Lars ist geschockt, als er eines Tages von der Arbeit nach Hause kommt: In der gesamten Wohnung herrscht Totenstille, die Frau ist weg. Die Kinder verbringen derweil die Nacht bei ihren Freunden, während Lars sich immer mehr Sorgen um den Verbleib seiner Frau macht. Völlig verzweifelt findet er am nächsten Morgen eine Mail von seiner Frau vor: Es ist ein Abschiedsbrief, in dem sie den Ort ihres Todes angibt und sich für ihren Suizid entschuldigt. Für Lars und die Kinder ein echter Schicksalsschlag: Plötzlich müssen sie ihre Trauer bewältigen und ein Leben ohne ihre geliebte Mutter leben, die schon seit langem an schweren Depressionen litt. Ein Alltag, der ganz und gar nicht so leicht zu meistern ist…
Kritik:
Für Familien ist es immer ein großer Schock, wenn ein geliebter Mensch aus dem Leben scheidet und trauernde Angehörige zurücklässt. Doch was bereits bei einem natürlichen Tod schlimme Folgen haben kann, ist im Falle eines Selbstmordes nicht gerade einfacher zu bewältigen. Wotan Wilke Möhring ist Betroffener – gemeinsam mit seinen beiden Kindern.
Zweifel an der Vergangenheit
Es kommt so plötzlich für jedermann – und das kann „Der letzte schöne Tag“ auch hervorragend herüberbringen. Gerade noch fröhlich telefoniert, scheint es fast selbstverständlich, dass die Frau oder Mutter zuhause auf einen wartet. Doch dieses Mal ist sie nicht da. Alles verändert sich schlagartig und das deutsche Drama kommt schnell zur Sache. Der große Schock, die alles verändernde Entscheidung. Einerseits kann der Film die Bindung der Familie nicht immer gut herüber bringen. Das liegt letztendlich daran, dass der Einstieg zu schnell erfolgt und wir keinerlei Identifikationsmöglichkeit mit der Selbstmörderin haben. Der Alltag der Familie vor dem Todesfall wird kaum dargestellt, sodass wir als Zuschauer zunächst keine große Bindung zum Opfer aufbauen können. Hier ist „Der letzte schöne Tag“ kalt und erbarmungslos. Schnell muss alles gehen, ohne groß nachzudenken. Doch das macht dieses Drama auch so realistisch und authentisch, denn der Tod ist nie vorhersehbar.
Trauer für Hartgesottene
Trotzdem geht dieser außergewöhnliche Film mit seinem schwierigen Thema tief unter die Haut. Mit seinen guten und realitätsnahen Darstellungen kann „Der letzte schöne Tag“ so viele tief traurige und emotionale Szenen aufbauen, dass selbst eingefleischte und abgehärtete Zuschauer manches Mal feststellen müssen, dass sie den Tränen nahe sind. Das haben wir vor allem den beiden Kinderdarstellern Matilda Merkel und Nick Julius Schuck zu verdanken, die ihre Trauer kaum besser hätten darstellen können. Da kommen ihnen manches Mal die Tränen, wenn sie ihre Mutter doch so sehr vermissen und versuchen doch meist eher geschockt und gefasst, die neue Situation irgendwie zu meistern. Keine große kitschige Gefühlsdusselei, dafür realistische Emotionen und gelegentliche Wutausbrüche. So, wie im realen Leben eben. Regisseur Johannes Fabrick hat damit einen interessanten Streifen geschaffen, der zu Recht den deutschen Fernsehpreis gewonnen hat. Dafür verzichtet er allerdings auf allzu tiefe psychische Abgründe und geht zu wenig auf die tatsächlichen sozialen und psychischen Folgen ein. Im Mittelpunkt steht die Trauer der Protagonisten – doch das hat jeder, der bereits einen geliebten Menschen verloren hat, bereits am eigenen Leib erfahren dürfen. Die Depressionen und psychischen Probleme der Frau bleiben dabei zu sehr im Hintergrund, wären sie doch gerade ein besonderer Aspekt gewesen, der dem Film umso mehr Tiefgang verliehen hätte. Als Sterbe-Drama also überaus sehenswert, als Psycho-Studie aber insgesamt zu oberflächlich. Fans von Wotan Wilke Möhring können dennoch gern zugreifen.
Fazit:
Psychologisch zwar zu oberflächlich, schafft es „Der letzte schöne Tag“ mit seinen realitätsnahen Szenen jedoch, ein schwieriges Thema so gut darzustellen, dass selbst abgehärteten Zuschauern schnell die Tränen kommen könnten. Hochemotional und sehenswert.