Nachdem die junge Gretel und ihr Bruder Hänsel vor vielen Jahren einst die böse Hexe in ihrem Lebkuchenhaus besiegten und qualvoll in ihrem Ofen verbrennen ließen, hat sich für die Geschwister so einiges geändert. Heute sind sie längst erwachsen und haben erkannt, dass die dunkle Magie der Hexen bei ihnen keinerlei Wirkung hat. Bereits hunderte Hexen haben sie auf dem Gewissen und werden als Kopfgeldjäger immer dann gerufen, wenn in einer Stadt mal wieder die große Hexenplage ausgebrochen ist. Der Bürgermeister von Augsburg sieht daher keine andere Lösung mehr, als die beiden Hexenjäger zu rufen, als zahlreiche Kinder in der Nacht von unheimlichen Wesen entführt werden. Dumm nur, dass Hänsel und Gretel noch nicht ahnen, dass sie es mit drei ganz besonders mächtigen Hexen zu tun bekommen, die zum Hexensabbat ein blutiges Ritual planen…

Kritik:
Die altbekannte Geschichte um die Geschwister Hänsel und Gretel von den Gebrüdern Grimm dürfte wohl jeder kennen. Seit Generationen werden diese Märchen an unsere Nachfahren weitergegeben und meist in relativ harmloser Form erzählt. Doch zahlreiche Menschen sind schon auf den Gedanken gekommen: Eine Hexe, die in einem Ofen verbrennt, kann doch gar nicht so gut für Kinder geeignet sein? Eine blutige Neuinterpretation muss also her.

Märchenhelden als Actionstars
Die moderne Version des guten alten „Hänsel & Gretel“-Abenteuers ist daher eine Mischung aus blutigem Horror und knallharten Actionszenen. Statt die Geschichte von zwei kleinen Geschwistern zu erzählen, sehen wir die beiden im Erwachsenenalter, längst von den damaligen Erlebnissen erholt und heute als Kopfgeldjäger arbeitend auf Hexenjagd mitten durch den dunklen Wald. Dass „Hexenjäger“ dementsprechend düster und gruselig ausgefallen ist, dürfte schnell klar sein, doch auch eine gewisse Kreativität können wir nicht leugnen. Bereits zu Beginn fällt der Streifen optisch völlig aus der Reihe und verwandelt ein vermeintlich knallbuntes Süßigkeitenhaus mal eben in ein gruseliges Horrorkabinett mit angsteinflößender Hexe und der lebendigen Verbrennung einer alten Frau. Für Kinder eignet sich diese Märcheninterpretation also ganz und gar nicht, denn mit brutalen Szenen hält sich der Streifen nicht wirklich zurück. Was darauf folgt sind abgetrennte Gliedmaßen, rollende Köpfe und zahlreiche andere Horrorszenen, die beinahe eine noch höhere Freigabe verdient hätten.

Gothic-Klischees für den Mainstream
Doch auch die Inszenierung ist insgesamt interessant ausgefallen, da sich „Hänsel & Gretel Hexenjäger“ recht freizügig bei allen möglichen Gothic-Klischees bedient. Die Hexen sehen also nicht nur düster und gruselig aus, sondern tragen auch noch allesamt schwarze Kleidung, die uns wohl an manches Gothic-Festival erinnern – aufgemotzt mit aggressiv-coolem Style, Sturmfrisur und enormer Schlagkraft. Da dürfte sich so mancher Goth doch glatt richtig cool fühlen. Umso lässiger wirken dann allerdings die Hauptdarsteller Jeremy Renner und Gemma Arterton, die hier das berühmte Geschwisterpaar verkörpern und mit ihrer groben Waffengewalt eben echte Popcornkino-Actionhelden darstellen. Kann man mit langweiligen Märchen also nichts anfangen, liegt man bei diesem Horror-Actionstreifen definitiv richtig. Dennoch bleibt die Story insgesamt oberflächlich und kommt über kurzweiligen Spaß nicht hinüber – diesen Spaß sollte man sich aber dennoch nicht nehmen lassen, denn einen gewissen Unterhaltungswert haben die beiden Hexenjäger allemal. Dank hoher Kreativität bei der Umsetzung und den Kostümen, sowie humorvollen Actioneinlagen ist „Hänsel & Gretel Hexenjäger“ definitiv einen Blick wert.

Fazit:
Spaßige Neuinterpretation des alten „Hänsel & Gretel“-Märchens mit viel schwarzem Humor und megacooler Action im Gothic-Stil. Die wohl blutigste Märchenverfilmung aller Zeiten.