27 Jahre lang musste Nelson Mandela, der in Südafrika als Terrorist galt, leiden und im Gefängnis verweilen. Tag für Tag wurde er verdonnert, körperliche Schwerstarbeiten zu verrichten und der Sport machte ihm Hoffnung. Heute, am 11. Februar 1990 ist der Tag endlich gekommen: Seine Freilassung wird angeordnet. Gerade erst aus dem Gefängnis entlassen, zögert er allerdings auch nicht lange, sich zur Wahl als Präsidenten aufzustellen, um seinem Traum, das Volk zu vereinen, endlich etwas näher zu kommen. Mandela war schließlich schon von Beginn an einer der größten Apartheid-Gegner, der dafür kämpfte, dass Schwarze und Weiße endlich gleichberechtigt werden. Doch selbst heute, ist das nicht der Fall. Die Schwarzen werden unterdrückt, die Weißen haben jegliche Sonderrechte. Doch zum ersten Mal haben auch Schwarze endlich das Recht, zur Wahlurne zu gehen. Kein Wunder also, dass Nelson Mandela der Wahlsieg sicher ist. Als neuer Präsident will er endlich Gleichberechtigung schaffen und den gegenseitigen Hass durchbrechen. Er sieht seine Chance gekommen, die Rugby-Weltmeisterschaft zu nutzen, um das Land endlich wieder zu vereinen. Denn der Sport ist genauso gespalten, wie das Land: Die Afrikaner feuern ausschließlich die Engländer an und die südafrikanische Nationalmannschaft wird nur von den Weißen bejubelt, da diese für die Trennung der Rassen steht. So besitzen die afrikanischen Springboks auch nur einen einzigen schwarzen Mitspieler – alle anderen sind weiß. Doch während das afrikanische schwarze Volk die Abschaffung dieser Mannschaft fordert, beginnt Mandela mit genau dem Gegenteil und unterstützt stattdessen die Springboks, damit bald endlich wieder das gesamte Volk der selben Mannschaft nachjubelt. Und obwohl die Rugby-Nationalmannschaft als Außenseiter in der Meisterschaft gilt, nutzt er jede Gelegenheit, sie dahingehend zu unterstützen, dass sie bald als Sieger vom Platz gehen…
Rugby – mehr als nur ein Sport…
Pünktlich zur Fußball-WM in Südafrika veröffentlicht Warner den passenden Film auf DVD und BluRay: “Invictus – Unbezwungen”. “Invictus” beginnt genau bei der Freilassung Mandelas und beschäftigt sich mit den Plänen Mandelas, das Volk zu vereinen und die Apartheid abzuschaffen. Er nutzt dafür den Sport als politische Symbolik. Denn so, wie das Land in Schwarze und Weiße unterteilt ist, so gilt dies auch für die Rugby-Nationalmannschaft. Weiße feuern die Nationalmannschaft an, Afrikaner nur die Engländer. Erst, wenn sich das ändert, könne das Volk wieder unter einer Flagge zusammenleben, denkt Mandela. Er versucht, den Kreislauf des Gegenseitigen Hasses zu durchbrechen. Er widersetzt sich dem Ruf des Volkes, die Nationalmannschaft zu ersetzen, um gegenüber den Weißen so tollerant zu sein, ihnen ihre geliebte Mannschaft zu überlassen und sorgt zugleich dafür, dass die Schwarzen ebenso die selbe Mannschaft bejubeln können.
Sozialpolitik in Südafrika
Doch das macht Mandela keineswegs aus Liebe zum Sport, sondern lediglich als politisches Hilfsmittel. Auch, wenn manchmal womöglich fraglich ist, ob er nicht nach der Zeit doch ein persönliches Interesse am Sieg der Nationalmannschaft gewinnt, steht der soziale Gedanke stets im Vordergrund. Mandela will endlich mehr Tolleranz herbeiführen, will Gerechtigkeit und Gleichberechtigung und ein vereintes Land. Denn nur dann, können auch die anderen Probleme beseitigt werden. Für ihn ist das sicherlich alles andere, als ein leichtes Unterfangen, wo er doch von den Weißen als Terrorist gesehen wird. Doch er nutzt jede Gelegenheit, die Gleichberechtigung und das friedliche Zusammenleben auch bei seiner Politik zu symbolisieren. Seine Bodyguards bestehen sowohl aus weißen, als auch aus schwarzen Mitarbeitern, er versteht sich mit den weißen Rugby-Spielern ebenso gut, wie mit den schwarzen und beginnt auch auf jede Seite des Volkes zuzugehen. Er betont immer wieder, dass das Volk aus beiden Rassen besteht und nur als Ganzes existieren kann und darf. Dass “Invictus” dies auch genau so darstellt, dürfte für den wahren Nelson Mandela wohl eine ziemlich Ehre sein. “Invictus” ist quasi fast schon ein Lobesfilm für den Friedensnobelpreisträger. Doch durch den politischen Vordergrund, bietet der Film aber auch viel lehrreiches und die Politik von Mandela wird nachvollziehbar und fast hautnah miterlebbar. Für Schulklassen ist der Film also ebenso geeignet, wie für politisch interessierte Menschen.
