Keine großen Befürchtungen hat der junge introvertierte Evan, als er mit seiner Familie in das verlassene abgelegene Haus zieht. Doch nach einem schrecklichen Todesfall bei den Vorbesitzern, halten die direkten Nachbarn es dennoch für verflucht. Besondere Anziehungskraft bewirkt dies offensichtlich bei jungen Mädchen, die den ultimativen Nervenkitzel suchen – und ohnehin gerne einmal zuhause rauskommen. Dass sich die Nachbarstochter Samantha, die ihren alkoholisierten Vater allmählich leid hat, da ausgerechnet an Evan heranmacht, dürfte nicht allzu sehr verwundern. Umso schneller findet der natürlich Gefallen an dem hübschen Mädchen. Dumm nur, dass die beiden auf dem Dachboden auf die Idee kommen, einen mysteriösen Kasten auszuprobieren, mit dem man Kontakt mit der Totenwelt aufnehmen kann. Das Tor erst einmal geöffnet, wartet das blanke Grauen in den Fluren des Hauses auf die Familie…
Kritik:
Neben all den zahlreichen magischen Kreaturen und den blutigen Splatterfilmen ist das klassische Genre des Haunted House-Horrors mittlerweile eher zu einer Rarität verkommen. Dabei könnte kaum eine Gruselgeschichte älter sein, als diejenige, in der Geister in einem düsteren Haus herumspuken. Doch „Haunt“ geht einen leicht abweichenden Weg.
Das Ende vom Anfang
Der Horrorfilm beginnt zunächst mit der üblichen Geschichte. Eine Familie mit mehreren Kindern zieht in einem neuen Haus ein, möglichst abgelegen im Wald und ahnt noch gar nicht, welcher Fluch auf dem Gebäude lastet. Die meisten Genrevertreter lassen den Zuschauer zunächst im Dunkeln über die tatsächlichen Hintergründe des Spuks und sorgen für Spannung, während die Hausbewohner den Gründen für die Geistererscheinungen auf den Grund gehen. Nicht so „Haunt“, denn gleich in den ersten Szenen bekommt der Zuschauer die Vorgeschichte mitgeteilt. Mittels Rückblenden erfahren wir als allererstes, dass die vorherige Familie völlig durchgedreht ist, sich gegenseitig ermordet hat und offensichtlich durch ein mysteriöses Gerät das Tor zur Geisterwelt öffneten. Ein wenig nehmen diese Vorkenntnisse natürlich die Spannung, wenn Hauptfigur Evan mit seiner Freundin dann selbiges macht und sich die Geschichte praktisch wiederholt. Keine gute Idee war es also, dem Zuschauer vorher mitzuteilen, was wohl passieren wird. Doch manche Dinge bleiben anders.
Mysteriöse Nachbarin
Beispielsweise das junge Mädchen von nebenan, das sich mit Evan kurzerhand anfreundet und so süß und herzerwärmend in Erscheinung tritt. Da würde wohl bei dem Anblick so mancher Jugendlicher schwach werden, wenn sie geheimnisvoll durch die dunkle Nacht schreitet und sich heimlich ins Zimmer schleicht, um unter der Bettdecke mit dem Jungen zu kuscheln. Wer wünscht sich nicht als Single in einer einsamen Nacht, doch endlich jemanden neben sich liegen zu haben? Doch so unscheinbar sie auch in Erscheinung tritt, so innovativ lenkt sie das baldige Ende auch in eine vollkommen unerwartete Richtung. Obwohl „Haunt“ zwar beginnt, wie die üblichen Haunted House-Horror“, bietet man ein völlig anderes Ende – und gibt der vorherigen Preisgabe der Hintergründe eine ganz neue Bedeutung. In der Zwischenzeit kann man sich aus technischer und handwerklicher Sicht sehen lassen. Die Geistererscheinungen basieren zwar allesamt eher auf CGI-Effekten, doch im richtigen Moment verwendet und durch gruselig-verzerrte Bilder dargestellt, schaffen sie es doch hier und da mal, den Zuschauer ein wenig auf der Couch zusammenzucken zu lassen. Insgesamt kann man also – zumindest in der zweiten Hälfte – doch eine recht gute Atmosphäre aufbauen. Genrefans sollten also mal einen Blick riskieren.
Fazit:
Klassischer Haunted House-Horror, der mit einer ungewöhnlichen Erzählchronologie und einer sympathischen zweiten Hauptcharakterin punkten kann, aber beim Spannungsaufbau ein wenig ins Stocken gerät.