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    Welcome to New York

    Welcome to New York


    Land/Jahr:
    USA / F 2014
    Genre:
    Thriller
    Regie:
    Abel Ferrara
    Darsteller:
    Gérard Depardieu
    Jacqueline Bisset
    Drena De Niro
    Paul Calderon
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    120 Minuten
    Kaufstart:
    12. Februar 2015
    Label:
    EuroVideo

    Mr. Devereaux ist ein sehr reicher und mächtiger Mann. In seiner Position als Direktor des Internationalen Währungsfonds kann er mit Milliarden von Dollar jonglieren und könnte praktisch über die wirtschaftliche Zukunft einer ganzen Nation entscheiden. Geldsorgen hatte er noch nie, was natürlich auch daran liegt, dass seine Frau nicht wesentlich weniger verdient, als er selbst. Er ist ein Mann, der eigentlich gar keine Sorgen haben müsste und doch umso mehr davon zu haben scheint. Das gesellschaftliche System macht ihm längst zu schaffen, da er die Unfairness dahinter erkannt hat, die Sexsucht fordert seine Triebe immer wieder aufs Neue heraus und auch die Vorbereitung zur Präsidentschaftswahl in Frankreich sorgt für zunehmende Aufregung. Gerade in dieser Zeit kann er sich seine Eskapaden eigentlich überhaupt nicht erlauben, doch ausgerechnet in einem New Yorker Hotelzimmer kann er sich nicht mehr unter Kontrolle halten und muss sich kurz darauf den schweren Vergewaltigungsvorwürfen eines Zimmermädchens stellen. Noch beim Einstieg in den Flughafen wird er verhaftet – und versucht fortan, noch erhobenen Hauptes aus dieser Affäre wieder herauszukommen…

    Kritik:
    Gérard Depardieu spielt eigentlich einen Mr. Devereaux, der schon bald zu den Präsidentschaftswahlen antreten will. Doch bereits der Text zu Beginn des Filmes, der auf ein wahres mediales Großereignis hindeutet, macht den geneigten Zuschauer neugierig. Die Veränderung des Namens seiner Figur kann hier schnell Verwirrung stiften, denn erst durch Recherchen lässt sich herausfinden, welche reale Person er hier eigentlich verkörpern will. Es ist: Dominique Strauss-Kahn, ehemaliger Direktor des Internationalen Währungsfonds.

    Eine aktuelle Politaffäre
    Wir befinden uns gerade im Februar 2015. Obwohl die eigentliche Affäre, wegen denen dieser Mann vor Gericht landen soll, bereits einige Jahre her ist, sind doch erst ein paar Tage vergangen, seitdem der Fall noch einmal groß in die Medien kam. Der Strafprozess gegen Dominique Strauss-Kahn und dreizehn weiteren Männern, die in dieser Sache offensichtlich verwickelt waren, begann erst am 2. Februar 2015. Ungewöhnlich also, ausgerechnet nur wenige Tage darauf bereits eine Verfilmung in den deutschen Läden zu sehen. Da scheint es vielleicht eine gute Wahl zu sein, die Namen zu verändern und keine direkte Verbindung aufzustellen – zumal sich Gérard Depardieu auch hinsichtlich seiner nicht-vorhandenen Maske nicht gerade viel Mühe gibt, seiner Rolle Strauss-Kahn auch nur ansatzweise ähnlich zu sehen. Da das Medienecho in Deutschland aber nicht so riesig ist, wie im Heimatland Frankreich, wäre der Einstieg in den Film sicherlich leichter gewesen, wäre die Parallele zum realen Fall ein klein wenig offensichtlicher. Mit ein bisschen Recherche bleibt „Welcome to New York“ aber dennoch wegen seiner Story recht interessant.

    Der stöhnende Depardieu
    Etwas überraschend kommt unterdessen auch die unerwartet niedrige Altersfreigabe für den französischen Thriller. Ganz besonders, wenn man bedenkt, welcher Mann hier in diesem Film offensichtlich portraitiert wird – und das durchaus gelungen. Gérard Depardieu spielt nämlich einen schmierigen reichen Bonzen, der offensichtlich nur noch eines im Kopf hat: Sex. Gerade erst hat die eine Prostituierte das Hotel verlassen, betreten auch schon die nächsten beiden Huren das Hotelzimmer, um sich mit dem pummeligen alten Mann zu vergnügen. Optisch schön anzusehen ist das für die meisten Zuschauer sicherlich nicht, seine sexuellen Betätigungen wirken mitunter mit merkwürdigen Grunzgeräuschen und seltsamem Stöhnen sogar manchmal unfreiwillig komisch. Und doch sind die Szenen ziemlich explizit und sicherlich nicht unbedingt etwas, was man einem 12-jährigen vorsetzen sollte, sofern er sich inhaltlich überhaupt für die Story interessiert. Etwa die erste halbe Stunde des Films geht also ohne weiteres als waschechter Erotik-Thriller durch, bietet zugleich aber einen dementsprechend schwierigen Einstieg und hätte an dieser Stelle sicherlich gekürzt werden können, um ein wenig schneller auf den Punkt der Geschichte zu kommen.


    Schwein darf kein Schwein sein

    Es ist tatsächlich schwierig, den Einstieg in „Welcome to New York“ zu finden. Man konzentriert sich auf einen alten Bonzen, der sich mit zahlreichen Frauen vergnügt – doch warum, das will sich uns im ersten Drittel dieses Films nicht erschließen. Die Erklärung zur Handlung fehlt, die Beweggründe für den Protagonisten ebenfalls. Einfach nur gekauften Sex – und das ununterbrochen in den ersten dreißig Minuten. Eigentlich ist das schade, denn spätestens, wenn die Story doch ein bisschen mehr zur Sache kommt, wird der Streifen doch noch interessant und spannend. Die Vorwürfe der Vergewaltigung an einem Zimmermädchen des Hotels – einer Unterstellung, die sich auch der reale Strauss-Kahn stellen musste – lassen verdeutlichen, warum Depardieu für diese Rolle so geeignet ist. Mit seiner ruhigen Art, die mit wenigen Worten auskommt und durch seine Handlungen lebt, liefert er praktisch das perfekte Portrait eines schmierigen Politiker-Bonzen, den man nicht einmal mit Handschuhen anfassen wollte. Der gelungene Anti-Held, mit dem sich ein normaler Mensch aus der Mittelschicht niemals identifizieren könnte, der aber gerade deshalb durch seine Unerreichbarkeit zu einer Person wird, die das Interesse auf sich geradezu fixiert. Das Problem am Ende ist bloß: Dieser Film kommt zu früh, noch vor dem endgültigen Ausgang des Strafprozesses. Er traut sich nicht, den Täter zu verunglimpfen, da von der Unschuldsvermutung ausgegangen wird. Der Film kann einfach nicht so dramatisch und brisant sein, wie er es eigentlich müsste, um eine solche Geschichte fesselnd zu präsentieren. Man liefert uns ein Schwein, das einfach kein Schwein sein darf. Regisseur Abel Ferrara hätte also noch einige Jahre mit dem Dreh warten sollen – und ihn nur drehen sollen, wenn der Prozess zum Ungunsten ausgeht.

    Fazit:
    Eigentlich hätte Depardieu als schmieriger Bonze seine perfekte Rolle gefunden. Doch der Einstieg verrennt sich in ausschweifenden Erotikszenen und die Story kommt zu früh, um richtig durchstarten zu können. „Welcome to New York“ ist daher zwar inhaltlich im Ansatz interessant, kann sich aber nicht auf eine Richtung festlegen. Potential verspielt.

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