Die schlimmen Zeiten hat der erfolgreiche Restaurantbetreiber Carter längst hinter sich. Aufgewachsen als Scheidungskind musste er in der Kindheit häufig mit ansehen, wie seine Eltern die heftigsten Streits führten und sich anschließend nicht mehr gemeinsam an einen Tisch setzen wollten. Daran hat sich bis heute nichts geändert, denn beide können sich immer noch nicht riechen. Da Carter allerdings heute ein eigenständiges Leben führt, kann ihm das mittlerweile vollkommen egal sein und er ist nicht daran interessiert, auch nur ansatzweise etwas daran zu ändern. Dumm nur, dass ausgerechnet sein Bruder eine ausgesprochen dumme Idee hat: Er will kurzerhand seine hübsche asiatische Freundin heiraten, mit der er erst seit vier Monaten zusammen ist. Das bedeutet allerdings auch: Beide Elternteile müssen sich im selben Raum aufhalten und dabei wie ganz normale Menschen benehmen. Carter dient als Vermittler und stößt auf unerwartete Folgen…
Die heutige Generation kann davon ein Liedchen singen: Ihre Eltern sind oftmals bereits seit der Kindheit geschieden und können sich überhaupt nicht riechen. Fast schon paranoid hegen sie einen Gräuel gegeneinander, der ein gewöhnliches Zusammentreffen praktisch unmöglich macht. Doch wie ergeht es den einstigen Scheidungskindern, wenn sie erst einmal erwachsen sind? „Scheidungsschaden inklusive“ beschäftigt sich mit einem noch recht jungen Phänomen, das erst in der jetzigen Generation immer häufiger zum Problem wird.
Erwachsene Scheidungskinder
Wer kennt es schließlich nicht: Seit der Trennung sind die Eltern immer noch heftig miteinander zerstritten und deren neue Partner werden prompt einmal mehr zu einem richtigen Hassobjekt. Die Kinder sind nach zehn oder zwanzig Jahren aber längst erwachsen und über diese Problematik schon lange hinweg. Die einstigen Probleme durch die Scheidung, das ständige hin- und hergerissen werden zwischen beiden Elternteilen und die große Eigenverantwortung spielen keine große Rolle mehr. Irgendwann im Alter zwischen dreißig und vierzig Jahren hat man sein eigenes Leben, seine eigene Familie und seine eigene Karriere. Glücklich und zufrieden mit eigener Freundin und unabhängig von den Eltern. Als neutraler und objektiver Vermittler ist es da nicht immer einfach, den noch immer aktuellen Streit zu ertragen und genügend Verständnis für die längst überholten und überflüssigen Auseinandersetzungen aufzubringen. „Scheidungsschaden inklusive“ beschäftigt sich mit den modernen Problemen der 1970er und 80er Generation und den Folgen der großen Scheidungswelle – verzichtet dabei aber nicht auf tolle Charakterzeichnungen und einen lockeren Humor.
Familienkomödie mit Tiefgang
Auf den ersten Blick erscheint „Scheidungsschaden inklusive“ dabei, wie eine dieser zahlreichen typischen Familienkomödien, bei denen namhafte Hollywoodstars in einer Familienzusammenstellung aufeinander treffen und alte Konflikte wieder aufwärmen lassen. Das ist in etwa auch die Basis für diesen Film, was die altbekannten Gags einmal mehr mit sich bringt. Allerdings verhält man sich inszenatorisch da dieses Mal ein wenig zurückhaltender und verzichtet auf flache Gags a la Robert De Niro. Stattdessen bekommen wir etwas mehr Tiefgang geboten, was den Streifen zu einer Mischung aus Komödie und Drama werden lässt. Die Problematik mit der eigenen Existenz und den psychischen Folgen der familiären Probleme werden zum Mittelpunkt von Carter, der zunächst die schwierige Kindheit überstanden zu haben scheint. Doch eigene Beziehungsprobleme zur Freundin, sowie neu aufflammende Gefühle zwischen den Eltern machen den Film zu einem mitreißenden und nachdenklichen Streifen, der eben doch etwas mehr zu bieten hat, als es auf den ersten Blick scheint. Keine Meisterleistung, aber angenehm anders.
Fazit:
Als klassische Familienkomödie getarnt, entpuppt sich „Scheidungsschaden inklusive“ schon bald als innovativer Film über die Folgen einer Kindheit in der Scheidungsfamilie. Locker humorvoll und nachdenklich.