Die Boxtrolls |
Land/Jahr: USA / GB 2014 |
Genre: Animation |
Regie: Anthony Stacchi Graham Annable |
Darsteller: - |
FSK: ab 6 Jahren |
Dauer: 96 Minuten |
Kaufstart: 5. März 2015 |
Label: Universal Pictures |
Tief in den düsteren Ecken der Kanalisation ist die Welt ein klein bisschen anders als an der Oberfläche. Kaum ein Mensch hält es jedoch für möglich, dass das Leben dort sogar schöner und friedlicher sein kann – außer der junge Eggs, der seit dem Säuglingsalter praktisch dort aufgewachsen ist. Der Junge wurde allerdings nicht von seinen Eltern großgezogen, sondern von sonderartigen, ängstlichen kleinen Wesen namens „Boxtrolls“, die sich ausschließlich in der Nacht an die Oberfläche wagen. Dort nämlich herrscht in der Nacht eine Ausgangssperre, weil die meisten normalen Menschen große Angst vor den liebevollen Wesen aus der Kanalisation haben. Kein Wunder also, dass es sich Snatcher zur Lebensaufgabe gemacht hat, die Boxtrolls bis auf den letzten ihrer Art auszurotten – und damit befinden sich nicht nur die kleinen Trolle in Gefahr, sondern auch Eggs…
Kritik:
Es muss nicht immer ein computeranimierter Film sein, um niedliche kleine Wesen darzustellen und ein richtiges Abenteuer zu präsentieren. Noch heute wird die beliebte „Stop-Motion“-Technik bei vielen Filmen angewendet, um zahlreiche unbewegte Einzelbilder zu einem beweglichen Ganzen zusammenzufügen. Damit erinnern auch die „Boxtrolls“ ein wenig an echte Kult-Klassiker.
Neblig und düster
Bei dem visuellen Stil dieses Films könnte man beinahe schwören, dass hier ein Tim Burton am Werk wäre, wenn man es nicht besser wüsste. Die Figuren mit ihren dünnen Armen, dicken Bäuchen und kantigen, teils grauen Gesichtern wirken schließlich oftmals so bedrohlich, leer und gleichzeitig zerbrechlich, dass sie optisch vermutlich beinahe in Tim Burtons Meisterwerk „Corpse Bride“ gepasst hätten. Gleichzeitig gelingt es dem Film, eine düstere Atmosphäre einzubauen, die ein klein wenig in Richtung „Coraline“ blickt. Es scheint, als wäre die Stop-Motion-Technik geradezu perfekt, um düstere Filme mit tiefer Atmosphäre darzustellen. Dazu passt auch die restliche Darstellung: Entgegen den üblichen Pixar-Produktionen sind die „Boxtrolls“ irgendwie nicht auf Hochglanz poliert. Die Szenerie ist zu keiner Zeit hübsch und steril, stattdessen dreckig und schief. Absichtlich werden hier Objekte nicht symmetrisch und gerade angebracht, absichtlich erhalten auch die kleinen Trolle, wie auch die menschlichen Figuren einen bewusst dreckigen Touch. Dazu dichte Nebelschwaden und feurige Maschinen, die sich auch im letzten Detail perfekt in das düstere Gesamtbild einfügen. Trotz der recht niedrigen Altersfreigabe richtet sich der Film also schon sichtbar an etwas ältere Kinder, wenngleich sogar Erwachsene Spaß an der Geschichte haben könnten.
Dystopie auf dünnem Eis
Die Story von den liebevollen „Boxtrolls“ und den bösen menschlichen Trollbekämpfern passt da natürlich hervorragend in das Setting. Mit Skrupellosigkeit und einer Verdrehung der Opferrolle schafft man es, die nötige Bedrohlichkeit einzubringen und eine durchaus durchdachte Story einzubauen. Immerhin bietet sich hier ein Gesamtbild einer Dystopie aus verlogener Propaganda, einem wütenden nicht-denkenden Mob und einer Gesellschaft voller Verbote, in der nicht einmal die Erwachsenen in der Nacht das Haus verlassen dürfen. Alles nur aus Machtgier, für ein Statussymbol, das den Empfänger in die Elite der Gesellschaft hebt. Fast schon eine etwas radikale Vorbereitung für Kids auf die Welt der Wirtschaft und Politik – wenn auch, zugegeben, etwas überzeichnet. Trotzdem bleibt genau diese Geschichte aber auch nicht ohne Schwächen, denn einiges an Potential wurde verspielt, bedenkt man die oberflächlich angedeutete Tiefe. Dass sich „Die Boxtrolls“ letztendlich dann doch auf eine simple Gut-gegen-Böse-Story beschränkt und dabei inhaltlich recht dünn bleibt, ist schon schade, angesichts der angedeuteten Dystopie, die storytechnisch sicherlich weitaus mehr hergegeben hätte. Aber man möchte natürlich das junge Publikum, an das man sich mit diesem Film eben auch richten möchte, wohl nicht überfordern. Immerhin bleibt der Streifen auf diese Weise für ein jüngeres Publikum verständlich und außerdem sind allein die süßen, vor sich hin murmelnden Trolle in ihren Pappboxen so süß und innovativ, dass man den Film schon deswegen einmal gesehen haben sollte.
Fazit:
Stop-Motion statt Computeranimation: „Die Boxtrolls“ überzeugen mit einem atmosphärisch-düsterem visuellen Design und einzigartigen, innovativen Figuren, die schnell das Herz von Jung und Alt erwärmen können. Dazu eine dystopische Geschichte, die das Interesse der Erwachsenen weckt, aber die Kinder gleichzeitig nicht zu sehr überfordert und fertig ist ein 3D-Film mit Kultpotential. Empfehlenswert für jeden, der etwas Abwechslung von Pixar braucht.