Omas haben es wirklich nicht leicht. Vor allem nicht, wenn sie bei der eigenen Tochter wohnen müssen und oftmals gar nicht so recht wissen, wohin sie eigentlich sollen. Da kommt es nicht gerade leichter, wenn besagte Tochter mit ihrem Mann nach Amerika ziehen will – und Oma im Schlepptau dann in eine kleine Abstellkammer ziehen soll. Wohin also mit der geliebten Oma? Für Tochter Marie scheint die Lösung einfach: Ins Altenheim. Dafür sagt sie auch prompt die Reise nach Rom ab, welche die beiden schon seit langer Zeit eingeplant haben. Dumm nur, dass sie dieses Mal die Rechnung ohne Oma gemacht hat, denn die macht sich kurzerhand allein auf die Reise ins ferne Rom, um endlich den Segen des Papstes für ihre Sünden erhalten zu können. Doch beim Zusammentreffen mit der dort wohnhaften Enkelin lassen die nächsten Sünden nicht lange auf sich warten…
Kritik:
Es mag einfach sein, Menschen in ein Altenheim zu stecken, wenn diese geistig und körperlich nicht mehr ganz fit sind. Doch kann eine alte Frau sowohl klar denken, als auch auf eigene Faust ausbüchsen, haben sie oftmals noch ganz andere Pläne. So auch Oma, die sich prompt ins Flugzeug setzt und dabei den Zuschauer bestens unterhalten kann.
Oma hat ihren eigenen Kopf
Marianne Sägebrecht spielt die Rolle der alten Oma überaus gut. Immer im Schlepptau und als große Belastung für die Familie der Tochter, wird sie längst für unfähig gehalten, ihr Leben selbst auf die Reihe zu kriegen. In einem Altenheim soll sie untergebracht werden – doch das passt ihr so gar nicht. Auf der Reise nach Rom lernt sie plötzlich ihre jugendlichen Seiten erneut wieder und beginnt erstmals zu leben. Sie macht all die Dinge, die zahlreiche alte Menschen wohl heute vermissen und am liebsten auch machen würden. Für manche reale alte Oma mag da wohl die Gefahr bestehen, einfach alles stehen und liegen zu lassen und sich selbst auf eine Abenteuerreise zu begeben, denn „Omamamia“ dürfte so mancher älteren Frau einen radikalen Spiegel vor die Nase halten. Das ist lustig, aber auch dramatisch zugleich.
Konflikt der Kulturen
„Omamamia“ bedient sich dabei recht geschickt an diversen Klischees der deutsch-italienischen Kultur. Die deutsche Gemütlichkeit mit ihren Kochkünsten und ganz eigenen moralischen Ansichten trifft auf die chaotisch-charmanten Italiener, die ihr Leben lieber turbulent genießen, als auf den Familiensinn der Deutschen allzu viel Rücksicht zu nehmen. Das kommt sowohl bei kulturellen, als auch kulinarischen Feinheiten überaus witzig zur Geltung, macht aber auch die Sehnsüchte der Protagonisten umso verständlicher und nachvollziehbar. Denn auf welche deutsche Frau machen die aufreißerischen, italienischen Gentlemen denn keinen guten Eindruck. Giancarlo Giannini und Raz Degan tun als charmante Italiener ihr übriges und überzeugen als perfekte Rollenbesetzung, welche die italienischen Klischees kaum besser parodieren könnten.
Deutsche – immer was zu meckern
Annette Frier, immer gestresste Mutter, passt allerdings dann schon eher in das Klischee der Deutschen. Immer genervt, immer ängstlich und vor allem: Immer was zu meckern. Oder anders gesagt: Typisch deutsch. Das Problem dabei ist allerdings, dass sie mit ihrer überaus hysterischen Art dem Zuschauer ganz schnell auf die Nerven geht und in etwa dem widerspiegelt, was so mancher Deutsche von seiner echten Mutter womöglich kennen dürfte. Das hält zwar auch den deutschen Frauen einen kleinen Spiegel vor die Nase, macht aber im Film einen eher negativen Eindruck – schließlich will man nicht auf dem Bildschirm genauso genervt werden, wie im eigenen Wohnzimmer. Zum Glück allerdings spielt sie dann doch eine Nebenrolle, denn in „Omamamia“ werden eher die älteren Generationen mit den noch jüngeren zusammengebracht, sodass wir nur allzu gut erkennen können, dass zwischen Jugendlichen und alten Omas eigentlich gar kein so großer Unterschied liegt. Denn mit den Sünden hat doch so ziemlich jeder zu kämpfen. Dass die Oma außerdem unbedingt das Unmögliche möglich machen will und in den Vatikan „einmarschiert“, macht es nur noch umso unterhaltsamer. Denn Religion dient hier eher zur Belustigung des Zuschauers. Ernst nimmt sich der Streifen dabei jedenfalls nicht – und das ist auch gut so.
Fazit:
Oma reißt aus – und liefert uns ein unterhaltsames, witziges Good-Feel-Movie mit einem gelungenen Generationenkonflikt, vielen Sehnsüchten und einer gelungenen Parodie der Kulturen.