Die Auserwählten |
Land/Jahr: GB 2016 |
Genre: Kriegsfilm |
Regie: Jasmin Dizdar |
Darsteller: Luke Mably Ana Ularu Harvey Keitel |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 105 Minuten |
Kaufstart: 18. November 2016 |
Label: Pandastorm |
Sonson ist ein einfacher und unbedeutender Mann, der mit seiner hübschen Frau in Ungarn lebt. Eigentlich hätte er als Anwalt eine großartige Karriere vor sich gehabt. Wäre er bloß nicht zur falschen Zeit am falschen Ort. Denn Sonson ist ausgerechnet Jude und lebt im Jahre 1944. Nicht mehr lange soll es dauern, bis die Deutschen ihre Operation Margarethe durchführen und auch Ungarn endgültig besetzen wollen. Doch ehe es soweit ist, hat sich in der Stadt längst eine Widerstandsbewegung gegründet, der auch die Schwester seiner Frau angehört. Bisher wollte Sonson nichts mit dieser Bewegung zu tun haben und sich aus allen Belangen heraushalten, hoffte er schließlich, einst wieder seinen Beruf ausüben zu können. Doch als dann auch noch seine Frau an einer Krebserkrankung stirbt, die der Arzt nicht behandeln wollte, weil es sich bei ihr um eine Jüdin handelt, ändert er seine Meinung drastisch: Ist die Waffen-SS nämlich erst einmal eingetroffen, zögert er nicht lange, erbitterten Widerstand zu leisten. Und schreckt dabei nicht einmal davor zurück, die deutschen Truppen zu unterwandern…
Kritik:
Eigentlich fühlen sich die Deutschen mehr als gut über den Zweiten Weltkrieg informiert, gibt es schließlich wohl kaum ein Thema, das in den Schulen ausführlicher behandelt wird. Und doch haben die meisten eher geringfügiges Wissen von den internationalen Ereignissen. Denn was im Ausland mitunter alles geschehen ist, steht nicht im Mittelpunkt der deutschen Geschichte.
Nazis aus Ungarn
Wie bereits in vielen früheren Veröffentlichungen, möchte Pandastorm einmal mehr eben jene Wissenslücke schließen und auch mit diesem Kriegsfilm erneut den Zweiten Weltkrieg aus einer anderen Perspektive zeigen. Nachdem in der Vergangenheit neben Katyn auch schon Italien an der Reihe war, widmet man sich in „Die Auserwählten“ einer zionistischen Widerstandsbewegung in Ungarn und schildert den Krieg aus der ungewohnten ungarischen Perspektive. Man beschäftigt sich unter anderem damit, wie kooperativ vor allem die ungarische Polizei gegenüber den deutschen Streitkräften war und wie die eigene Armee tatkräftig dabei geholfen hat, Juden in die Züge nach Polen zu verfrachten. Das macht die ganze Geschichte natürlich ein wenig interessanter und auch für jene sehenswert, die von den üblichen deutschen Hilter-Stories allmählich ein wenig genervt sind.
Der wehrlose Deutsche
Ebenfalls der ungarischen Perspektive ist wohl geschuldet, dass die Deutschen keine ganz so große Rolle spielen. Immerhin sind die ungarischen Landsleute offenbar doch sehr darüber gekränkt, wie schnell und leicht die ungarische Armee ihr eigenes Volk doch verraten hat. Und obwohl „Die Auserwählten“ in Groß-Britannien gedreht wurde, ist es doch mehr als offensichtlich, dass ein bosnischer Regisseur hinter diesem Streifen steckt und den Krieg eben aus seiner Sichtweise zeigen möchte. Das ist einerseits erfrischend anders, führt allerdings auch dazu, dass die Gefährlichkeit der Waffen-SS deutlich zu harmlos dargestellt wird. Kaum Schwierigkeiten hat der ungarische Held schließlich damit, die feindliche Armee zu unterwandern und mit den deutschen Uniformen entsprechende Gebäude zu infiltrieren. Das große Leid an den Juden, wenn sie etwa mit einem Zug nach Auschwitz gebracht werden, kommt da nicht ganz so intensiv und emotional rüber, wie wir das eigentlich gewohnt sind und erwarten würden. Das ist schade und verhindert doch ein wenig, dass wir uns so sehr im Mittelpunkt des Krieges befinden, wie dies in anderen Pandastorm-Veröffentlichungen der Fall war.
Liebe in Zeiten des Krieges
Dennoch kann man „Die Auserwählten“ aber sicherlich als unterhaltsamen und durchweg soliden Streifen bezeichnen, der vielleicht dazu führen könnte, dass so mancher unwissende Zuschauer sich ein wenig mehr über die Operation Margarethe in Ungarn informiert. Selbst dann, wenn der Streifen ansonsten nur geringfügig auf die historischen Fakten eingeht und stattdessen eher eine spannende Geschichte um einen Widerstandskämpfer und seiner Frau einbaut. Es bleibt wohl mehr als nur fraglich, ob es die betreffenden Personen oder irgendeines der gezeigten Geschehnisse so tatsächlich gegeben hat. In erster Linie handelt es sich eben doch um einen Kriegsfilm zu Unterhaltungszwecken und weniger um einen Historienstreifen. Das wird wohl dadurch ersichtlich, dass die geradezu obligatorische Lovestory natürlich nicht fehlen darf. Entwarnung sei aber gegeben: Besonders viel Kitsch haben wir nicht zu befürchten und bereits im zweiten Drittel wird die kleine Romanze geradezu nebensächlich.
Fazit:
In diesem soliden und unterhaltsamen Kriegsfilm dürfen wir den Zweiten Weltkrieg einmal aus der ungewohnten ungarischen Perspektive erleben und bekommen einen Eindruck von den dortigen Widerstandskämpfern. Lediglich die Gräueltaten an den Juden werden womöglich nicht emotional intensiv genug dargestellt, womit man angesichts der erfrischend unverbrauchten Story durchaus leben kann.