Die beiden Privatdetektive Larry und Ayesha sind eigentlich nur auf der Suche nach einem verschwundenen Studenten, von dem seine Mitmenschen schon seit geraumer Zeit nichts mehr gehört haben. Eines Nachts klettern die beiden deshalb durch das Fenster direkt in die Wohnung des jungen Mannes. Obwohl zunächst alles verlassen scheint, finden sie immerhin einen großen Stapel mit Videokassetten, sowie zahlreiche noch eingeschaltete Fernsehgeräte. Da kann Ayesha natürlich nicht lange zögern und sieht sich die ersten Bänder an, während ihr Kollege sich in der Wohnung umsieht. Völlig gebannt auf den Bildschirm stellt sie schon bald fest, dass die Aufnahmen erschreckend realistisch und blutig zugleich sind, scheint es sich schließlich um reale Handkameraaufnahmen zu handeln. Doch noch ahnen die beiden gar nicht, dass es tatsächlich erschreckende Gründe für das Verschwinden des Studenten gibt…
Kritik:
Unter Horrorfans feiert die eher ungewöhnliche VHS-Reihe eine gewisse Popularität. Mit Handkamera aufgezeichnet und mit skurrilen Ideen ausgestattet, beobachten wir hier in mehreren Episoden, wie Menschen das wahre Grauen erleben. Dabei versucht man zumindest, alle Episoden möglichst realistisch zu inszenieren – doch zumindest brutal sind sie in jedem Fall.
Die unsichtbare Handkamera
Die insgesamt vier Episoden des zweiten Teils „S-VHS“ sind dabei zunächst durchaus gewöhnungsbedürftig und erinnern nicht selten an den klassischen Mockumentary-Stil. Die Handkamera ist stets stark verwackelt und wie bereits der Titel des Filmes erahnen lässt, tauchen für Videokassetten typische Bildstörungen gehäuft und oftmals auch verstärkt auf. Die Horrorszenen werden damit zusätzlich unterstützt und lassen gewisse Momente unklar und verrauscht erscheinen, damit wir das wahre Grauen möglichst nicht ganz erfassen können. Der Streifen schafft es damit allerdings tatsächlich eine starke Atmosphäre aufzubauen, denn der Reiz des Unbekannten ist damit immer gegeben. Noch dazu überrascht „S-VHS“ mit innovativen Ideen hinsichtlich der Kamera. Schaut der Protagonist in der ersten Episode einmal in den Spiegel, bleibt die Ego-Perspektive zwar weiterhin bestehen, doch eine Kamera erkennen wir im Spiegelbild leider nicht. Das spricht für gute Effekte. Die Verwendung einer Helmkamera oder das Anbringen der Kamera auf dem Kopf eines Hundes haben darüber hinaus auch ihren Reiz.
Das Ego eines Zombies
Die Qualität der Episoden schwankt dabei hin und wieder, kann sich aber im späteren Verlauf des Films immer weiter steigern. Die erste Episode, die bei weitem nicht die längste ist, versucht ein wenig den klassischen „Paranormal Activity“-Horror zu kopieren und führt uns in der Ego-Perspektive in ein Haus, in dem die Geister nicht lange auf sich warten lassen. Durch plötzlich auftauchende Schockmomente, gruselige Gestalten und perfektem innovativem Kameraeinsatz wirken die Szenen allerdings trotzdem weitaus gruseliger, als in so manchem Hollywood-Streifen. Die beste Episode ist dies aber keineswegs. Gleiches gilt für die zweite Episode, die mit der Helmkamera die Verwandlung eines Bikers in einen Zombie zeigt. Das ist zumindest eine gänzlich einzigartige Darstellung der Zombieapokalypse und irgendwie intensiver, als das simple Anschauen der üblichen Gestalten. Wirklich qualitativ wird es allerdings erst in den letzten beiden Episoden, die es allesamt in sich haben und definitiv einen Blick wert sind.
Religion macht willenlos
Die dritte und vorletzte Episode ist zugleich auch die längste und beste dieses Films. Ein Dokumentarfilmteam begibt sich in die Häuslichkeiten einer Sekte, in der bereits kleine Kinder mit erschreckenden Methoden indoktriniert und beinahe willenlos gemacht werden. Doch was die Männer und Frauen hinter diesen Wänden erleben, ist nicht nur wegen der religiösen Willenlosigkeit verstörend, sondern ebenso wegen der blutigen Gewalt- und Gräueltaten, die sich hinter den verschlossenen Türen verbergen. Speziell diese Episode ist auch Grund genug, sich die ungeschnittene Fassung von LFG zuzulegen, denn bei der 18er-Version wurde schließlich hier reichlich die Schere angelegt. Übrigens: In der letzten Episode gibt es dann auch ein kleines Highlight für Science-Fiction-Fans, die eine gruselige Alieninvasion einmal aus gänzlich neuer Perspektive erleben können. Das muss man einfach mal gesehen haben.
Innovationen für den Horrorfan
Insgesamt dürfte „S-VHS“ damit einer der wenigen Fortsetzungen sein, die ihren Vorgänger tatsächlich qualitativ übertreffen. Hat man sich bei „Paranormal Activity“ und Co. noch zu Tode gelangweilt, sollte man sich diesen Streifen unbedingt gönnen. Denn statt stundenlangem Stillstand ohne jeglichem Geschehen, strotzt der Film nur so vor innovativen Ideen. Das fängt bei den tollen, größtenteils ohne CGI angefertigten Masken und Monstern an, setzt sich bei der unsichtbaren Handkamera fort und endet in einem verstörenden Massenselbstmord unter Religionshypnose. Noch dazu klebt das Blut hier in so manchen Szenen regelrecht an den Wänden und spritzt literweise um sich herum. Der Film ist damit zwar sicherlich nichts für schwache Nerven und noch weniger für Kinder geeignet, gehört aber zu den besten verwackelten Handkamera-Filmen, die wir je gesehen haben. Da kann sich selbst „Cloverfield“ beinahe noch eine Scheibe abschneiden.
Fazit:
Handkamera mit Innovationen: Die Fortsetzung des Episodenfilms begeistert mit genialen Ideen, verstörenden Szenen und knallharten Horrorszenen. Nichts für schwache Nerven.
Hinweis: Im Handel sind zwei Versionen dieses Films erhältlich. Eine geschnittene FSK18-Fassung erschien beim deutschen Label Sunfilm, eine ungeschnittene Fassung ist ausschließlich in Österreich via LFG erhältlich. Beide Fassungen erschienen zeitgleich am 7. November 2013. Wir empfehlen die ungeschnittene Version.