Sicario |
Land/Jahr: USA 2015 |
Genre: Thriller |
Regie: Dennis Villeneuve |
Darsteller: Emily Blunt Benicio Del Toro Josh Brolin Victor Garber Jon Bernthal |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 121 Minuten |
Kaufstart: 4. Februar 2016 |
Label: Studiocanal |
Seit vielen Jahren schon gehört der Drogenkrieg zwischen Mexiko und Arizona zu den größten Problemen der Vereinigten Staaten. Mittlerweile haben es die Ermittler nicht mehr nur mit kleinen Fischen zu tun, sondern auch mit grausamen Mördern, die vor keiner Gräueltat zurückschrecken und mit Millionen von Gelder agieren. Bei einem Einsatz mit dem FBI stößt die Agentin Kate Macer plötzlich auf einen schrecklichen Fund im Geheimversteck eines Drogenkartells. Mehrere ermordete Menschen wurden grausam in der Wand einzementiert und zwei ihrer Kollegen gehen bei dem Einsatz drauf: Für Kate steht fest: Sie möchte sich am Einsatz gegen die Drahtzieher beteiligen. Doch kaum dem Sondereinsatzkommando beigetreten, findet ihr zukünftiger Arbeitsplatz nun auf der anderen Seite des Grenzzaunes statt. Denn wenn die Grenzen zur Legalität fließend werden und Methoden deutlich an Härte gewinnen, nur dann können sich Agenten gemeinsam mit Söldnern auf die Suche nach den tatsächlichen Hinterbossen machen, die sich nur selten selbst die Hände schmutzig machen. Dumm nur, dass Kate noch gar nicht ahnt, worauf sie sich hierbei eingelassen hat…
Kritik:
Die Drogenprohibition dürfte nahezu in allen westlichen Ländern inzwischen große Debatten auslösen. In den Vereinigten Staaten und Mexiko ist sie längst zu einem florierenden Geschäft der Drogenmafia geworden, bei dessen Bekämpfung regelmäßig Menschen vor und hinter der Grenze auf grausame Art sterben. Doch wie könnte man einen Film mit diesem Thema besser inszenieren, als auf die schonungslose Art?
Auf ins Dunkle
Mit Benicio del Toro als Söldner im Auftrag der Regierung der Vereinigten Staaten, hat man vermutlich die perfekte Besetzung für einen skrupellosen und gewissenlosen Mann gefunden, der selbst optisch hervorragend in das Setting zwischen Arizona und Mexiko passt. Seine Kollegin: Emily Blunt, die ein bisschen grün hinter den Ohren und gerade zu ahnungslos in das eiskalte Wasser geworfen, durch ihre zierliche und noch nicht so negativ geprägte Art neben ihm ein gelungenes Duo abgibt, das für einzigartige Dynamik sorgt. Das Gewissen und die Gewissenlosigkeit in Person, Seite an Seite im Kampf gegen die Drogen. Das Geniale an „Sicario“ ist dabei die Inszenierungsart, die uns sehr nah an die Hauptfigur Kate Macer versetzt. Sie steht im Mittelpunkt, verleiht der Handlung ihren roten Faden und führt uns schnurgerade durch die Geschichte. Doch das Interessante daran: Sie hat keine Ahnung worauf sie sich einlässt. Und damit auch der Zuschauer nicht. Während wir sie schließlich begleiten, wenn sie ins Dunkle tappt und gar nicht ahnt, was auf sie zukommt, wird „Sicario“ auch für das Publikum unvorhersehbar. Denn der Film möchte uns nicht aufklären, offenbart seine wahren Hintergründe erst im späteren Verlauf, wenn auch Kate mehr Informationen herausfindet. Ein hervorragendes Drehbuch also.
Stopp & Go
Gleichzeitig bedient sich der Thriller allerdings auch einem außergewöhnlichen Spannungsaufbau, den wir von herkömmlichen Filmen nicht unbedingt gewohnt sind. Dabei setzt Regisseur Dennis Villeneuve vor allem auf schnelle und überraschende Tempowechsel. Eine richtige „Stop & Go“-Action, die geradezu in Intervallen vorgeht. Das Team des Einsatzkommandos greift zunächst routiniert und gehetzt ein, kommt anschließend zu einer durch äußere Umstände verursachten Pause, bei der jedermann in der Umgebung eine Gefahr darstellen könnte und entfesselt danach seine schlagartige und brutale Action. Und zwar solange, bis die Truppe aus dem Gefahrengebiet entkommen ist und sich die Hauptfigur mit den moralischen Konsequenzen des Einsatzes auseinandersetzen darf. Dazwischen: Durchaus schockierende Bilder, die Mexiko von der besonders üblen Seite zeigen. Doch „Sicario“ geht dabei geschickt vor, denn Villeneuve verzichtet auf einen Wiederverwertungseffekt. Jede Actionszene ist in diesem Film einmalig und bleibt unvorhersehbar. Das Muster ähnelt sich, doch der Ausgang unterscheidet sich mitunter grundlegend. Das hält die Spannung enorm aufrecht.
Hämmernd wir ein Herzschlag
Unterstützt werden eben solche Szenen mit einem perfekten Einsatz des teilweise stark treibenden Soundtracks, der den Spannungsaufbau noch weiter optimiert. Wir empfehlen daher, den Streifen unbedingt mit hochwertigem Soundequipment anzusehen, da vor allem die Tiefbasssequenzen es wirklich in sich haben. Kurz vor einer jeden Actionszene oder Auseinandersetzung können wir uns geradezu in Kate Macer hineinversetzen, wenn die Trommeln und der Bass wie ein Herzschlag immer lauter werden. Vielleicht zu einem Höhepunkt kommend, vielleicht auch schlagartig wieder aufhörend, wenn die Handlung doch in eine ruhigere und erleichterndere Richtung wechselt. Doch diese Ungewissheit schafft am Ende dann die Intensität, die dem Publikum ein wenig an den Nerven zerren kann. Doch genau das macht einen hervorragenden Thriller schließlich aus, den man in diesem Fall durchaus getrost als ein kleines Meisterwerk bezeichnen kann. Einen Film wie „Sicario“ sieht man schließlich nicht alle Tage. Dieser Streifen sollte in keiner Sammlung fehlen.
Fazit:
Ein intensives und unvorhersehbares Meisterwerk, das mit seinem taktisch treibenden Soundtrack und seinen einzigartigen Spannungsintervallen wohl zu den besten Thrillern der letzten Zeit zählt.