Silence |
Land/Jahr: USA / MEX / TW 2016 |
Genre: Historiendrama |
Regie: Martin Scorsese |
Darsteller: Andrew Garfield Adam Driver Liam Neeson Tadanobu Asano Ciarán Hinds |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 161 Minuten |
Kaufstart: 7. September 2017 |
Label: Concorde |
Im Jahre 1638 hatte das Christentum in Japan einige schwere Jahre vor sich. Die dort vorherrschende Regierung betrachtete die christliche Mission als gefährlich und wollte die neue Religion unbedingt von ihrer Insel verbannen. Einzig der angeblich friedliche Buddhismus sollte als alleinige und einzig wahre Religion vorherrschen und von der Bevölkerung angenommen werden. Die Maßnahmen dagegen waren allerdings nicht ganz so friedlich: Mit Gewalt wurden Christen gezwungen, ihren Glauben abzuschwören – und wer sich weigerte, wurde qualvoll gefoltert und getötet. In dieser Zeit erreicht auch die Jesuiten Sebastiao und Francisco in Portugal die Nachricht, dass ihr einstiger Mentor dort dem Christentum abgeschworen hat, obwohl sein Glaube doch einst so stark war, wie bei niemandem sonst. In fester Überzeugung, diese Nachricht für eine Lüge zu halten, machen sie sich prompt auf eine christliche Mission nach Japan, um ihren Mentor Ferreira ausfindig zu machen und die Wahrheit aufzudecken. Doch bei ihrer Mission schweben sie stets in höchster Lebensgefahr…
Kritik:
Gut Ding will Weile haben: Bereits vor dreiundzwanzig Jahren zeigte Martin Scorsese großes Interesse an einer Verfilmung des Stoffes um die japanische Christenverfolgung. Mit knapp drei Jahren Drehzeit ist dabei ein Film entstanden, der sich möglichst genau an historischen Ereignissen orientiert und der sich – wie auch vor zwanzig Jahren üblich – genügend Zeit für seine Charaktere nimmt.
Kein Missionierungsversuch
Und selbst für so manchen deutschen Zuschauer, der an internationaler Geschichte interessiert ist, könnte „Silence“ sicherlich ein sehr spannender Streifen sein. Immerhin befasst sich das Historiendrama mit einem Ereignis in der japanischen Geschichte, das hierzulande nicht unbedingt zu den bekanntesten Geschehnissen zählt. Wer weiß in Deutschland schon, dass auch die Japaner einst brutale Christenverfolgung betrieben und mit Armeen durchs Land zog, um Konvertiten zur Abkehr von ihrem neuen Glauben zu zwingen. Und doch ist „Silence“ dabei ein Film, der doch eher das Geschichtsinteresse belohnt und keineswegs christliche Bekehrungsversuche betreibt: Im Mittelpunkt stehen die historischen Ereignisse und die Unterdrückung der Religionsfreiheit. Zu keinem Zeitpunkt, versucht Scorsese allzu offensichtlich dem Zuschauer das Christentum nahezubringen, sodass auch Anders- und Nichtgläubige „Silence“ ansehen können, ohne genervt zu sein.
Die stetige Angst
Trotzdem sollte man sich natürlich darüber bewusst sein, dass es sich bei „Silence“ um einen Film über streng katholische Missionare handelt, die als Priester durch das gefährliche Japan ziehen. Dass die ein oder andere christliche Aussage, ein Gottesdienst oder auch von den Protagonisten geäußerte Bibelzitate nicht gänzlich ausbleiben, sollte dabei jedem Zuschauer klar sein. Dennoch können wir gut mit fühlen, wenn die Priester sich vor der Armee verstecken müssen und die Bevölkerung ihren Glauben nur heimlich und nachts ausüben kann. Statt zu missionieren, macht es Scorsese zu jeder Zeit nachvollziehbar, was in den betroffenen Protagonisten vor geht, die ihren Glauben unterdrücken müssen, aber tief im Inneren noch immer gläubig sind. Trotz einer hohen Laufzeit von ganzen 2 Stunden und 40 Minuten erzeugt „Silence“ eine hohe Spannung, wenn die Gefahr allseits präsent ist. Und in Anbetracht dieser Gefahrensituation kann man sogar als Atheist ein wenig nachempfinden, warum der christliche Glaube so manchem Religiösen ein Gefühl der Hoffnung und Geborgenheit bringt.
Handwerk wie in den 80igern
Dass das aber so gut funktioniert, liegt auch am handwerklichen Können von Scorsese und den restlichen Beteiligten. Tatsächlich orientiert man sich nämlich ein wenig an der Filmkunst der damaligen Zeit und lässt sich reichlich Zeit für Charakterzeichnungen, Spannungsaufbau und hervorragende Bilder. Statt schnelle Effekte, können wir uns also voll und ganz auf die Figuren und ihre Erlebnisse konzentrieren – und erleben damit Spannungshöhepunkte, die wir in der heutigen Zeit nicht unbedingt gewohnt sind. Dass so manche Bilder – etwa die Gefangenschaft von Christen und die wunderschönen Landschaften des japanischen Dschungels – dabei sogar an den Klassischer „Die Brücke am Kwai“ aus dem Jahre 1957 erinnern, rundet den Film letztendlich hervorragend ab. Fans der alten Filmklassiker, die sich mit der heutigen Effekthascherei wenig anfreunden können, liegen bei „Silence“ also vollkommen richtig.
Fazit:
Nach 23 Jahren dreht Meisterregisseur Martin Scorsese endlich sein Traumprojekt über die Christenverfolgung in Japan und orientiert sich dabei sogar an den damaligen Stilmitteln. Mit einer Konzentration auf die Charaktere, eindrucksvollen Landschaften und einer ruhigen Inszenierung ist „Silence“ ein Must-See für Fans alter Klassiker.
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