Ein klassischer Eastwood
Auf ihre Kosten kommen dabei insbesondere die Zuschauer, die den klassischen Clint Eastwood-Film lieber mögen, als moderne Effekthascherei. Eastwood hat seine Inszenierung nämlich wieder stark zurückgefahren und zeigt seine eher ruhigen Seiten. Auf Effekte verzichtet “Invictus” fast völlig, stattdessen setzt er auf viel Gestik, hohe Authenzität und Szenen, die möglichst natürlich aussehen. Dabei sind die Kamerafahrten auch gar nicht so schnell, wie in aktuellen Actionfilmen. Eastwood nimmt sich Zeit, die einzelnen Szenen darzustellen, die jeweiligen Dialoge wirken zu lassen und auch einfach mal nur die Gestik spielen zu lassen – allerdings nicht zu viel Zeit. Trotz dieser Zeit, die er sich nimmt, kommen nämlich nie Längen auf, denn “Invictus” nimmt sich zwar viel Zeit, aber auch nicht mehr Zeit, als unbedingt nötig. Jederder Szenen ist in sich nämlich sehr aussagekräftig und so auch nötig, um seine gesamte Wirkung zu entfalten. Da macht es auch überhaupt nichts, dass sich Mandela einfach mal auf ein Rugby-Feld begibt um der nicht immer nur jubelnden Masse zuzuwinken. Die Gestik, die dabei rüberkommt, sowie die Mimik, obwohl er merkt, dass er ausgebuht wird, sucht ihresgleichen und hat eine tolle Wirkung, wenn man genauer darauf achtet. Man kann sich gut in den Charakter hineinfühlen, besondes dann, wenn er plötzlich Getränkebecher nachgeworfen bekommt, oder nicht immer auf positive Reaktionen trifft. Mandela ist schließlich ein starker Mann mit starkem Willen, der sich von seiner Meinung und seinen Zielen nie abbringen lässt. Doch die Einfühlbarkeit führt nicht gleich zu erhöhter Emotionalität. Mandela behält seine Souveränität als Politiker stetig bei, ohne gefühlsdusselig zu werden, oder Szenen einzubauen, die die Emotionen beim Zuschauer künstlich stärken sollen. Das ist eine wahre Meisterleistung.
Mandela = Freeman?
Damit kommen wir aber auch zu den darstellerischen Leistungen von Morgan Freeman, die mehr als nur überragend sind. Er sieht Nelson Mandela nicht nur optisch verblüffend ähnlich, sondern kann seine Mimik und Gestik eben so geschickt anwenden, dass es nie aufdringlich, aber stets authentisch wirkt. Manchmal bleibt diese sogar indirekt und hat doch ihre Aussage. Das zu schaffen, dürfte selbst für einen erfahrenen Schauspieler, wie Freeman keine leichte Aufgabe sein. Doch Freeman meistert seine Aufgabe hervorragend, wodurch “Invictus” sicherlich einige Türen zu richtig ernsthaften Rollen geöffnet haben könnte, sodass er sich auf kurz oder lang vermutlich vom Actiongenre weiter entfernt – sofern er dies denn will. Da dürfte klar sein, dass wir von ihm zukünftig noch interessante Rollen zu sehen bekommen, denn erstmals gelingt es ihm voll und ganz seine Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen. Beeindruckend!
Fazit:
Morgan Freeman in einer außergewöhnlich anspruchsvollen Rolle als Nelson Mandela, der seine Mimik und Gestik perfekt, aber nicht aufdringlich zu nutzen weiß und durch das politische Thema bei vielen Zuschauern ein großes Interesse weckt. “Invictus” ist ein sehr anspruchsvoller Film, der uns passend zur Fußball-WM einen interessanten Einblick in die Geschichte Südafrikas gewährt.
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