Doctor Who – Staffel 8 |
Land/Jahr: GB 2014 |
Genre: Serie / Sci-Fi |
Regie: Steven Moffat |
Darsteller: Peter Capaldi Jenna Coleman |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 653 Minuten |
Kaufstart: 13. März 2015 |
Label: Polyband |
Frisch regeneriert darf sich der neue, zwölfte Doctor wieder auf spannende Abenteuer wagen, in denen er unter anderem die Erde und die Menschheit vor dem Unheil aus dem Weltraum beschützen muss. Doch in einem neuen Körper angekommen, lebt es sich zunächst einmal recht gewöhnungsbedürftig. Mit schottischem Akzent, speziellen Eigenheiten und einer wahrlich außergewöhnlichen Kleidungswahl fällt es auch seiner Begleiterin Clara schwer, sich an ihren altbekannten Doctor zu gewöhnen, der sich doch so sehr verändert hat. Mit eigenwilligen Launen und einer unangemessenen Freude in den falschen Momenten kann sich der Außerirdische mit den zwei Herzen jedoch nicht immer Freunde machen. Dass Clara unterdessen eine immer dominantere Umgangsform an den Tag legt und sie sich charakteristisch zunehmend an den Doctor angleicht, macht die Situation nicht gerade leichter. Immerhin müssen sie gemeinsam in das Innere eines Daleks vordringen, die zweidimensionalen Wesen aus den Wänden bekämpfen oder gar im Weltraum mit einer Dampflok fahren, was zu wirklich surrealen Momenten führen kann…
Kritik:
Die britische Erfolgsserie „Doctor Who“ lebt davon, ständig neue Veränderungen einzuführen. Bereits zum zwölften Mal treffen wir also auf einen neuen Hauptdarsteller, der den Doctor verkörpern darf. Matt Smith gibt seine legendäre Rolle also nun an den etwas älteren Peter Capaldi ab, der versucht den neuen Stil mit den Anfängen von Doctor Who zu vereinen. Eine durchaus interessante und zugleich gelungene Vorstellung.
Der Verrückte mit der Telefonzelle
Versetzen wir uns einmal um etwa 50 Jahre in der Zeit zurück, zu den Anfangszeiten von Doctor Who, kommen zunächst einige auffällige Parallelen auf: Man wollte damals eine außerirdische Hauptfigur präsentieren, die mit ihrem Alter und ihrer Weisheit wirkt, als könne er der Großvater sein. Dementsprechend wurde der erste Doctor eben auch von seiner Begleiterin noch gar nicht „Doctor“ genannt. Es sollte ein älterer Herr sein, der mit besonderer Intelligenz ausgestattet ist und zu praktisch jeder Situation eine Lösung parat hat und stets die Kontrolle behält. Daran hat man nun wieder angelehnt und es trotzdem geschafft, gleichzeitig den aktuellen Stil der Neuauflage ab 2005 beizubehalten. Peter Capaldi verkörpert beides in einem: Den weisen und fürsorglichen alten Mann, welcher der Großvater der Begleiterin sein könnte – und zugleich aber auch ein hektischer, durchgeknallter Irrer voller Ironie und Sarkasmus. Immerhin schafft es Capaldi nämlich, einen schwarzen Humor vor allem in scheinbar unangebrachten Momenten zu präsentieren und gerade damit lustig zu sein. Ganz im Stil von Christopher Eccleston, der als neunter Doctor ganz besonders berühmt dafür war, negative bedrohliche Situationen sehr erfreuend zu finden. Und dennoch behält Capaldi seinen ganz eigenen Stil – im besonderen Gegenspiel mit Jenna Coleman.
Dominanz statt Verliebtheit
Hat man die Staffeln seit Eccleston übrigens aufmerksam verfolgt, so überrascht viel mehr noch die süße Begleiterin Clara, gespielt von Jenna Coleman. Bisher war ziemlich alles dabei, was wir von einer Begleiterin erwarten würden: Das verliebte Mädchen, die reife Frau, die charakterstarke Redegewandte, ein pubertäres Pärchen… doch noch nie hat es eine Begleiterin gewagt, dem Doctor auf eine Art und Weise zu widersprechen, wie es Clara Oswald tut. Die junge selbstbewusste Frau gehört zu den charakterstärksten Figuren, die je gemeinsam mit dem Doctor gereist sind und entwickelt sich im Verlaufe der achten Staffel zunehmend dominanter. Sie rennt nicht mehr dem Doctor hinterher und lässt sich von ihm herumkommandieren oder in ihr Leben fuschen – dieses Mal dreht sie den Spieß um, was gerade deshalb umso spannender wird, weil Capaldi eben auch die klassischen Eigenschaften des alten Mannes aufweist, wie manche ihn aus den 60igern kannten. Dadurch entsteht ein enormer und gleichzeitig dynamischer Interessenkonflikt zwischen zwei sich immer mehr ähnelnden dominanten Figuren, die eben ganz und gar nicht die Fürsorgefähigkeiten brauchen, die ihnen das Gegenüber entgegenbringen will. Ein spannender und gewagter Kniff von Showrunner Steven Moffat. Vielleicht die beste Doktor-Begleiter-Konstellation seit Rose.
In den Tiefen des Unbekannten
Gleichzeitig gelingt es der neuen Staffel allerdings auch, gänzlich frischen Wind in die Serie hineinzubringen und innovative Szenen einzubauen. Dazu gehören Folgen, die zwar auf altbekannte Feinde und Figuren setzen, jedoch komplett andere Blickwinkel einbauen. Die obligatorische Dalek-Folge darf da natürlich nicht fehlen, schrumpft jedoch den Doktor und entführt uns in das Innere eines Außerirdischen, anstatt sich auf die übliche, mittlerweile langweilende Invasionsgeschichte zu beschränken. Auch neue Kreaturen, wie etwa zweidimensionale feindliche Wesen, mysteriösen Monstern unter dem Bett oder einem telepathischen Killer-Kassierer sorgen für interessante Abwechslung. Neu ist dabei auch, dass die Staffel erstaunlich wenig auf Doppelfolgen setzt und lediglich eine einzige zum Ende anbietet. Übrigens: Anders als im britischen Raum müssen deutsche Kunden das Weihnachtsspecial 2014 nicht gesondert erwerben, sondern finden dieses als sechste Disc in der achten Staffel vor. Die Bluray hat damit sogar mehr Episoden zu bieten, als die hiesigen Video on Demand-Anbieter.
Fazit:
Die neueste Staffel von „Doctor Who“ mit Peter Capaldi meistert den Spaghat, sowohl frischen Wind in die Serie zu bringen, als auch sich an den klassischen Doktor anzulehnen. Klasse!