Reggie, Wilf und Cecily sind schon seit sehr vielen Jahren die besten Freunde. Einst haben sie gemeinsam an der Oper gesungen und konnten ihren großen Erfolg feiern. Doch heute sind die längst in die Jahre gekommen. Obwohl sie sich immer noch, wie junge Erwachsene fühlen, verbringen sie ihre restliche Lebenszeit fortan in einem Altenheim für ehemalige Opernsänger. Manche von ihnen leiden gar unter Demenz und haben daher enorme Probleme mit ihrem Kurzzeitgedächtnis. Trotzdem vereint sie eine gemeinsame Leidenschaft: Alle drei singen sie noch heute für ihr Leben gern und könnten sich auch auf der Bühne noch beweisen. Zum Erhalt des Altenheimes findet jedes Jahr ein Konzert zu Ehren von Guiseppe Verdi statt, das zahlreiche Wohltäter dazu animieren soll, das Altenheim finanziell zu unterstützen. Als dann jedoch die Sängerin Jean auftaucht, mit der Reggie einst verheiratet war, mischt sie das Trio ordentlich auf – denn Jean weigert sich vehement, beim Konzert mitzuwirken und lässt zudem alte Gefühle wieder aufleben…
Kritik:
Schalten wir einmal den Fernseher an, so sehen wir doch überwiegend kritische Beiträge über schreckliche Zustände in Altenheimen. Dass es scheinbar auch anders geht, zeigt „Quartett“ mit seinem Liebesbeweis an die ältere Bevölkerung und präsentiert sich als Komödie voller Lebensfreude. Interessant zudem, dass es sich dabei um das Regiedebüt von Dustin Hoffman handelt.
Jung im Alter
Den berühmten Hollywoodstar einmal nicht vor der Kamera, sondern auf dem Regiestuhl zu sehen, ist schon eine kleine Besonderheit. Der Schauspieler, der über Jahrzehnte mit unzähligen Filmen begeistern konnte und selbst bereits im fortgeschrittenen Alter ist, hat damit wohl eine besondere Herausforderung angenommen. Immerhin sind fast alle seine Darsteller ebenfalls bereits im Rentenalter und spielen eine ihres Alters angemessene Rolle. Insbesondere Billy Connolly und Tom Courtenay leben noch einmal richtig darin auf, erneut auf der Leinwand gesehen zu werden. Das mag vermutlich auch daran liegen, dass sich Hoffman sehr viel Mühe dabei gegeben hat, das hohe Alter in ein rechtes Licht zu rücken. Sehr amüsant ist dabei, wie viele vergessliche oder gar an Demenz erkrankte Menschen doch glatt ihr Alter vergessen und sich prompt erneut, wie in der Jugend fühlen. Wenn dann die Knautschgesichter von Connelly & Co. so manchen schlüpfrigen Flirt mit den jungen Pflegerinnen anfangen wollen, oder über Rapmusik philosophieren, ist das schon sehr schräg und witzig – auch für die jüngeren Zuschauer.
Liebe für Senioren
Dustin Hoffman schafft es mit „Quartett“ einen zeitlosen Film über das Altwerden zu drehen, der jeder Generation gleichermaßen Spaß macht und damit ein unterhaltsames Erlebnis für Großeltern ist, die einmal einen Film mit ihren Enkeln ansehen wollen, der womöglich beide interessieren könnte. Vielleicht schafft er es mit seiner Darstellung gar, ebenfalls alten Menschen ein Stück weit ihres Lebensgefühls und ihrer Jugenderinnerungen wieder zu geben, denn so mancher Rentner könnte wohl schnell in alten Erinnerungen schwelgen. Dabei steht im Mittelpunkt eigentlich nicht nur der – durchaus erträgliche – Operngesang, sondern zugleich auch eine besondere Liebesgeschichte. Schließlich gibt es Scheidung und Beziehungsprobleme nicht nur bei der heutigen Generation, sondern auch bei den Senioren. Sobald Reggie nämlich auf seine Ex-Frau stößt und die Gefühle wieder aufkommen, scheint das ungleiche Paar doch plötzlich wieder genauso jung, wie die Nachfolgegeneration. Die Rentner wären in ihrem Verhalten allesamt problemlos durch junge Darsteller austauschbar – und das ist keineswegs ein negativer Kritikpunkt, sondern macht die Natürlichkeit des Films so aus. Bemerkenswert, als Regiedebüt gleich ein solch hervorragendes Werk zu schaffen. Ein Muss für Fans von Dustin Hoffman.
Fazit:
Der mittlerweile selbst gealterte Dustin Hoffman schafft in seinem Regiedebüt eine lebensfrohe Komödie über die Natürlichkeit des Altwerdens. Geheimtipp.