Die 17-jährige Caroline ist eigentlich ein ganz gewöhnliches Mädchen mitten in der Pubertät. Gemeinsam mit ihrem verwitweten Vater zieht sie schließlich in ein kleines Kaff, auf dessen Highschool sie sich fortan gar nicht wohlfühlt. Ihre Klassenkameradinnen hält sie für unreif und vollkommen langweilig und sowieso mag sie sich mit niemandem anfreunden. Dafür ist ihr Interesse am anderen Geschlecht momentan umso größer. Nicht allerdings auf die übliche Weise, denn mit gleichaltrigen Jungs kann sie so gar nichts anfangen. Der Lehrer Larry Anderson hat es ihr daher besonders angetan und wird schon bald zu einem Opfer ihrer Verführungskünste. Doch während die verbotene Affäre längst ihren Lauf nimmt, könnten erste pubertäre Gefühle womöglich dennoch für einen Jungen aus ihrer Altersklasse aufkommen. Eines ist jedoch klar: Zwei Männer sind eindeutig einer zu viel – und da lässt das Gefühlschaos nicht lange auf sich warten…
Kritik:
Das Alter des Comig of Age ist ja allen bekannt. Junge Mädchen wachsen zu reiferen Frauen heran, verlieben sich, heiraten und so weiter. Davon erzählt uns vor allem Disney ja nur allzu gerne und verpackt die Geschichten in schnulzige Teenie-Schmonzetten. Nicht so „Daydream Nation“, denn dieses Mal geht man die Story ein wenig realistischer an, fernab des üblichen „Verliebt, verlobt, verheiratet“-Klischees.
Freie Liebe
Ganz locker beschäftigt sich „Daydream Nation“ nämlich mit der Experimentierfreudigkeit junger Mädchen. Die Beziehungen sind noch kurz und oftmals wissen junge Frauen eben noch nicht, was sie wirklich wollen. Da wird mal der nette Nachbarsjunge von nebenan „getestet“ und auch ältere Herren werden prompt zum Objekt der Begierde. Fast schon normal scheint es da zu sein, dass es ein 17-jähriges Mädchen auf einen über 30 Jahre alten Mann abgesehen hat. Auch das ist in der Realität nicht ganz selten und angesichts der konservativen amerikanischen Gesellschaft auch ein überraschend angenehmer Umgang mit dem Thema. Caroline stellt die gesellschaftlichen Zwänge aus Traum vom ewigen Glück und gleichzeitiger Sex sells-Propagierung in den Medien grundlegend in Frage – und verweist darauf, dass Sexualität und Gefühle doch etwas ganz natürliches sind. Etwas, das man nicht durch Sitten oder Medien normen könnte. Eine durchaus spannende Weisheit.
Normalität eines Verbots
Leider schwächelt das Drama allerdings daran, dass es eigentlich brisante Tatsachen mit einer gelassenen Normalität beschreibt. Da wird der Lehrer einer Highschool von seiner eigenen 17-jährigen Schülerin verführt und der Film zeigt es als eine gewöhnliche Experimentierphase. Dramatik und moralische Bedenken kommen dabei nicht auf, stattdessen steht der Spaß an der Sache im Vordergrund. Das hat zwar andererseits den erfrischenden Effekt, dass die Sexualität von Minderjährigen nicht gleich verteufelt wird, nimmt „Daydream Nation“ aber auch ungemein viel Spannung. Man kann einfach nur schwer eine Besonderheit in einer Story entdecken, die man prinzipiell auch tagtäglich auf der Straße erleben könnte. Obwohl eine solche Affäre eben nicht alltäglich ist, kommt beim Zuschauer schnell der Eindruck auf, ihr ginge einfach ein junges Mädchen mit dem Nachbarsjungen in die Kiste – nicht mehr und nicht weniger. Damit kommt schnell jene Langeweile auf, die Caroline auch beim Angesicht ihrer Mitschüler empfindet. Schade.
Natürlichkeit eines Mädchens
Dafür spielt allerdings Hauptdarstellerin Kat Dennings ihre Rolle außergewöhnlich gut. Mit einer starken natürlichen Ausstrahlung schafft sie es, ihre Gefühlsschwankungen gut zum Ausdruck zu bringen. Sie spielt die schöne verführerische, die mit junger Energie den doch so vereinsamten Lehrer verführt und sich ganz und gar nicht in der Opferrolle befindet. Eben nicht das übliche unschuldige Mädchen, das ihrem starken Erwachsenen gänzlich ausgeliefert ist, sondern eine eiskalte Sexfreundin, die ohne Skrupel mit den Gefühlen ihrer Mitmenschen spielt und dabei eben doch glaubwürdig bleibt. Dass der Lehrer womöglich starke Gefühle entwickelt ist dabei ebenso vollkommen egal, wie die Tatsache, dass sie ihren gleichaltrigen Freund betrügt und demütigt. Doch all das spiegelt eben nur jenes wieder, was auch in der Realität durchaus passieren kann. Ein realistischer Comig of Age-Film eben.
Fazit:
Ein erfrischend realistisches Liebesdrama, das auf glaubwürdig lockere Weise mit der Sexualität von Minderjährigen umgeht – dabei allerdings die Affäre mit einem Lehrer zum Ungunsten der Dramatik bagatellisiert.