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    Fucking Berlin

    Fucking Berlin


    Land/Jahr:
    D 2016
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Florian Gottschick
    Darsteller:
    Svenja Jung
    Christoph Letkowski
    Mateusz Dopieralski
    Charley Ann Schmutzler
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    92 Minuten
    Kaufstart:
    6. Oktober 2016
    Label:
    Eurovideo

    Als sich die hübsche junge Sonia dazu entschied, nach Berlin zu ziehen, hatte sie vor allem eines im Sinne: Sie wollte neben dem Mathematik-Studium vor allem ein gänzlich neues Leben weit weg von ihren Eltern beginnen. In der Hauptstadt findet sie schnell Anschluss an gleichaltrige Mitstudenten und beginnt die Vielfalt des Berliner Untergrunds zu lieben. Das aufregende Nachtleben mit den verschiedensten Menschen, in dem schnell das Gefühl aufkommt, jeder könnte ganz individuell so sein wie er ist und sich selbst verwirklichen. Vor allem die alternative Szene scheint es ihr angetan zu haben, als sie sich in den Straßenjungen Ladja verliebt, der einfach nur in den Tag hinein lebt. Dumm nur, dass dieser vor sich hin treibende Lebensstil auch seine Schattenseiten hat: Die ersten Mahnungen lassen nicht lange auf sich warten, das Studium wird extrem vernachlässigt. Geld muss also her – und das führt Sonia auf direktem Wege in das Berliner Rotlichtmilieu…

    Kritik:
    Das Studentenleben stellen sich viele Menschen richtig spaßig vor. Ständig viel Freizeit, den ganzen Tag ausschlafen und meistens nur das andere Geschlecht im Kopf. Was allerdings passiert, wenn man tatsächlich versucht auf diese Weise zu leben, zeigt uns die Hauptfigur Sonia in „Fucking Berlin“.

    Die Verlockung des Alternativseins
    Eigentlich bedient sich „Fucking Berlin“ auf den ersten Blick zahlreichen Klischees, die über Studenten verbreitet sind. Die Vorstellung von hübschen jungen Studentinnen, die nichts anderes im Kopf haben, als ihre gesamte Freizeit mit dem Feiern in Discotheken zu verbringen und bei jeder Gelegenheit ihren Sexualpartner zu wechseln, wie sonst ihre Unterwäsche. Gleichzeitig der Blick in die alternative Szene, in der alle Menschen angeblich so weltoffen, tolerant und vielfältig sind und dabei auf wirklich jede erdenkliche Art leben können. Ganz egal, ob auf der Straße, mit ein bisschen Kreativität oder mitunter auch wirklich skurrilen Lebensweisen. „Fucking Berlin“ versucht, die Vielfalt unserer Hauptstadt einzufangen – sowohl kulturell, als auch hinsichtlich der Menschen. Das gelingt und so mancher mag sich vielleicht nicht wirklich entscheiden können, ob er Berlin nach diesem Film noch etwas lieber mag, oder vielleicht überhaupt nicht mehr. Gerade deshalb, weil er es so gut schafft, das Lebensgefühl der links-alternativen Szene einzufangen. Die darauf folgende Tiefgründigkeit kommt dann fast überraschend, denn „Fucking Berlin“ ist auch eine Art von Kritik an eben jener Lebensweise.

    Von der Studentin zur Hure
    Nicht lange dauert es nämlich, bis klar wird, worauf das Drama tatsächlich hinaus will. Es ist immerhin ein gesellschaftlich aktuelles Thema, das spätestens seit der Einführung der Studiengebühren vermehrt aufkam: Junge Studentinnen, die aus finanzieller Not im Rotlichtmilieu landen und sich als Hure etwas dazu verdienen. Basierend auf einer Autobiografie könnte man fast behaupten, „Fucking Berlin“ führt dem Zuschauer vor Augen, wie der vor sich hin treibende, alternative Lebensstil vieler junger (vor allem linker) Menschen das eigene Leben zerstört. Doch anders als erwartet geht der Streifen nicht den Schritt, das System anzuprangern und anderen die Schuld zu geben. Studiengebühren sind nicht der Grund, sondern die eigene Entscheidung, ein Leben ohne jegliche Struktur zu führen, in der leicht verdientes Geld so viel mehr verlockend scheint, als einen seriösen Job anzunehmen und ein bisschen Disziplin ins eigene Leben zu bringen. Wenn die Rede davon ist, dass die meisten Prostituierten aus ihrem Beruf nur deshalb nicht mehr herauskommen, weil „man damit gutes Geld verdienen kann und das niemand ablehnt“, dann wird klar, wie selbstkritisch und tiefgründig „Fucking Berlin“ am Ende doch ist und wie realistisch vor allem der Blick auf das Rotlichtmilieu tatsächlich herübergebracht wird.

    Freizügigkeit bis an die Grenzen
    Und wenn deutsche Filmemacher eines können, dann sind es Filme, die bei einer solchen Thematik ein bisschen an die Grenzen gehen. „Fucking Berlin“ ist genau so ein Film, der in den Vereinigten Staaten auf diese Weise sicherlich nicht hätte gedreht werden können und vermutlich auch nicht mit einer recht moderaten Freigabe erschienen wäre. Dafür zeigt das Drama dann doch einfach zu viel und präsentiert sich viel zu sehr von seiner schlüpfrigen und freizügigen Seite. Ganz ungeniert laufen hier nicht nur ständig nackte Menschen durchs Bild, sondern auch die skurrilen Seiten der Prostitution werden offen und ohne Scham angesprochen. Ein bisschen so, als handele es sich dabei um einen ganz normalen Job, wenn die verschiedensten und vielleicht sogar normalsten Menschen von nebenan heimlich ihren Fetisch ausleben wollen. Selbst dann, wenn „Fucking Berlin“ so weit geht, ein Meerschweinchen anal einführen zu wollen. Hinterher weiß man als Zuschauer jedenfalls nicht immer, ob man belustigt oder verstört sein soll, angesichts des hier gebotenen Kuriositätenkabinetts. Die psychischen Folgen für die Hauptfigur sorgen aber letztendlich für eine fesselnde Dramatik, die auch in die Handlung so viel Vielfalt bringt, wie die Bilder von der Kultur Berlins zeigen.

    Fazit:
    Freiheit statt Opferrolle: „Fucking Berlin“ zeigt das Leben von prostituierenden Studentinnen von einer sehr realistischen Seite und präsentiert mit seinem Einblick in die alternative Szene Berlins ein glaubwürdiges Lebensgefühl, das sich als tiefgründiger entpuppt, als es auf den ersten Blick scheint.

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