Spätestens Mitte Zwanzig ist es doch meistens so weit, dass viele junge Menschen sich auf der Suche nach den eigenen vier Wänden machen. Beruflich die ersten Schritte gegangen, wollen sie sich endlich unabhängig machen und nicht mehr auf der Tasche ihrer Eltern leben – einige Exemplare gehen diesen Schritt womöglich sogar schon früher. Leider gibt es allerdings vereinzelt auch Ausnahmen, wie der nicht mehr ganz so junge Jeff, der selbst im Alter von dreißig Jahren noch im Keller seiner Mutter lebt. Den ganzen Tag damit beschäftigt, Drogen und das langweilige Fernsehprogramm zu konsumieren, ist er oftmals schon zu faul, überhaupt von seinem geliebten Sofa aufzustehen. Da soll ihm schließlich der erfolgreiche Bruder zur Erleuchtung helfen und ihm dabei helfen, endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Dumm nur, dass Karriere oftmals auch nicht glücklich macht…
Kritik:
Auf den ersten Blick erfüllt „Jeff, der noch zu Hause lebt“ ein richtiges Klischee. Wir sehen eine Person, die es im Leben noch nie zu etwas gebracht hat und ein richtiger Verlierer ist. Es wird also praktisch eben jenes Vorurteil bedient, das wohl in einer sogenannten Leistungsgesellschaft allgegenwärtig ist. Doch warum ein geregeltes Leben keineswegs glücklich macht und Looser-Typen eben doch nette Mitmenschen sein können, will uns Jeff verraten.
Die traurige Langeweile
Bereits zu Beginn versucht „Jeff, der noch zu Hause lebt“ mit stimmungsvoller Hintergrundmusik eben jene Grundstimmung einzufangen, mit denen Drückeberger wohl ständig zu kämpfen haben: Die Aussichtslosigkeit, Langeweile, Sinnlosigkeit und Perspektivlosigkeit. Es könnte da wohl kaum eine bessere Hauptbesetzung als Jason Segel geben, den wir alle bereits aus „How I met your mother“ kennen und hier den perfekten, strubbeligen Couch-Potato verkörpert. Langsam plätschert sein Alltag so vor sich hin, ständig sitzt er sinnlos und ohne jegliches Ziel vor dem Fernseher und selbst, wenn er sich dann doch einmal auf die Straße bewegen muss, mag sich an seinem Blick und seiner grundsätzlichen Stimmung nicht viel ändern. Insgesamt bietet die Komödie also einen melancholischen, wenn auch sehr spaßigen Stil – und nebenbei kann selbst die langsamste und perspektivenloseste Handlung noch den Zuschauer sehr begeistern.
Zwei ungleiche Brüder
Das mag insbesondere an Ed Helms liegen, der hier den erfolgreichen Bruder darstellen darf. Als ein Duo, welches verschiedener kaum sein könnte, bietet er einen extremen Kontrast zu seinem Bruder. Er ist hier die Figur, die verheiratet ist, sich eine Familie wünscht und auch in der Karriere stets erfolgreich ist. Das zumindest auf den ersten Blick, denn die Frage, ob er wirklich glücklicher ist, als Jeff, lässt sich nur schwer beantworten. Das Leben erst einmal fast komplett für die Frau aufgegeben, die ihn kaum noch eigene Wünsche erfüllen lässt, bietet eben doch genügend Frustration und Unzufriedenheit. Ed Helms verkörpert also eben genau das, wovor sich die sogenannten „Mama-Söhnchen“ dann doch am meisten fürchten und wovor sie sich seit Jahrzehnten drücken. Karriere ist eben nicht alles, Perspektivlosigkeit allerdings auch nicht. Am Ende bleibt eine Mischung, die uns sehr überrascht und die in den letzten Minuten so hochemotional wird, dass wir die Taschentücher womöglich unbedingt bereit halten sollten.
Nachdenklicher Generationenkonflikt
Alles in allem bleiben die richtig großen Gags zwar aus und wir können nun nicht gerade unsere Lachmuskeln strapazieren, doch die Story ist so ernsthaft und glaubwürdig, dass uns „Jeff, der noch zu Hause lebt“ trotzdem recht gut unterhält. Dafür sorgt auch der Generationenkonflikt zwischen den beiden Brüdern und der deutlich älteren Mutter, die in den Wechseljahren so ganz eigene Probleme hat. Schließlich will die sich noch einmal neu verlieben, entdeckt gänzlich neue Seiten an sich und ist von den beiden eigentlich recht liebenswerten Söhnen doch eher genervt. Aber seien wir ehrlich: Eigentlich ist doch jeder in diesem Film mitten im Selbstfindungsprozess, sodass sich für jeden Zuschauer ein Charakter findet, mit dem er sich hervorragend identifizieren kann und der ihm schnell ans Herz wachsen wird. „Jeff, der noch zu Hause lebt“ ist also eine Komödie für Familien, die es gern einmal etwas tiefgründiger wollen – und vielleicht auch den ein oder anderen Kerl noch im „Hotel Mama“ wohnen haben.
Fazit:
Unterhaltsame und spaßige Familienkomödie über die Vorurteile einer Leistungsgesellschaft, die einen Looser zum einzig wahren Helden aufsteigen lässt und einen melancholisch-selbstkritischen Blick auf die Perspektive „Hotel Mama“ setzt.