Vor über fünfzig Jahren kam es zu einem folgenschweren Ereignis für eine Gruppe von Bergsteigern. Im nördlichen Ural, am Djatlow-Pass, machten sie sich bei Temperaturen im zweistelligen Minusbereich auf eine Expedition mitten durch den eisigen Schnee. Keiner der Männer und Frauen sollte dieses Vorhaben jedoch überleben, denn einige Zeit später wurden ihre Leichen im Schnee gefunden, nachdem diese auf mysteriöse Weise ums Leben kamen. Bis heute sind die genauen Gründe für ihren Tod völlig ungeklärt, was zahlreiche Verschwörungstheoretiker auf den Plan ruft. Nun will eine Gruppe aus jungen Studenten dem Geheimnis auf die Spur kommen und plant einen Dokumentarfilm in dem extrem verschneiten Gebiet. Mehrere Nächte wollen sie ihre Zelte an exakt dem gleichen Platz aufstellen, an dem einst die Djatlow-Gruppe ums Leben kam. Gerade erst dort eingetroffen, versagen jedoch bereits ihre technischen Navigationsgeräte, weshalb sie vollkommen auf sich allein gestellt sind – und damit soll der Albtraum erst so richtig beginnen…
Kritik:
Basierend auf wahren Begebenheiten im Jahre 1959 entführt uns der Found Footage-Film im Handkamerastil mitten in ein verschneites Gebiet, in dem einst eine Gruppe von Menschen ums Leben kam. Dabei hält man sich exakt an die historischen Fakten – und schockiert gerade deshalb mit Horror- und Science-Fiction-Einlagen, dessen Wahrheit niemand je widerlegen könnte.
Die mysteriöse Wahrheit
Nach all den zahlreichen eher minderwertigen Horrorfilmen, die bereits vollständig mit der Handkamera gedreht wurden, hält sich die Begeisterung bei Filmfans zunächst schnell in Grenzen, wenn sie von einem ähnlichen Produktionssstil auch bei „Devil’s Pass“ hören. Mit niedrigem Budget versucht man hier schließlich möglichst atmosphärische und gruselige Horrormomente einzufangen und bedient sich dabei recht einfacher Mittel. Dass ein solcher Film sich allerdings vollkommen auf reale Ereignisse beruft, dürfte definitiv wohl neu sein – vor allem, dass sich ein Horrorfilm zu einem Großteil auf reale Fakten bezieht. Wie im Film angegeben sind die Ereignisse im Jahre 1959 schließlich tatsächlich so vorgefallen und man bindet gar reales Filmmaterial und Fotos mit ein. Der Fund der damaligen Leichen mit all ihren Verletzungen, den radioaktiven Verstrahlungen und der völlig ungeklärten Umstände, die in dieser Form beinahe unmöglich scheinen, sind tatsächlich sogar bei Wikipedia in dieser Form nachzulesen. Nachdem wir diesen Streifen gesehen haben und uns über den Fall informieren, erkennen wir erschreckende Parallelen, doch wir empfehlen dies erst nach der Sichtung zu tun. Denn „Devil’s Pass“ lässt uns nicht kalt.
Der Reiz des Unbekannten
In der ersten Hälfte kann der Film jedoch zunächst noch nicht ganz punkten. Üblicherweise sehen wir durch Handkameras gefilmt erst einmal eine Gruppe von jungen Studenten, die sich uns vorstellen wollen und die ein oder andere Blödelei unter jungen Erwachsenen mit einfügen. Der obligatorische pubertäre Blick auf die Brüste einer Mitstudentin, das Liebesspiel im Zelt und gelegentliche dämliche Kommentare ohne Sinn und Verstand gehören da natürlich mit dazu, denn lockere Dialoge sollen den Film möglichst real und natürlich erscheinen lassen. Da hier noch nicht allzu viel Aufregendes passiert, kann man da noch nicht gerade von einer hohen schauspielerischen Qualität sprechen. Dennoch reizt uns bereits jetzt die Suche nach dem Unbekannten, denn die Vorgänge bei fortschreitendem Lauf des Films sind unvorhersehbar, da nicht anhand der realen Ereignisse dokumentiert. Hier konnten die Macher ihren Ideen wirklich freien Lauf lassen – und das schockiert und fasziniert zugleich. Aus dem Handkamera-Film wird so schon bald ein fesselnder Streifen mit nervenzerreißenden Horrorszenen und faszinierenden Science-Fiction-Einlagen. An der Stelle wollen wir zwar noch nicht zu viel verraten, aber: Die zweite Hälfte von „Devil’s Pass“ hat es in sich und macht den Film zu einem grandiosen Found-Footage-Streifen. Das sollte man nicht verpassen.
Beeindruckende Bilder
So viel kann man allerdings doch schon sagen: Die Aufnahmen, die uns “Devil’s Pass” in seiner gesamten Laufzeit zeigt, sind wahrlich eindrucksvoll. Da macht auch die Handkamera überhaupt nichts mehr aus, wenn mit spektakulären hochauflösenden Aufnahmen die schneebedeckten Berge im nördlichen Ural gezeigt werden und der Wind für so manche Schneeverwehung sorgt. Fast als würden wir gleich daneben stehen, wirkt das Bildmaterial überaus realistisch und glaubwürdig. Das sorgt für eine ansprechende Grundstimmung, die sich auch im späteren Verlauf fortsetzt. Mit gelungenem Lichteinsatz, atmosphärischen Effekten und einem richtigen Adrenalinstoß durch die Ego-Perspektive könnte “Devil’s Pass” schon bald beinahe Panik auslösen. Da kann man dann auch den ein oder anderen schlechten CGI-Effekt verschmerzen, wenn dann von der Intensität her alles stimmt und der Streifen handwerklich so ziemlich alles richtig macht. Optisch hat der Film jedenfalls weit mehr Qualitäten, als die verwackelte Handkamera zunächst annehmen lässt und auch der Einsatz der Nachtaufnahme-Funktion ist sehr passend und professionell im richtigen Moment gewählt. Trotz Handkamera war also eindeutig ein Regisseur am Werk, der von seinem Job eine ganze Menge versteht. Besser kann man einen solchen Film kaum drehen.
Fazit:
Mit anfänglich laienhaftem Handkamera-Stil entwickelt sich „Devil’s Pass“ zunehmend zu einem atmosphärischen und fesselnden Horrorstreifen, der auch auf Science-Fiction-Elemente nicht verzichten will. Auf Grund der tatsächlich ungeklärten realen Ereignisse als Hintergrund für die Story löst der Streifen eine hohe Faszination aus, die ihn umso erschreckender erscheinen lässt. Geheimtipp!