem Staat zu verkaufen und selbst die Abscheu vor Vergewaltigungen zu verlieren. Ein Job, der bis auf die Knochen geht und ihre Psyche auf eine schwierige Probe stellt….
Kritik:
So spannend die Observierungsaufgaben beim Geheimdienst für männliche Mitarbeiter auch sein mögen, so völlig anders fallen sie für die Frauen aus: Hier gilt es doch vor allem die „Waffen der Frau“ einzusetzen, um den Feind um den Finger zu wickeln. Eine Aufgabe, der sicherlich nicht jede weibliche Agentin gewachsen ist – und die auch Jennifer Lawrence in „Red Sparrow“ zu schaffen machen soll.
Prostitution für den Staat
Der Agententhriller möchte nämlich nicht nur klar machen, wie hübsch das Einsetzen der Verführung aussehen mag, sondern welche Auswirkungen dieser Job auf die Psyche der Agentinnen haben könnte. Die eigentliche Geheimdiensttätigkeit ist dabei also anders als in den meisten Agententhrillern zunächst nebensächlich, die persönliche Ebene der Hauptfigur steht stattdessen im Mittelpunkt. Immerhin bedeutet das Verführen des Feindes auch Prostitution für den Staat. Sex mit unattraktiven Gegenspielern, um sein eigenes Ziel zu erreichen, gehört schließlich dazu. Und gerade die Ausbildung zur Agentin, die wir in der ersten Hälfte des Filmes sehen, geht ziemlich unter die Haut. Demütigungen und eine Ablegung jeglichen Schamgefühls gehört natürlich dazu. Und Jennifer Lawrence kann in dieser meisterhaften Rolle zeigen, warum sie zu den ganz großen Stars in Hollywood gehört.
Psychologische Manipulation
Die Darstellung in „Red Sparrow“ setzt nämlich keineswegs auf rasante Actionszenen, sondern geht eher subtil vor. Körpersprache und Mimik sind überaus wichtig, wenn sich die Figuren in langsamen, überlegten Gesprächen gegenseitig zu manipulieren versuchen und geschickt um den Finger wickeln. Da braucht es schon herausragende schauspielerische Leistungen, um eine solche Rolle perfekt zu meistern. Damit ist zugleich allerdings auch klar: Ein klassischer Agententhriller mit Observierungen und Infiltrationen wird „Red Sparrow“ nicht. Dieser Film konzentriert sich tatsächlich auf die psychologischen Spielchen, bei denen der Zuschauer selbst dann, wenn Jennifer Lawrence offensichtlich die Wahrheit sagt, nicht genau weiß, ob es sich nicht doch wieder um eine Täuschung handelt. „Red Sparrow“ ist also durchweg hervorragend durchdacht und gehört somit zu den intelligentesten Thrillern der letzten Jahre. Da darf das Publikum auch gerne einmal mitdenken.
Die Macht der Demütigung
Insgesamt mögen durch den langsamen und überlegten Inszenierungsstil gelegentlich zwar auch Längen entstehen, doch dank einiger richtig starker Szenen sind diese schnell vergessen. Hervorzuheben wäre da etwa die ausgiebige Ausbildung durch Charlotte Rampling, die mit der Ausstrahlung ihrer skrupellosen Strenge eine gewisse Faszination auslöst. So manchen Gamer mag sie vielleicht sogar an die berüchtigte Frau Engel aus dem Videospiel „Wolfenstein“ erinnern. Hat man diese Figur in etwa im Kopf, kann man womöglich schon erahnen, in welche Richtung die Darstellung von Rampling geht. Und das, obwohl „Red Sparrow“ – anders als etwa das Videospiel – insgesamt zurückhaltend mit der Gewaltdarstellung umgeht. Kommt es aber dennoch zu solchen Szenen, haben auch die es richtig in sich: Folterungen, das Abziehen der Haut bei lebendigem Leib und ähnliche Szenen spielen durchaus eine Rolle in diesem Agententhriller. Gerade durch den zurückhaltenden, gezielten Einsatz der Gewalt hat diese aber keinen Ermüdungseffekt, sondern wirkt doppelt intensiv. Manchmal ist weniger eben doch mehr – und das stellt „Red Sparrow“ eindrucksvoll unter Beweis.
Fazit:
Statt klassischer Observierungsarbeit entwickelt sich der Agententhriller „Red Sparrow“ zu einem Spiel der psychologischen Manipulation und skrupellosen Demütigungen. Damit allerdings wird der Streifen zu einem der intelligentesten Filme seines Genres und verhilft Jennifer Lawrence vielleicht zur besten Rolle ihrer Karriere.
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