Alles inklusive |
Land/Jahr: D 2014 |
Genre: Drama |
Regie: Doris Dörrie |
Darsteller: Hannelore Elsner Nadja Uhl Hinnerk Schönemann Axel Prahl Fabian Hinrichs |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 118 Minuten |
Kaufstart: 4. September 2014 |
Label: Constantin Film |
Bereits dreißig Jahre ist es nun her, dass die mittlerweile etwas gealterte Ingrid ihren letzten Urlaub in Spanien verbrachte. Damals noch jung, zählte sie sich zu den freizügigen Hippies und verbrachte wilde Nächte in einem kleinen Fischerdorf, während sie sich mit ihrer Affäre nur allzu gern in ihrem Zelt vergnügte. Heute bekam sie einmal so richtig Fernweh und wollte zu gerne noch einmal in alten Erinnerungen schwelgen. Doch seit damals hat sich viel an der Küste von Spanien verändert. Aus den einstigen Fischerdörfern sind riesige Hotelbunker geworden, aus den Strandpartys wurde billige All Inclusive-Unterhaltung und die einheimischen wurden längst durch feiernde Abiturienten und nervende deutsche Urlauber ersetzt. Nicht lange soll es allerdings dauern, bis Ingrid von ihrer nicht nur schönen Vergangenheit wieder eingeholt wird. Einige dramatische Ereignisse aus der Jugend führen zu skurrilen und verhängnisvollen Konflikten. Insbesondere, als der Transvestit Tim – bzw. Tina – ihren Weg kreuzt…
Kritik:
Die stetige Veränderung gehört zum Lauf des Lebens dazu. Oft haben Menschen auch nach Jahrzehnten noch alte Jugenderinnerungen und möchten unter allen Umständen noch einmal an den einst so geliebten Ort zurückkehren. Doch der Schock sitzt oft tief, hat sich doch so vieles verändert. Das muss auch Hannelore Elsner in „Alles inklusive“ feststellen, denn was sie sich wirklich wünscht, kann kein Komplettangebot jemals bieten.
Der Lauf der Dinge
Nur indirekt geht es bei „Alles inklusive“ um das Thema, das man eingangs wohl vermuten würde. Die alten Hippie-Strände mit ihren spanischen Fischerdörfern sind schließlich längst verschwunden und durch große Hotelbunker irgendwelcher großen Tourismusunternehmen ersetzt worden. Man könnte meinen, das deutsche Drama wolle daher vom Kapitalismus handeln, wie er all die natürlich schönen Dinge der einheimischen zerstört, um den Menschen in genormten Bespaßungsanlagen den Urlaub irgendwie angenehm und doch zugleich langweilig zu machen. „Alles inklusive“ erklärt eben jenen Hotelbunkern indirekt ein wenig den Krieg, geht doch der Charme verloren und die Natürlichkeit des Alltags unter den Einheimischen. Doch so offensichtlich das zu scheinen mag, geht es im Kern doch gar nicht darum.
Spur der Vergangenheit
Eigentlich geht es nämlich genau um jene Dinge, die damals vor dreißig Jahren passiert sind. Nicht nur die schönen Erinnerungen an die Verliebtheit und die Urlaubsaffäre sind da präsent, sondern auch ein schreckliches Ereignis – genau genommen ein Todesfall, der sie bis heute noch verfolgen solle und an dem sie doch selbst schuld zu sein scheint. Hier kommt auch allmählich der spannende und dramatische Teil von „Alles inklusive“ auf, bekommt der Streifen durch die Auseinandersetzung mit dem alten Bekannten Tim einen ganz unerwarteten Tiefgang. Immerhin ist der schließlich der Sohn seiner einst Suizid begehenden Mutter – das Konfliktpotential ist also schnell gegeben, als dieser auf die verhasste Schuldige stößt, die gar nicht mit seiner Anwesenheit gerechnet hat. Hinnerk Schönemann überzeugt an dieser Stelle als Transvestit hervorragend – nicht nur durch den gelungenen Spagat zwischen Mann und Frau, sondern auch durch die negative Energie gegenüber seiner Rivalin. Dumm nur, dass es in dem Drama beim Drumherum nicht so ganz funktionieren mag.
Genormte Unterhaltung
Natürlich möchte „Alles inklusive“ angesichts der Situation innerhalb des Hotelbunkers den passenden Eindruck einer vorgefertigten Unterhaltung bieten. So sehr sich allerdings Hannelore Elsner angesichts der Billigunterhaltung langweilt, so sehr sind wir manchmal auch von den typisch deutschen Banalitäten genervt. Etwa dann, wenn Nadja Uhl in ihrem völlig überflüssigen Part in ihrer deutschen Heimat das durchgeknallte frustrierte Mädel spielt, das ein bisschen zu sehr auf den Hund gekommen ist. Bei ihren ausschweifenden Monologen über gescheiterte Beziehungen, idiotische Ex-Freunde und Wehwehchen ihres Hundes dürfte so mancher Zuschauer doch hin und wieder zum Abschalten neigen. Obwohl Frau Uhl etwa ein Drittel dieses Films ausmacht, kann sich uns der Grund ihrer Anwesenheit zu keiner Zeit erschließen, da sie schlicht nichts Relevantes zur Story beiträgt. Wirklich interessant bleibt da nämlich lediglich der Spanien-Part mit Hannelore Elsner und Hinnerk Schönemann. Genau deshalb schafft es der Film von Doris Dörrie aber auch über das qualitative Mittelfeld nicht hinaus. Schade.
Fazit:
Trotz tiefgründigem Thema kann vor allem der Part von Nadja Uhl nur geringfügig überzeugen, sodass sich „Alles inklusive“ bestenfalls im guten Mittelfeld ansiedelt.