Vice |
Land/Jahr: USA 2014 |
Genre: Sci-Fi / Thriller |
Regie: Brian A. Miller |
Darsteller: Bruce Willis Thomas Jane Ambyr Childers Bryan Greenberg |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 96 Minuten |
Kaufstart: 2. Oktober 2015 |
Label: Universum Film |
Der dubiose Geschäftsmann Julian hat sich ein wirklich lukratives und innovatives Geschäft einfallen lassen: Anstatt in virtuellen Welten all die Dinge zu erleben, die man im echten Leben nicht machen kann, hat er eine Anlage geschaffen, in der seine Kunden wirklich tun und lassen können was sie wollen. Ob Banküberfall, Mord, Vergewaltigung oder andere Straftaten – was seine Kunden hier tun, hat keinerlei rechtliche Konsequenzen. Die Möglichkeiten dazu bieten ihm Cyborgs, künstliche Wesen mit einer biologischen Haut, die alle vierundzwanzig Stunden rekonstruiert werden und ihr Gedächtnis verlieren. Bis eines Tages eine der „Bewohnerinnen“ auf Grund einer Fehlfunktion ihre Erinnerungen behält und kurzerhand aus der Anlage flüchtet. Gemeinsam mit dem Polizisten Ray, dem die Anlage schon lange ein Dorn im Auge ist, flüchtet sie vor dem mächtigen Konzern und setzt alles daran, diesen zu vernichten…
Kritik:
Das virtuelle Leben bei Second Life spielt hier keine Rolle mehr, stattdessen müssen echte Cyborgs mit realen Gefühlen herhalten und verlieren regelmäßig ihre Erinnerungen. In „Vice“ möchte uns Actionstar Bruce Willis also eine möglicherweise nicht ganz unrealistische Dystopie entführen.
Ethik der Zukunft
Der Reiz ist natürlich völlig offensichtlich: Man möchte die Dinge erleben können, für die man im normalen Leben hart bestraft würde. Doch moralische und ethische Bedenken liegen ebenso auf der Hand: Wesen mit Gefühlen ihr Recht auf Leben zu nehmen und ihnen täglich die Erinnerungen zu stehlen, endet schnell in einem ethischen Dilemma. Dabei ist das Genre für Superstar Bruce Willis übrigens keineswegs neu: Bereits in „The Surrogates“ versuchte er sich an einem ähnlichen Zukunftsszenario, bei dem einst Menschen in ihren Wohnzimmern selbst die Steuerung über einen Androiden übernehmen und sich dabei sozial vollkommen entfremdeten. Dieses Mal geht es um einen anderen, spezielleren Umgang mit künstlichen Lebensformen als reine Sklaven in der Unterhaltungsindustrie. Überraschend dabei, dass Bruce Willis selbst offenbar nicht in die Actionrolle schlüpft, sondern eine ruhigere Figur bekommen hat – für einen Schauspieler, der sonst fast ausschließlich für das Actiongenre bekannt ist, besonders außergewöhnlich.
Flucht vor der totalen Überwachung
Dabei entwickelt sich „Vice“ natürlich schnell zu einem actionreichen und spannenden Fluchtthriller. Mit entsprechenden Sicherheits- und Kontrollsystemen ausgestattet ist es schließlich gar nicht so einfach, einem mächtigen Konzern zu entfliehen und anschließend nicht sofort wieder aufgespürt zu werden. Damit thematisiert der Streifen auch indirekt die Auswirkungen der totalen Überwachung, mit der nahezu jeder Mensch ohne jegliche Probleme sofort gefunden und abgehört werden kann – erst recht ein programmierbarer Cyborg im Besitz des Konzerns. Auch die Unterwerfung von Staat und Behörden gegenüber der Wirtschaft wird dabei ebenfalls, aber leider nur sehr oberflächlich, thematisiert. Das ist aber nicht weiter schlimm, entsteht bei „Vice“ grundsätzlich ein hohes Tempo, das den Zuschauer über die gesamte Laufzeit am Ball hält und wenig Verschnaufpausen lässt. Dass es dabei zu Verfolgungsjagden, Schießereien und Observationsszenarien kommt, sollte sich ganz von selbst verstehen und natürlich auch Actionfans vollkommen zufriedenstellen.
Unterhaltung statt Nerdfilm
Trotz des Szenarios richtet sich „Vice“ allerdings nicht unbedingt an echte Science-Fiction-Nerds. Technologisch bleibt der Streifen nämlich insgesamt oberflächlich und richtet sich vor allem am Unterhaltungswert aus. Problematisch ist das einerseits natürlich nicht, da der Zuschauer eben vor allem gute Unterhaltung erwartet und man so auch ein weniger technikaffines Publikum ansprechen kann, allerdings werden dem echten Nerd und Informatiker sicherlich einige Ungereimtheiten und Logikfehler auffallen. Etwa dann, wenn die Cyborgs offenbar ihre Rebootsteuerung in Form eines Armrings nicht sehen können, beim Verlassen des Geländes allerdings keine Wahrnehmungsstörungen empfinden – obwohl dies rein logisch betrachtet durchaus im Rahmen der Möglichkeiten gelegen hätte. Oder aber, dass zumindest in der deutschen Synchronisation auch einmal IT-Fachbegriffe grundlegend verwechselt werden, auch das dürfte den echten Informatiker wohl störend auffallen. Kann man darüber hinwegsehen (oder hat ohnehin wenig Kenntnisse in diesem Bereich), bekommt man allerdings einen mitreißenden Film geboten, bei dem es Hauptdarsteller Thomas Jane hinsichtlich der Actionszenen durchaus mit dem großen Vorbild Bruce Willis aufnehmen kann.
Fazit:
Nach den „Surrogates“ wagt sich Bruce Willis erneut an eine spannende Cyborg-Dystopie. Mit einer packenden Flucht vor einem totalüberwachenden Megakonzern, interessanten ethischen Fragen und einem Thomas Jane als fähigen Schauspielkollegen bietet „Vice“ dabei allerdings auch solide, wenn auch kurzweilige Unterhaltung.