In der Hauptverkehrszeit kommt es stets zu einer hohen Auslastung der Moskauer U-Bahn-Linien. Die Menschen quetschen sich eng aneinander in die kleinen Waggons und versuchen so dem extremen Stau in der Innenstadt zu umgehen. Unterdessen wird die Last über der Stadt immer größer, denn die kommunale Regierung hält es nicht für nötig, die übertriebene Bebauung der Oberfläche einzugrenzen. Einem Metro-Mitarbeiter beschleicht daher schon seit geraumer Zeit das Gefühl, dass die U-Bahn-Tunnel der enormen Last schon bald nicht mehr standhalten wird. Doch die Warnungen will niemand hören, während der naheliegende Fluss und das ansteigende Grundwasser zunehmend zu einem Problem werden. Plötzlich geschieht das Unfassbare: Die Decke eines der wichtigsten Tunnels auf der Moskauer Ringlinie bricht unter der Wasserlast zusammen und lässt Wasser einfließen. Die Linie 42 rast ungebremst auf das Leck zu und versinkt schon bald im Wasser. Nun gilt es für die Überlebenden, aus dem überfluteten und unter Strom stehenden U-Bahn-Tunnel zu entkommen – doch der Tunnel droht längst einzustürzen und das Militär plant verheerende Maßnahmen. Eine Flucht um Leben und Tod beginnt…
Kritik:
Russland auf den Spuren Hollywoods: Nach zahlreichen amerikanischen Actionblockbustern versucht das große und moderne Land endlich Anschluss an die größte Filmindustrie der Welt zu erlangen und liefert effektgewaltige Action. Mit dem Katastrophenthriller „Metro“ zeigen die russischen Filmemacher, was sie wirklich drauf haben.
Eisenbahnthriller mit Klaustrophobie
Die Idee ist dabei auf den ersten Blick sogar relativ innovativ. Während sich Hollywood nur allzu gern damit beschäftigt, Eisenbahnen außer Kontrolle geraten oder eine U-Bahn von irgendjemandem entführen zu lassen, versucht sich Regisseur Anton Megredichev an einem überfluteten U-Bahn-Netz, das in den engen Tunneln und der Kraft des Wassers eine ganz besondere Spannung zu bieten hat. Irgendwie erinnert „Metro“ dabei stilistisch an eine Mischung aus „Hard Rain“ und „Unstoppable“ mit einer ungewöhnlichen Location. Dass der Streifen somit zum Nr. 1 Kinohit in Russland wurde, ist daher leicht nachvollziehbar, denn qualitativ kann er sich von den letzten Kino-Actionblockbustern deutlich nach oben abgrenzen. Kein Wunder, denn Geschichten aus der russischen Metro sind bisher immer spannend gewesen und hatten schon oftmals packende Erlebnisse zu bieten – das sieht man nicht zuletzt am Ego-Shooter „Metro 2033“ oder gar diversen Romanen. An einen solchen Erfolg knüpft man letztendlich an.
Wasser in Slow Motion
Technisch hat der Film seinen russischen Ruhm auf jeden Fall verdient, denn in dieser Hinsicht braucht sich „Metro“ definitiv nicht vor Hollywood zu verstecken. Mit erstklassigen Effekten und beeindruckender Kameraführung hat man die Entgleisung der U-Bahn schließlich ebenso eindrucksvoll eingefangen, wie das Eindringen der enormen Wassermassen. Da greift man spielerisch auch gern auf Slow Motion-Effekte zurück, in denen Wassertropfen und herumschleudernde Menschen ganz langsam in Zeitlupe durch den Waggon fliegen, während vereinzelte rasante Kamerafahrten durch den Tunnel die Ausmaße erst so richtig zeigen. Flüchten die Protagonisten also einmal vor einem herannahenden Zug, kann uns der Film mit Nahaufnahmen fesseln, bei denen wir nicht nur das Gesicht mit angstbesessener Mimik spektakulär sehen, sondern zugleich einen riesigen Zug hinter der Person herschleichen sehen. Mit solchen Aufnahmen gehört „Metro“ zu den optisch spannendsten Filmen der letzten Zeit, zumal eine gewisse Kreativität sich von der amerikanischen Effekthascherei sogar sehr gut abgrenzen kann. Damit ist der Streifen sehr unterhaltsam, bleibt aber ansonsten recht vorhersehbar.
Konflikt im Tunnel
Die Charaktere entsprechen schließlich allesamt einigen gewissen Stereotypen, die auch selbst gern einmal erwähnen, doch eigentlich keine Seifenopfer aufführen zu wollen, obwohl sie dies durchaus vom Muster her gelegentlich tun. Der Familienvater mit seiner Tochter darf da natürlich der Emotionalität wegen ebenso wenig fehlen, wie ausgerechnet jener Mann, mit dem seine Frau ihn regelmäßig betrügt. Hinzu kommen aggressive Wegbegleiter, ein tollpatschiges Weichei, ein junges Liebespaar und eine obdachlose Ex-Sportlerin – gemeinsam sind die Charakterzeichnungen nicht gerade einfallsreich gewählt und dürften somit wohl der üblichen 08/15-Besetzung entsprechen. Aber dennoch: Bei „Metro“ scheint genau dieses Konzept zu funktionieren, denn die Emotionen haben ihre Wirkung ebenso, wie die Konflikte und die hohe Spannung, die der Streifen aufbauen kann. Das liegt nicht zuletzt an den überwiegend herausragenden Darstellern, die ihre verzweifelte Lage allesamt glaubwürdig spielen, den passenden Gesichtsausdruck mitbringen und auch zu kraftvollen Szenen in der Lage sind. Am Ende überrascht aber vor allem eine selbstbewusste Jungdarstellerin, die wir auf etwa sechs Jahre schätzen und den Erwachsenen beinahe noch die Show stehlen könnte. In diesem Sinne: Eine Optimalbesetzung sorgt dafür, dass „Metro“ zu einem packenden Katastrophenthriller wird, den wir nicht so schnell vergessen werden.
Fazit:
Mit einer optimalen Besetzung, kreativer Kameraführung und gelungenen Effekten hat „Metro – Im Netz des Todes“ seinen Titel als russischen Kinohit eindeutig verdient und entpuppt sich als einer der besten Katastrophenfilme der letzten Monate.